Kommentar zum Vorrunden-Debakel der U21: Deutscher Fußball am Tiefpunkt!

Batumi (Georgien) - Was ist nur mit dem deutschen Fußball los? Die U21-Nationalmannschaft scheidet als Tabellenletzter sang- und klanglos in der Gruppenphase der Europameisterschaft aus. Die Enttäuschung darüber steckt allen Spielern und dem Trainerteam in den Knochen, doch das Debakel hat sich angedeutet.

Ratlos schaut Yannick Keitel (23) drein, als er vor der deutschen Tribüne steht.
Ratlos schaut Yannick Keitel (23) drein, als er vor der deutschen Tribüne steht.  © Sebastian Kahnert/dpa

Hängende Köpfe, Frust und ganz viel Sprachlosigkeit.

Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Klar doch! Das blamable Vorrunden-Aus der Deutschen U21 bei der Europameisterschaft in Georgien und Rumänien erinnert in vielerlei Hinsicht an die derzeitige Situation der A-Nationalmannschaft.

In der Tat sind die Parallelen erschreckend und spätestens nach dem blutleeren letzten Gruppenspiel des deutschen Nachwuchses am gestrigen Mittwochabend gegen England (0:2) muss allen Beteiligten und Funktionären des deutschen Fußballs eines klar sein:

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Mit Zufall oder Pech haben diese Resultate nichts mehr zu tun! Die Probleme sind vielschichtig - und leider auch hausgemacht.

Eine Analyse muss deshalb auf mehreren Ebenen erfolgen, die sowohl die Aspekte Mentalität, Tugenden, Taktik als auch spielerische Elemente in den Fokus nimmt.

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Deutschlands Trainer Antonio Di Salvo (44) reagiert ratlos auf das DFB-Aus seiner Jungs.
Deutschlands Trainer Antonio Di Salvo (44) reagiert ratlos auf das DFB-Aus seiner Jungs.  © Sebastian Kahnert/dpa

Keine Frage: Gegen ein spielerisch überragendes Team wie jenes aus England kann man verlieren - man muss es aber nicht.

Und genau hier beginnen die Probleme. Während auch die deutsche U21 über zweifellos gut ausgebildete und technisch versierte Spieler verfügt, gelingt es nicht, gegen Top-Nationen auch nur mitzuhalten. Phasenweise wurde die junge DFB-Elf gegen die Wand gespielt, das darf nicht unser Anspruch sein!

Die Engländer waren zu stark, diese Tatsache darf man einfach einmal sportlich zur Kenntnis nehmen, doch was ist mit den mageren Auftritten gegen die anderen beiden Gruppengegnern aus Israel (1:1) und Tschechien (1:2)?

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Hierfür gibt es keine Entschuldigung. Die Tschechen und auch die Israelis sind dem DFB-Nachwuchs weder spielerisch noch taktisch überlegen. Woran liegt es also, dass auch Spiele gegen vermeintlich kleinere Mannschaften in den Sand gesetzt werden?

Es mangelt insbesondere an Mentalitätsspielern, wie sie in früheren Generationen zuhauf auf dem Platz standen.

Ein Oliver Kahn (54), Mario Basler (54) oder Stefan Effenberg (54) gehören zwar allesamt einer völlig anderen Spielergeneration an, doch besaßen sie allesamt die wichtige Eigenschaft, in sportlich schwierigen Situationen die Zügel in die Hand zu nehmen und eine Mannschaft zu führen.

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Deutschlands Youssoufa Moukoko (18, l.) tröstet Deutschlands Jessic Ngankam (22, r.) nach dem Spiel.
Deutschlands Youssoufa Moukoko (18, l.) tröstet Deutschlands Jessic Ngankam (22, r.) nach dem Spiel.  © Kommentar zum Vorrunden-Aus der DFB-U21: Ein Abbild des deutschen Fußballs, der am Tiefpunkt angekommen ist!

Liegt das Übel der Wurzel also in einer "durchsetzungsschwachen" Generation?

Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden, doch klar ist: Es muss etwas mit der Ausbildung und der Tugendhaftigkeit zu tun haben. Die deutschen Leistungsnachwuchszentren vermitteln zwar viel spielerische Klasse, aber was fehlt, sind echte Werte und Tugenden.

Damit sind gewiss keine politisch indoktrinierten Binden oder Botschaften gemeint, sondern der Wille, Spiele unbedingt gewinnen zu wollen. Dafür braucht es auch die Bereitschaft, bis über die eigene Leistungsgrenze zu gehen.

Die Probleme im DFB sind tief sitzend, das heißt, sie sind nicht durch eine Systemumstellung von Dreier- auf Viererkette oder einer zusätzlichen hängenden Spitze zu lösen.

Was den Menschen vor dem TV-Bildschirm fehlt, sind Identifikation und Spaß. Zum Schutze der Spieler muss man hier erwähnen, dass das Fußballgeschäft keine Pausen mehr kennt, die Spieler sind ausgelaugt und das merkt man ihnen an.

Die U21 und die A-Nationalmannschaft stecken derzeit tief in der Krise. Bis diese vorbei ist, wird es neben viel Geduld auch jede Menge ehrlicher Aufarbeitung brauchen. Wer den Adler auf der Brust trägt, muss auch wirklich für ihn spielen wollen.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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