Matthäus zerlegt Nagelsmann-Taktik: "Dachte, die Ausprobiererei ist vorbei"

Berlin/München - Auch unter Julian Nagelsmann (36) kann die deutsche Nationalmannschaft keine konstanten Leistungen abrufen, wie die überraschende Niederlage gegen die Türkei (2:3) am Samstagabend zeigte. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (62) findet nach dem schwachen Auftritt der DFB-Elf deutliche Worte und zerlegt die Taktik des neuen Bundestrainers.

TV-Experte Lothar Matthäus (62) kritisiert die Taktik des Bundestrainers.
TV-Experte Lothar Matthäus (62) kritisiert die Taktik des Bundestrainers.  © Sven Hoppe/dpa

"Ich habe gedacht, die Ausprobiererei ist vorbei, nachdem Hansi Flick beurlaubt worden ist", sagte der Franke bei RTL.

Nagelsmann hatte Offensivmann Kai Havertz völlig unerwartet als Linksverteidiger starten lassen. Das veränderte das ganze System.

"Dann war es wieder die Dreierkette, die die deutsche Mannschaft nicht beherrscht", stellte Matthäus fest, der der Überzeugung ist, dass ein 4-2-3-1 "das Grundsystem der deutschen Mannschaft" sein sollte.

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In der 71. Minute verschuldete Havertz, der seine Mannschaft bereits in der 5. Minute in Führung gebracht hatte, mit einem umstrittenen Handspiel den entscheidenden Elfmeter für die Türkei.

"Franz Beckenbauer hat mal gesagt, ein Stürmer hat im eigenen Strafraum gar nichts zu suchen", kommentierte Matthäus. "Ein Verteidiger hat andere Erfahrungen gesammelt und die Hand vielleicht angelegt. Das ist unglücklich gewesen."

Nagelsmann sah das nach dem Spiel völlig anders: "Kai Havertz hat ein herausragendes Spiel gemacht. Die einzige Personalie, die heute überraschend war, war mit unser bester Mann."

Matthäus kritisiert Nagelsmann: "Gündogan und Kimmich passen auf der Doppel-Sechs nicht zusammen"

Julian Nagelsmann (36) muss sich nach der Niederlage gegen die Türkei Kritik gefallen lassen.
Julian Nagelsmann (36) muss sich nach der Niederlage gegen die Türkei Kritik gefallen lassen.  © Federico Gambarini/dpa

Neben der Dreierkette und dem Havertz-Experiment störte sich der TV-Experte an der Besetzung des defensiven Mittelfelds.

"Gündogan und Kimmich, das hat man auch bei der Weltmeisterschaft gesehen, passen auf der Doppel-Sechs nicht zusammen, weil sie sich zu ähnlich sind", urteilte der Weltmeister von 1990 und Europameister von 1980.

"Das sind zwei große Spieler, ich würde fast sagen Weltklassespieler, aber die tun sich nicht gut, wenn sie zusammenspielen."

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Matthäus empfahl Nagelsmann auf Pascal Groß oder Leon Goretzka neben Kimmich oder Gündogan zu setzen.

"Das wäre die ideale Lösung, aber nicht beide zusammen. Ein Sechser, der vor der Abwehr aufräumt, das ist weder Gündogan noch Kimmich."

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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