Freistöße waren seine Spezialität: Früherer Welttorhüter will Präsident werden!

Asunción (Paraguay) - Als Profi beschimpfte er Schiedsrichter, spuckte auf Gegenspieler und wurde ausgerechnet wegen seiner Torgefahr weltbekannt. Nun kandidiert der frühere Star-Keeper José Luis Chilavert (57) als Präsident seines Heimatlandes.

In den 1980er- und 90er-Jahren war José Luis Chilavert (heute 57) eine der prägenden Figuren in der Fußballwelt. (Archivfoto)
In den 1980er- und 90er-Jahren war José Luis Chilavert (heute 57) eine der prägenden Figuren in der Fußballwelt. (Archivfoto)  © DANIEL GARCIA / AFP

Am kommenden Sonntag stimmen die Wähler in Paraguay über das Parlament, den Präsidenten und die Regionalregierungen ab. Auf dem Zettel wird dann auch der 57-jährige Ex-Fußballer mit seiner selbst gegründeten "Jugendpartei" stehen.

Kurz vor der Jahrtausendwende gehörte Chilavert nicht nur zu den besten Schlussmännern überhaupt, sondern auch zu den schillerndsten Figuren der schönsten Nebensache der Welt.

Mit Vélez Sarsfield wurde der exzentrische Torwart viermal argentinischer Meister und sicherte sich darüber hinaus 1994 im Finale gegen die AC Mailand den Weltpokal.

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Doch der dreimalige Welttorhüter (1995, 1997, 1998) beschränkte sich keinesfalls auf Glanzleistungen im eigenen Strafraum. Mit satten 62 Treffern ist er - hinter dem Brasilianer Rogério Ceni (50) - der zweittorgefährlichste Keeper der Fußballgeschichte.

Seine enorme Schussgewalt und brillanten Freistöße bleiben bis heute unvergessen. Das gilt allerdings auch für seine menschlichen Ausrutscher.

1994 erhielt er eine dreimonatige Gefängnisstrafe, weil er während des Spiels einen Balljungen verprügelt hatte. Drei Jahre später schlug er einem kolumbianischen Nationalkicker im Spielertunnel auf den Kopf.

Bei der WM 2002 versuchte es José Luis Chilavert (2.v.l.) auch gegen Deutschland mit einem direkten Freistoß. (Archivfoto)
Bei der WM 2002 versuchte es José Luis Chilavert (2.v.l.) auch gegen Deutschland mit einem direkten Freistoß. (Archivfoto)  © PASCAL GUYOT / AFP

José Luis Chilavert kämpft gegen Korruption und bedient sich rechter Parolen

2004 beendete José Luis Chilavert seine Karriere als Torwart, nun will er in der Politik durchstarten.
2004 beendete José Luis Chilavert seine Karriere als Torwart, nun will er in der Politik durchstarten.  © MIGUEL ROJO / AFP

Außerdem beschimpfte er die Deutschen als "Unmenschen" und "Nazis", nachdem sich der damalige FC-Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz (41) im Training verletzt hatte, und spuckte Brasilien-Legende Roberto Carlos (50) nach einem Disput auf dem Feld ins Gesicht.

Mittlerweile trägt Chilavert statt Torwarttrikot und Handschuhen meistens ein schwarzes Polohemd, ab und an wirft er sich im Wahlkampf auch ein dunkles Sakko drüber. Sein polarisierendes Naturell ist allerdings geblieben.

Der rechtskonservative Politiker inszeniert sich ganz im Sinne seines brasilianischen Vorbilds Jair Bolsonaro (68) als patriotischer Kämpfer für Recht und Ordnung und will die "Bälle der Korruption" parieren, wie ihn der Deutschlandfunk zitiert.

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Auf der anderen Seite hetzt er mit diskriminierenden Sprüchen gegen homo- und transsexuelle Menschen, die schulische Aufklärung diesbezüglich sei Symptom eines "aufgezwungenen europäischen Bildungssystems".

"Ich als Familienvater würde nicht akzeptieren, wenn mein Sohn in Frauenkleidung zur Schule gehen will. Das akzeptiere ich nicht!", so Chilavert.

Trotz seiner kontroversen Aussagen erfreut sich der vermeintlich volksnahe Nationalheld als ehemaliger Sport-Superstar großer Beliebtheit. "Er war lange Zeit einer der besten Torhüter der Welt und das gibt ihm nun mal ein dickes Polster", erklärt der paraguayische Journalist Juan Clari den Kultstatus.

Für eine tragende Regierungsrolle dürfte das aber noch nicht reichen, die Chance auf einen Wahlsieg am Sonntag ist gering. Zuletzt erreichte Chilavert in Umfragen lediglich zwei bis drei Prozentpunkte.

Titelfoto: PASCAL GUYOT / AFP, DANIEL GARCIA / AFP

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