Aus der Traum vom EM-Triumph: DFB-Frauen unterliegen England nach Verlängerung!

London - Bittere Final-Niederlage für Deutschland. Die DFB-Frauen haben das EM-Endspiel gegen England mit 1:2 (1:1/1:1/0:0) nach Verlängerung verloren.

Trauer: Die deutschen Damen sind nur Vize-Europameister geworden.
Trauer: Die deutschen Damen sind nur Vize-Europameister geworden.  © dpa/Sebastian Christoph Gollnow

Prinz William bejubelte im Tollhaus Wembley den ersten englischen Titel seit 1966, für die deutschen Fußballerinnen endete dagegen die Traumreise ohne Krönung.

Beeinträchtigt durch den kurzfristigen Ausfall von Kapitänin und Torjägerin Alexandra Popp verpasste der Rekord-Europameister am Sonntag gegen das Gastgeber-Team aus England seinen neunten Titel.

Chloe Maggie Kelly sorgte mit ihrem Siegtreffer in der 110. Minute vor der EM-Rekordkulisse von 87.192 Zuschauenden für ohrenbetäubenden Jubel im Fußball-Tempel Londons und für den ersten internationalen Titel der Lionesses überhaupt.

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Zuvor hatte Lina Magull (79.) die erstmalige Führung der Gastgeberinnen durch Ella Toone (62.) ausgeglichen. Torjägerin Popp konnte bei dem Spektakel nur mit trauriger Miene zuschauen.

Die 31-jährige Wolfsburgerin hatte kurz vor dem Anpfiff wegen muskulärer Beschwerden passen müssen. Auch wenn es zum Titelgewinn am Ende nicht reichte, werden Deutschlands Fußballerinnen am Montag auf dem Frankfurter Römer geehrt.

England feierte dagegen den ersten Titel seit dem WM-Triumph der Männer 1966 im legendären Finale gegen Deutschland und machte es besser als Harry Kane und Co., die im Vorjahr ihr EM-Finale gegen Italien verloren hatten.

Englands Anfangsformation für das EM-Finale gegen Deutschland

Startelf von Deutschland für das EM-Finale gegen England

Ausfall von DFB-Kapitänin Alexandra Popp wog bei Deutschland schwer

Chloe Maggie Kelly (o.) sorgte mit ihrem entscheidenden Treffer für grenzenlosen Jubel im Wembley-Stadion.
Chloe Maggie Kelly (o.) sorgte mit ihrem entscheidenden Treffer für grenzenlosen Jubel im Wembley-Stadion.  © AFP/Franck Fife

Gänsehaut-Atmosphäre herrschte in Wembley, wo sich viel Prominenz - von Prinz William über Bundeskanzler Olaf Scholz bis hin zu Bundestrainer Hansi Flick - versammelt hatte.

Es war die größte Kulisse, die jemals bei einer EM - egal ob Männer oder Frauen - verzeichnet wurde. "Wir werden es genießen. Wir sehen es als Herausforderung an, aber auch als Privileg", sagte Voss-Tecklenburg.

Zunächst hatte das DFB-Team aber einen Schock zu verdauen. Als die beiden Teams aus dem Spielertunnel kamen, führte überraschend Svenja Huth anstelle von Popp die deutsche Mannschaft an. Unmittelbar vor dem Anpfiff musste die sechsfache Torschützin passen, dafür kam Deutschlands Fußballerin des Jahres Lea Schüller in die Startelf.

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Wie bitter für Popp, die Matchwinnerin aus dem Frankreich-Spiel, die in ihrer Karriere so viele verletzungsbedingte Rückschläge einstecken musste und vor wenigen Wochen beim 4:0-Auftakt gegen Dänemark erst ihr EM-Debüt mit 31 Jahren gegeben hatte.

Womöglich war es die schlechte Nachricht vor dem Anpfiff, womöglich aber auch die beeindruckende Atmosphäre - das deutsche Team begann nervös und sah sich in einem intensiven Spiel gleich großem Druck der Engländerinnen ausgesetzt. Erst ein Kopfball von Ellen White (3.), dann war Torjägerin Beth Mead über außen frei durch (9.) - Keeperin Merle Frohms ließ sich aber nicht düpieren.

Engländerinnen körperlich robust, DFB-Team mit Problemen

Die deutschen Fans litten mit ihrem Team mit.
Die deutschen Fans litten mit ihrem Team mit.  © AFP/ Ina Fassbender

Deutsche Nadelstiche gab es auch, wie etwa der abgeblockte Schuss von Sara Däbritz (10.). Und Mitte der ersten Halbzeit hatte Marina Hegering gar die Riesenchance zur Führung, als die Lionesses kurz vor der Ziellinie noch den Ball wegstochern konnten.

Als bei dieser Szene aber der Video-Schiedsrichter einen möglichen Handelfmeter überprüfte, wurde es plötzlich ganz ruhig im großen Rund. Der Elfmeterpfiff blieb aber aus.

Mehr vom Spiel hatten in dieser Phase aber die Engländerinnen, die der DFB-Auswahl mit ihrer körperlichen Herangehensweise große Probleme bereiteten. Auch das Pressing funktionierte beim Rekord-Europameister nicht wie gewünscht.

Weil aber auch die Gastgeberinnen bei ihren Abschlüssen wie beim Schuss von White zu hastig und ungenau agierten, blieb es in den ersten 45 Minuten torlos.

Bundeskanzler Scholz zeigte sich zur Pause "begeistert" von seiner Frauenfußball-Premiere. Und so dürfte es den deutschen Regierungschef gefreut haben, als die DFB-Mannschaft im zweiten Durchgang den Vorwärtsgang einlegte und durch die eingewechselte Tabea Waßmuth (48.) und die überragende Magull (49.) zu zwei großen Chancen kam. Kurz darauf kam Schüller bei einem langen Ball einen Tick zu spät (57.).

Ella Toone brachte die Lionesses mit 1:0 gegen Deutschland in Führung.
Ella Toone brachte die Lionesses mit 1:0 gegen Deutschland in Führung.  © AFP/Franck Fife

Lina Magulls Tor reicht nicht: Ella Toone und Chloe Maggie Kelly führen England zum EM-Titel

Lina Magull glich für Deutschland aus und erzwang die Verlängerung.
Lina Magull glich für Deutschland aus und erzwang die Verlängerung.  © AFP/Franck Fife

Das sollte sich rächen. Bei einem langen Ball war die deutsche Abwehr mal nicht auf der Höhe. Die sechs Minuten zuvor eingewechselte Toone setzte den Ball mit einem Lupfer ins deutsche Tor.

Das Team von Voss-Tecklenburg wollte die schnelle Antwort. Doch Magull scheiterte mit einem Pfostenschuss, der Nachschuss von Schüller war zu harmlos (66.).

Der Druck wurde aber immer größer, es spielte nur noch Deutschland. Und schließlich war Magull nach Vorlage von Waßmuth doch zur Stelle.

Es wurde immer leiser in Wembley, und das hatte seinen Grund. Deutschland drängte die Engländerinnen immer mehr in die eigene Hälfte zurück und hatte die deutlich größeren Spielanteile.

Doch England gab nicht auf und hatte dank Kelly das bessere Ende für sich. Die 24-Jährige von Manchester City stocherte bei einer Unachtsamkeit den Ball ins Tor.

Deutschland warf noch einmal alles nach vorne - ohne Erfolg.

Titelfoto: dpa/Sebastian Christoph Gollnow

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