Deutschland-Schreck sucht Kabinen-Maulwurf: "Einer der schlechtesten Trainer"

Lyon (Frankreich) - Bei vielen deutschen Fußballfans dürfte der Name Fabio Grosso (45) eher negative Erinnerungen wach werden lassen, immerhin kegelte der Ex-Profi die DFB-Elf beim Sommermärchen 2006 mit seinem Treffer in der Verlängerung aus dem Turnier. Inzwischen ist der Italiener als Trainer aktiv, doch auch seine Spieler denken offenbar nicht gern an ihren Boss.

Seit Mitte September ist Fabio Grosso (45) bei Olympique Lyon im Amt.
Seit Mitte September ist Fabio Grosso (45) bei Olympique Lyon im Amt.  © Jeff PACHOUD / AFP

Am Dienstag soll die Krise von Olympique Lyon ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben, wie die französische Tageszeitung L'Équipe berichtet.

Letztendlich ließ Coach Grosso demnach sogar eine angesetzte Trainingseinheit ausfallen, nachdem es ihm nicht gelungen war, einen Maulwurf in der Kabine ausfindig zu machen. Doch der Reihe nach.

Der frühere Serienmeister erlebte in der Ligue 1 einen Horror-Start in die Saison und konnte sich auch nach neun Spieltagen noch nicht über einen Sieg freuen. Lediglich drei Unentschieden und ebenso viele Punkte hat "OL" derzeit auf dem Konto.

Rückschlag für RB Leipzigs Leihgabe Timo Werner: Ist die EM jetzt schon gelaufen?
Fußball International Rückschlag für RB Leipzigs Leihgabe Timo Werner: Ist die EM jetzt schon gelaufen?

Durch die 1:2-Pleite am vergangenen Wochenende gegen das bisherige Schlusslicht Clermont Foot stürzte der Traditionsklub auf den letzten Tabellenplatz ab. An der Rhône herrschte aber auch schon vorher Land unter, bereits Anfang September hatten die Fans ihrem Unmut in einer emotionalen Standpauke Luft gemacht.

Folgerichtig musste Übungsleiter und Frankreich-Legende Laurent Blanc (57) keine zwei Wochen später seinen Hut nehmen, woraufhin Grosso als neuer Trainer vorgestellt wurde.

Fabio Grosso (heute 45, r.) jubelt über seinen Treffer im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland in der 119. Minute. Keine 60 Sekunden später besiegelte Alessandro Del Piero (heute 48, M.) die DFB-Pleite.
Fabio Grosso (heute 45, r.) jubelt über seinen Treffer im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland in der 119. Minute. Keine 60 Sekunden später besiegelte Alessandro Del Piero (heute 48, M.) die DFB-Pleite.  © PATRIK STOLLARZ / AFP

Fabio Grosso soll "alle gegen sich aufgebracht" haben

OL-Trainer Fabio Grosso (45, 2.v.r.) hat schon nach wenigen Wochen keinen leichten Stand bei seinem neuen Klub.
OL-Trainer Fabio Grosso (45, 2.v.r.) hat schon nach wenigen Wochen keinen leichten Stand bei seinem neuen Klub.  © Jeff PACHOUD / AFP

Doch der ehemalige Linksverteidiger konnte das Ruder seitdem nicht herumreißen und begann seine Amtszeit mit drei weiteren Niederlagen und einem mickrigen Zähler aus den ersten vier Begegnungen.

Dadurch wurde schnell Kritik laut. Der französische Ex-Nationalkicker Jérôme Rothen (45) gewährte in seiner Show für RMC Sport tiefe Einblicke in das Innenleben des Vereins und ließ dabei kein gutes Haar am Weltmeister von 2006.

Die Ernennung von Grosso sei ein horrender "Besetzungsfehler" gewesen, was ihm selbst die Spieler von Olympique so bestätigt hätten. "Ich habe versucht, Leute aus der Umkleidekabine zu kontaktieren. Ich werde keine Namen nennen, denn das könnte sie in Schwierigkeiten bringen", erklärte Rothen.

Mit Brustschmerzen in die Klinik: Sorge um früheren Weltklasse-Stürmer!
Fußball International Mit Brustschmerzen in die Klinik: Sorge um früheren Weltklasse-Stürmer!

Und fügte dann an: "Aber Grosso, er steht schon auf der Kippe. Es gibt praktisch keine Spieler mehr, die ihn ab können." Laut einem erfahrenen Lyon-Akteur sei der 45-Jährige "einer der schlechtesten Trainer", den er jemals erlebt habe. "Er hat jetzt schon alle gegen sich aufgebracht", so Rothen weiter.

Das hat der Coach natürlich nicht gern gehört, weshalb er den Maulwurf nach Informationen der L'Équipe am Dienstag zur Rede stellen wollte. Der Plan ging demzufolge aber nicht auf, auch nach einer halben Stunde Wartezeit habe sich die Plaudertasche nicht zu erkennen gegeben.

Deshalb soll Grosso die Nachmittagseinheit abgesagt und seine Schützlinge für eine Denkpause nach Hause geschickt haben. Allerdings dürfte die andauernde Krise beim einstigen Spitzenklub damit wohl kaum bewältigt sein.

Titelfoto: Jeff PACHOUD / AFP

Mehr zum Thema Fußball International: