DFB-Krise: Schlechter lief es nur zu Kaisers Zeiten

Gelsenkirchen - Mit der 0:2-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Kolumbien ist ein seltener Negativ-Lauf perfekt. Unter der Führung von Hansi Flick (58) konnte das DFB-Team in den vergangenen zehn Spielen nur drei Siege holen. Das gab es nicht so oft in der Geschichte.

Es macht zurzeit keinen Spaß, Fan der deutschen Nationalmannschaft zu sein. (Symbolbild)
Es macht zurzeit keinen Spaß, Fan der deutschen Nationalmannschaft zu sein. (Symbolbild)  © ODD ANDERSEN / AFP

Alles begann mit der ersten Niederlage unter Flick. Die DFB-Jungs mussten sich im September des zurückliegenden Jahres Ungarn mit einem 0:1 geschlagen geben.

In den folgenden zehn Spielen konnten nur Oman, Costa Rica und Peru bezwungen werden. Leider lag da die WM in Katar dazwischen.

Doch wann lief es eigentlich das letzte Mal so schlecht?

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Die Gesamtbilanz der Nationalmannschaft zeigt, dass bei 1002 Spielen nur 216 Niederlagen zu Buche stehen. Etwa jedes fünfte Spiel wurde verloren, nicht fast jedes zweite wie zurzeit.

Die Krise hat sich jedoch angebahnt. Vor wenigen Jahren, vom 937. bis zum 946. Spiel, wurden in zehn Spielen sogar nur zwei Spiele gewonnen.

In dieser Zeit lag blöderweise die WM in Russland dazwischen, bei der die deutsche Nationalmannschaft unter Jogi Löw (63) zum ersten Mal in der Vorrunde einer WM ausschied.

Vergleichbare Serie gab es vor der Wiedervereinigung Deutschlands

Franz Beckenbauer (77) startete seine DFB-Trainerkarriere nicht so optimal. (Archivbild)
Franz Beckenbauer (77) startete seine DFB-Trainerkarriere nicht so optimal. (Archivbild)  © Martina Hellmann/dpa

Um eine ähnlich schlechte Phase zu finden, in der in zehn Spielen weniger als vier Siege erzielt wurden, muss man bis ins Jahr 1985 zurückgehen!

Während der drei Niederlagen in zehn Spielen gelang Teamchef Franz Beckenbauer (77) aber immerhin ein Sieg gegen Brasilien. Übrigens das einzige Spiel gegen die Südamerikaner, welches ohne Gegentor blieb.

Zwei Siege in zehn Spielen war ein Jahrzehnt zuvor der Abschluss des Weltmeistertrainers von 1974, Helmut Schön (†80). Die Schmach von Cordoba, die 2:3-Niederlage gegen Österreich, war das letzte Spiel des Dresdners als DFB-Coach.

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Noch ein anderer Weltmeistertrainer beendete seine Nationalmannschafts-Karriere mit einem schlechten Lauf. Sepp Herberger (†80), der seit 1932 im Trainerstab des DFB-Teams aktiv war und 1936 Cheftrainer wurde, war bis 1964 im Amt!

Während Helmut Schön (†80) vom Co- zum Cheftrainer aufstieg, gelangen den Trainer-Legenden 1964 nur drei Siege in zehn Spielen. Aber immerhin besser als 1959, da kamen die Jungs von Herberger auf nur zwei Siege in zehn Spielen.

Nach dem WM-Titel 1954 war die Luft raus

Sepp Herberger (†80) war fast 30 Jahre Chef-Trainer der DFB-Elf. (Archivbild)
Sepp Herberger (†80) war fast 30 Jahre Chef-Trainer der DFB-Elf. (Archivbild)  © Koll dpa/lsw

Kurioserweise stellte ausgerechnet eine Weltmeister-Mannschaft den Negativrekord mit den meisten Niederlagen innerhalb von zehn Spielen auf - direkt nach dem WM-Gewinn gegen Ungarn 1954 in Bern.

Die DFB-Elf stellte im Siegestaumel das Spielen quasi ein und verlor sieben der kommenden zehn Spiele!

Auch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten lief es nicht gut für Deutschland. Das Team kassierte zudem 1931 die höchste Niederlage gegen Österreich. 0:6 gab man sich in Berlin geschlagen.

Genauso gab es 1924 und auch in den späten 1910er Jahren weniger als vier Siege in zehn Spielen, wenn man die Spiele vor und nach dem Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 berücksichtigt.

Zu Kaisers Zeiten war es am schwierigsten

Besser als gedacht? Erich Ribbeck (86) hat keine so schlechte DFB-Serie wie Hansi Flick im Lebenslauf stehen. (Archivbild)
Besser als gedacht? Erich Ribbeck (86) hat keine so schlechte DFB-Serie wie Hansi Flick im Lebenslauf stehen. (Archivbild)  © Oliver Berg/dpa

Vor dem Ersten Weltkrieg 1914 war die fußballerische Situation jedoch am schwierigsten. Zwei Serien von zehn Spielen stehen in den Geschichtsbüchern, in denen jeweils siebenmal verloren und nur zweimal gewonnen werden konnte.

Das sind doch gute Nachrichten für Hansi Flick: Früher war nicht alles besser.

Nicht unerwähnt soll außerdem bleiben: Eine so schlechte Zehn-Spiele-Serie wie von Hansi Flick oder Jogi Löw findet man bei Erich Ribbeck (86), der von 1998 bis 2000 Bundestrainer war, in der Historie erstaunlicherweise nicht.

Titelfoto: ODD ANDERSEN / AFP

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