Trainer im Urlaubsparadies: Ex-Bundesliga-Coach über ein Leben im Ausnahmezustand

Jakarta - Auch auf anderen Kontinenten ist der Ball rund! Ex-HSV-Coach Thomas Doll (56) ist seit April 2022 als Trainer beim indonesischen Klub Persija Jakarta tätig. Trotz vieler positiver Eindrücke ist seine Gemütslage gemischt. Das hat auch mit einer schrecklichen Tragödie zu tun, die sich im vergangenen Oktober ereignet hatte.

Anderer Kontinent, gleicher Siegeswille: Thomas Doll (56) kämpft mit Persija Jakarta um die indonesische Meisterschaft. (Archivbild)
Anderer Kontinent, gleicher Siegeswille: Thomas Doll (56) kämpft mit Persija Jakarta um die indonesische Meisterschaft. (Archivbild)  © Peter Steffen/dpa

Der Weltenbummler und frühere Bundesliga-Coach (HSV, BVB, Hannover) ist mittlerweile in Indonesien heimisch geworden.

Seine insgesamt fünfte Auslandsstation führte ihn nach Persija Jakarta. Dort kämpft er mit seinem neuen Klub um die indonesische Meisterschaft, führt nach 20 Spieltagen hauchdünn die Tabelle an.

Zugegeben: Die indonesische Fußball-Liga zählt nicht zu den stärksten der Welt, doch der gewonnene Erfahrungsschatz ist aus Sicht von Thomas Doll bereits weltmeisterlich, berichtet er dem NDR Folgendes.

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"Der Platz stand unter Wasser, wir mussten eineinhalb Stunden warten."

Wer nun glaubt, diese Erfahrung sei bereits außergewöhnlich, der kennt Thomas Doll und Indonesien nicht.

Die Rede ist von einem monsunartigen Regen, der Alltag in Indonesien werden kann. Besagtes Spiel gegen PSS Sleman kurz vor Weihnachten musste in der Pause abgebrochen werden.

Selbst für den 56-jährigen erfahrenen Fußball-Exoten ein seltenes Ereignis:

"Sowas habe ich noch nie erlebt. Es ging nichts mehr, der Ball lief nicht, keine Chance."

Stadion-Tragödie bis heute eine große Belastung

Große Bestürzung: Infolge einer Massenpanik verstarben im Oktober bei einem indonesischen Ligaspiel 135 Menschen. Es war die zweitschlimmste Katastrophe in der Fußball-Historie überhaupt.
Große Bestürzung: Infolge einer Massenpanik verstarben im Oktober bei einem indonesischen Ligaspiel 135 Menschen. Es war die zweitschlimmste Katastrophe in der Fußball-Historie überhaupt.  © Achmad Ibrahim/dpa

Dolls Amtszeit beträgt noch nicht einmal ein ganzes Jahr.

Was der emotionale Fußballlehrer in dieser Periode allerdings erlebt hat, ist mehr als außergewöhnlich.

"In den sieben Monaten, seit ich hier bin, ist so viel passiert, das erleben andere ein ganzes Leben lang nicht."

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Damit spielt Doll unter anderem auf die schreckliche Stadion-Tragödie im Oktober 2022 an, bei der während einer Massenpanik 135 Menschen ums Leben kamen.

Der Fußball rückte in den Hintergrund. Eine ganze Nation stand unter Schock - und die schlimmen Nachrichten aus Indonesien wollten nicht abreißen.

Im November folgte ein Erbeben (über 300 Tote), im Dezember wurde das krisengebeutelte Land von einem Vulkanausbruch heimgesucht, dazu Überschwemmungen, ein Bombenanschlag und die Explosion einer Kohlemine.

Doll ist sich mittlerweile bewusst, dass der Alltag in Indonesien ein anderer ist. Dennoch lässt sich Doll. der für eine Fahrt zum Trainingsplatz gut und gerne anderthalb Stunden braucht, die Lebensfreude nicht nehmen.

"Dass es mal wackelt, ist hier an der Tagesordnung. Das Leben geht immer wieder weiter. Das ist nach Flugzeugabstürzen so, das ist auch nach solchen Tragödien so."

Titelfoto: Peter Steffen/dpa

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