Wegen "Singkontrollen" bei der Nationalelf: Verband verklagt TikToker!

Bern (Schweiz) - Seit Jahren zieht Social-Media-Sternchen Mirco Casorelli auf TikTok über die Schweizer Nationalmannschaft her und vergreift sich dabei regelmäßig im Ton. Nun wurde es dem Fußballverband des deutschen Nachbarlandes offenbar zu bunt. Der SFV hat Strafanzeige gestellt.

Auf TikTok teilt Mirco Casorelli sogenannte "Singkontrollen" von Spielen der Schweizer Nationalelf.
Auf TikTok teilt Mirco Casorelli sogenannte "Singkontrollen" von Spielen der Schweizer Nationalelf.  © Screenshot/TikTok/bireweichesouhund, Screenshot/Instagram/bireweichesouhund

Das bestätigte der unter dem Pseudonym "bireweichesouhund" auf der Plattform aktive Content-Creator mittlerweile selbst in mehreren Clips.

Auf TikTok, wo Casorelli über 70.000 Menschen folgen, lädt er immer wieder Videos hoch, in denen er die Spieler der "Nati" zum Teil übel beleidigt.

Besonders gefragt sind seine sogenannten "Singkontrollen". Dabei beobachtet er die Kicker beim Mitsingen - oder eben nicht Mitsingen - der Hymne und kommentiert das Geschehen schonungslos.

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Stumm bleibende Akteure verunglimpft er gern mal als "Arschlöcher", Nationaltrainer Murat Yakin (49) sei ohnehin nur ein "Kebab-Verkäufer" und der schwarze Rechtsverteidiger Jordan Lotomba (25) eine "furchteinflößende Gestalt".

Darüber hinaus bekommt auch die Fraktion des Teams mit Wurzeln in den Balkanländern immer wieder ihr Fett weg.

Nach Ansicht des Schweizer Fußballverbandes (SFV) hat der TikToker mit seinen Tiraden so gegen die Rassismus-Strafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuchs verstoßen, weshalb kurz nach dem Jahreswechsel eine Vorladung in seinen Briefkasten flatterte.

Laut dem SFV "beleidigt, erniedrigt und hetzt" TikToker Mirco Casorelli

Schweiz-Kapitän und Leverkusen-Star Granit Xhaka (31) soll seinen Verband zu der Klage animiert haben.
Schweiz-Kapitän und Leverkusen-Star Granit Xhaka (31) soll seinen Verband zu der Klage animiert haben.  © Fabrice COFFRINI / AFP

"Es ist jedem freigestellt, ob er das Nichtsingen der Hymne als gut oder nicht gut befindet. Humor und Parodie enden aber dort, wo die Würde eines Menschen verletzt oder Menschen erniedrigt werden", erklärte SFV-Kommunikationsdirektor Adrian Arnold (50) dazu gegenüber der Tageszeitung Blick.

Und er fügte an: "In diesem Fall beleidigt, erniedrigt und hetzt der Autor öffentlich gegen Nati-Spieler von uns, deren Familien einen Migrationshintergrund haben, also aufgrund derer Herkunft. Das ist Rassismus, den wir im SFV in keinem Fall tolerieren – nicht im Fussball und nicht anderswo in unserer Gesellschaft."

Laut dem Bericht habe der SFV dem selbsternannten Satiriker zunächst eigentlich keine größere Bühne bieten wollen, allerdings sollen die Profis um Bundesliga-Star Granit Xhaka (31) und Ex-Bayern-Kicker Xherdan Shaqiri (32) auf ein Vorgehen gegen die Videos gedrängt haben.

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Als sich Casorelli im vergangenen Sommer zur U21-Europameisterschaft dann auch noch die Nachwuchs-Schweizer vornahm, sei dem Verband der Kragen geplatzt und die Anzeige wegen Rassendiskriminierung und Aufruf zum Hass rausgegangen.

Mirco Casorelli hält eine Anzeige für "völlig übertrieben"

Am Montag sprach Mirco Casorelli auf TikTok über die Anzeige gegen ihn und erklärte seine Sicht der Dinge.
Am Montag sprach Mirco Casorelli auf TikTok über die Anzeige gegen ihn und erklärte seine Sicht der Dinge.  © Screenshot/TikTok/bireweichesouhund

Die Netz-Berühmtheit selbst ist sich hingegen keiner Schuld bewusst und verweist auf den humorigen Charakter seiner Clips.

In einem Statement vom gestrigen Montag erklärte er, dass er selbst einen Migrationshintergrund habe und sein Vater Italiener sei. Er sei mit Menschen aus den Balkanstaaten aufgewachsen, seine Frau sei schwarz und seine eigene Tochter habe eine multinationale Herkunft.

Auch das Mitsingen der Hymne sei ihm im Grunde völlig einerlei: "Es ist mir scheißegal, ob die mitsingen. Wenn die alle mitsingen würden, dann könnte ich diese Videos doch gar nicht machen", so Casorelli.

Gegenüber Blick sagte er außerdem: "Eine Anzeige ist völlig übertrieben. Und ich habe auch keine Angst vor einer Verurteilung. Zumindest hat mir am Telefon ein Polizist gesagt, ich brauche mir wohl keine Sorgen zu machen."

Am liebsten würde er die Sache mit den Spielern persönlich klären: "Das wäre doch top! Aber ich befürchte, dass ich dafür zu wenig berühmt bin."

Titelfoto: reenshot/Instagram/bireweichesouhund, Fabrice COFFRINI / AFP

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