Deutschland-Protest gegen die FIFA: DFB-Auswahl mit Mund-Geste

Al-Rajjan - Die deutschen Fußball-Nationalspieler haben sich beim Mannschaftsfoto unmittelbar vor dem Anpfiff der WM-Partie gegen Japan demonstrativ die Hand vor den Mund gehalten.

Das deutsche Team hielt sich beim Mannschaftsfoto die Hand vor den Mund.
Das deutsche Team hielt sich beim Mannschaftsfoto die Hand vor den Mund.  © Christian Charisius/dpa

Die DFB-Auswahl sendete damit sehr offensichtlich ein Zeichen an den Fußball-Weltverband FIFA, der in Katar die "One Love"-Kapitänsbinde von Manuel Neuer (36) und sechs weiteren europäischen Mannschaftskapitänen verboten hatte.

Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan die von der FIFA vorgegebene "No Discrimination"-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.

"Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar", twitterte der Deutsche Fußball-Bund nach Spielbeginn.

Mit seinem Penis-Jubel wollte er provozieren: Kommt jetzt das Aus für Argentiniens Held?
Fußball WM 2022 Mit seinem Penis-Jubel wollte er provozieren: Kommt jetzt das Aus für Argentiniens Held?

"Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."

Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige "One Love"-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.

Bierhoff: "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD), hier mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61), trug die "One Love"-Binde.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD), hier mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61), trug die "One Love"-Binde.  © Federico Gambarini/dpa

"Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) in der ARD.

"Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen."

DFB-Direktor Oliver Bierhoff (54) hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren", sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD.

Lohnende Katar-WM! RB Leipzig kassiert Millionensumme von der FIFA
Fußball WM 2022 Lohnende Katar-WM! RB Leipzig kassiert Millionensumme von der FIFA

Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema "schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen", betonte Bierhoff.

Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei "ein herber Schlag" gewesen.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

Mehr zum Thema Fußball WM 2022: