Protest überholt? England-Frauen verzichten heute auf diese besondere Geste

Genf (Schweiz) - Seit fast fünf Jahren sind die "Lionesses" vor jedem Anpfiff aufs Knie gegangen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Damit ist jetzt Schluss. Mit dem Halbfinale der EM 2025 verzichtet die englische Frauen-Nationalmannschaft auf die Geste - und schlägt damit hohe Wellen.

Lucy Bronze (33) ist nicht mehr von dem Kniefall als Geste gegen Rassismus überzeugt.
Lucy Bronze (33) ist nicht mehr von dem Kniefall als Geste gegen Rassismus überzeugt.  © ADRIAN DENNIS / AFP

Vor wenigen Tagen hatte die englische Abwehrspielerin Jess Carter (27) rassistische Anfeindungen und übelste Beschimpfungen im Netz öffentlich gemacht, woraufhin ihr Verband ankündigte, den symbolischen Kniefall künftig weglassen zu wollen.

"Es ist offensichtlich, dass wir und der Fussball einen anderen Weg finden müssen, um gegen Rassismus vorzugehen", hieß es in dem Statement des amtierenden Europameisters.

Auf der Pressekonferenz vor dem Semifinale gegen Italien (Dienstag, 21 Uhr) erklärte Carters Defensiv-Kollegin Lucy Bronze (33), dass es sich um eine "Initiative der Gruppe" gehandelt habe.

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"Ist die Botschaft noch so stark wie früher? Kommt sie wirklich an? Denn für uns fühlt es sich nicht so an, wenn unseren Spielern bei den größten Turnieren ihres Lebens immer noch solche Dinge passieren", erläuterte die 33-Jährige die Entscheidung.

Gut an kam sie allerdings nicht überall: "Ich sehe die Verbindung hier nicht", sagte etwa Piara Powar, Geschäftsführer der Anti-Diskriminierungs-Organisation "Fare" der BBC. Es handele sich um eine kraftvolle Geste - und genau die seien aktuell notwendig.

In den vergangenen Jahren gingen Ella Toone (25) und ihre Kolleginnen vor dem Spiel stets aufs Knie.
In den vergangenen Jahren gingen Ella Toone (25) und ihre Kolleginnen vor dem Spiel stets aufs Knie.  © ADRIAN DENNIS / AFP

Zieht die Premier League bald nach?

Georgia Stanway (26) erklärt, warum die "Lionesses" künftig auf den Kniefall verzichten.
Georgia Stanway (26) erklärt, warum die "Lionesses" künftig auf den Kniefall verzichten.  © Fabrice COFFRINI / AFP

Derweil verteidigten die Organisationen "Kick it Out" und "The Three Hijabis" den Entschluss. Aufs Knie zu gehen sei vor allem in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung fest verankert, werde heute aber mit "Woke-Culture" in einen Topf geworfen und habe deshalb an Schlagkraft verloren.

"Wir hatten das Gefühl, dass das Knie ein wenig zu repetitiv war, dass es an einen Punkt gekommen war, an dem es nicht mehr das tat, was wir wollten", bekräftigte auch Bayern-Star Georgia Stanway (26) im Independent-Interview.

Stattdessen müsse mehr getan werden - von Social-Media-Plattformen und im echten Leben.

Die englische Premier League sieht das offenbar ganz ähnlich. Wie der Guardian berichtet, will nun auch die Liga vor der neuen Saison mit den Kapitänen und Kapitäninnen sprechen und sich über einen möglichen Wegfall der Geste beraten.

Titelfoto: ADRIAN DENNIS / AFP, ADRIAN DENNIS / AFP, FABRICE COFFRINI / AFP

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