2001 noch im CL-Finale gegen die Bayern: Früherer Spitzenklub bangt um Existenz!

Valencia (Spanien) - Anfang des Jahrtausends hatte der FC Valencia schon mindestens eine Hand am Henkelpott. 2000 und 2001 erreichten die "Blanquinegros" hintereinander das Finale der Champions League, verloren allerdings jeweils gegen Real Madrid und den FC Bayern München. Seitdem ist einiges passiert, im Moment beschäftigen den gefallenen Riesen ganz andere Sorgen.

Bessere Zeiten: Valencias Keeper Santiago Cañizares (53, 3.v.l.) blieb beim Elfmeter von Stefan Effenberg (54, l.) im Endspiel der Königsklasse 2001 chancenlos. (Archivfoto)
Bessere Zeiten: Valencias Keeper Santiago Cañizares (53, 3.v.l.) blieb beim Elfmeter von Stefan Effenberg (54, l.) im Endspiel der Königsklasse 2001 chancenlos. (Archivfoto)  © GABRIEL BOUYS / AFP

Am vergangenen Wochenende bei der 0:2-Heimpleite gegen Sevilla entlud sich der Frust der Anhänger im altehrwürdigen Mestalla. Nach Abpfiff mussten die Akteure abgeschirmt von der Polizei aus der Arena geschafft werden.

Bereits während der 90 Minuten sangen sie den "Platzsturm" herbei und ließen die Kicker wissen: "Ihr kommt hier nicht raus!" Noch härter erwischte es nur den unbeliebten Klubbesitzer Peter Lim (69), dem sogar der Tod gewünscht wurde.

Auch wenn solche makaberen Botschaften schwer zu rechtfertigen sind, der Grund für sie ist zügig gefunden. Die "Fledermäuse" belegen nach 29 Spieltagen mit lediglich 27 Zählern den 18. Tabellenplatz der LaLiga. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt immerhin nur drei Punkte.

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Trotzdem droht der erste Abstieg seit 1986 - und darüber hinaus die damit möglicherweise verbundene Pleite des Vereins.

"Die Kontinuität der Eigentümer kann nur einen Gedanken hervorrufen, den der Auflösung. Praktisch könnte die Mannschaft wirtschaftlich ein Jahr in der 2. Liga durchhalten, zwei sicher nicht", beschrieb Marca-Journalist Javi Lazaro jetzt die finanzielle Situation von Valencia.

"Lim Go Home": Schon seit Jahren protestieren die Valencia-Fans gegen Klubbesitzer Peter Lim (69).
"Lim Go Home": Schon seit Jahren protestieren die Valencia-Fans gegen Klubbesitzer Peter Lim (69).  © JOSE JORDAN / AFP

Der FC Valencia taumelt unter Peter Lim dem Abstieg entgegen

Immer wieder organisieren die Anhänger auch Fanmärsche, doch der ausländische Investor lässt sich nicht verjagen.
Immer wieder organisieren die Anhänger auch Fanmärsche, doch der ausländische Investor lässt sich nicht verjagen.  © JOSE JORDAN / AFP

"Und wenn man Lims Management betrachtet, wird sich der Verein bei einem Projekt Aufstieg kaum Mühe geben", fügte der Experte an.

Der Investor aus Singapur übernahm den gebeutelten Klub 2014 für vergleichsweise günstige 94 Millionen Euro und versprach den Fans zunächst das Blaue vom Himmel.

So war Valencia in den Jahren zuvor stets auf Spielerverkäufe angewiesen. Zahlreiche Leistungsträger wie Jordi Alba (34), Juan Mata (34) oder David Villa (41) verließen den sechsfachen spanischen Meister, dafür floss Geld in die klammen Kassen.

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Lim gelobte Besserung. Etwa neun Jahre nach seinem Einstieg kann davon aber keine Rede mehr sein. Mit Daniel Parejo (34), Geoffrey Kondogbia (30), Rodrigo (32), Ferran Torres (23) und Goncalo Guedes (26) gingen die besten Akteure stattdessen für zum Teil fragwürdig niedrige Summen. Was kam, war der Unmut der Anhängerschaft.

"Ich sage das schon seit acht Jahren, mich überrascht es nicht", wetterte der langjährige Stammkeeper Santiago Cañizares (53) gegenüber Marca. "Valencia ohne Management ist ein vulgärer Verein."

Im CL-Endspiel 2001 gegen den deutschen Rekordmeister stand der Schlussmann mit den auffällig blonden Haaren noch selbst auf dem Rasen, zusammen mit dem heutigen Coach Ruben Baraja (47).

Ruben Baraja (heute 47, M.), hier mit David Villa (41, l.) gegen Bremens Per Mertesacker (38), stand selbst 358 Mal für Valencia auf dem Feld. (Archivfoto)
Ruben Baraja (heute 47, M.), hier mit David Villa (41, l.) gegen Bremens Per Mertesacker (38), stand selbst 358 Mal für Valencia auf dem Feld. (Archivfoto)  © Carmen Jaspersen dpa/lni

Ruben Baraja konnte den FC Valencia nicht wieder in die Spur bringen

Valencia-Coach Ruben Baraja (47, r.) weist Ilaix Moriba (20) zurecht.
Valencia-Coach Ruben Baraja (47, r.) weist Ilaix Moriba (20) zurecht.  © JOSE JORDAN / AFP

Die Klublegende folgte passenderweise zum Valentinstag im Februar auf Gennaro Gattuso (45), doch als Feuerwehrmann konnte der Ex-Kapitän bislang überhaupt nicht überzeugen.

In acht Partien holte der 47-jährige Übungsleiter nur sieben Punkte, aus den letzten vier Spielen nahmen die "Blanquinegros" sogar nur einen mickrigen Zähler mit.

Mit Ex-Leipziger Justin Kluivert (23) sowie RBL-Leihgabe Ilaix Moriba (20), Knipser Edinson Cavani (36) und Kapitän Jose Gaya (27) stehen zwar immer noch fähige Fußballer im Kader, doch die von Gattuso im Winter geforderten Verstärkungen blieben aus, woraufhin der italienische Trainer seinen Hut nahm.

Ob es trotzdem für den Klassenerhalt reicht, werden die verbleibenden neun Saisonspiele zeigen. Am Sonntag (14 Uhr) ist ein Sieg beim abgeschlagenen Schlusslicht FC Elche eigentlich Pflicht.

Sonst droht der malerischen Hafenstadt an der spanischen Südostküste der traurige Niedergang einer einst so erfolgreichen Institution.

Titelfoto: GABRIEL BOUYS / AFP

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