Prozess um dubiose Zahlung: Freisprüche Blatter und Platini

Bellinzona (Schweiz) - Hat Joseph Blatter (86) als FIFA-Präsident seinem damaligen Freund Michel Platini (67) unrechtmäßig zwei Millionen Schweizer Franken zugeschanzt? Die Umstände sind merkwürdig, aber das Bundesstrafgericht ist in seiner Beurteilung eindeutig.

Joseph Blatter (86, l.) und Michel Platini (67) musste sich vor Gericht verantworten, wurden nun allerdings beide freigesprochen.
Joseph Blatter (86, l.) und Michel Platini (67) musste sich vor Gericht verantworten, wurden nun allerdings beide freigesprochen.  © Patrick B. Kraemer/epa/dpa

Der Prozess um eine dubiose Millionenzahlung gegen die früher mächtigen Fußballfunktionäre ist mit Freisprüchen zu Ende gegangen.

Das Bundesstrafgericht in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin sah es in seinem Urteil am Freitag nicht als erwiesen an, dass Blatter Platini unrechtmäßig zu einer Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken (heute rund 2,02 Millionen Euro) aus den Kassen des Fußball-Weltverbandes FIFA verholfen hatte.

"Ich bin nicht unschuldig in meinem Leben, aber in diesem Fall bin ich unschuldig", hatte Blatter bei seiner Ankunft im Gericht gesagt.

Lukas Podolski nach Kritik an Baller-League: "Wird den Fußball bereichern"
Fußball Lukas Podolski nach Kritik an Baller-League: "Wird den Fußball bereichern"

Der 86 Jahre alte Schweizer war bis 2016 Präsident der FIFA, der Franzose Platini (67) Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA.

Nach ihrer Darstellung handelte es sich bei der Millionenüberweisung 2011 um eine Nachzahlung für Beratertätigkeiten, die Platini von 1998 bis zum Jahr 2002 für die FIFA geleistet hatte. Die FIFA habe um die Jahrtausendwende nicht genügend Geld gehabt, um Platini entsprechend voll zu bezahlen. Es habe sich um ein "Gentleman's Agreement" gehandelt, wie Blatter sagte.

Dagegen wurde damals in Medien spekuliert, dass Blatter sich mit dieser Zahlung von Platini Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer neuen Amtszeit im Jahr 2011 gegen einen Herausforderer sichern wollte. Im Gegenzug soll er laut Spekulationen Platini versprochen haben, ihn für 2015 als seinen Nachfolger aufzubauen.

Anwälte von Joseph Blatter und Michel Platini hatten auf Freisprüche plädiert

Joseph Blatter (86, r.) und Anwalt Lorenz Erni hatten vor Gericht die Anschuldigungen zurückgewiesen.
Joseph Blatter (86, r.) und Anwalt Lorenz Erni hatten vor Gericht die Anschuldigungen zurückgewiesen.  © Alessandro Crinari/KEYSTONE/TI-PRESSKEYSTONE/dpa

Die Bundesanwaltschaft sah jedenfalls keine rechtliche Grundlage für die Millionenzahlung.

Sie erhob Anklage gegen Blatter und Platini und forderte für beide eine Freiheitsstrafe von jeweils einem Jahr und acht Monaten. Die Ethikkommission der FIFA hatte die beiden Funktionäre für mehrere Jahre gesperrt. Eine Sperre bedeutet, dass sie keine Fußballaktivitäten wahrnehmen können.

Die Anwälte hatten auf Freisprüche plädiert. Die FIFA war in dem Verfahren als Nebenklägerin aufgetreten und hatte die Rückzahlung des Betrags und der darauf gezahlten Sozialleistungen verlangt.

Ein Stürmertyp wie Ulf Kirsten: Corvin Kosak geht in Halberstadt ab!
Fußball Ein Stürmertyp wie Ulf Kirsten: Corvin Kosak geht in Halberstadt ab!

Platini und sein Anwalt versuchten in dem Prozess, von den Umständen der eigentlichen Zahlung abzulenken. Ihnen ging es vielmehr darum, ein angebliches Komplott zu belegen.

Es gebe kein Motiv für die angebliche Straftat des Betrugs, wohl aber für das Strafverfahren.

Die Zahlung habe in der FIFA jahrelang niemand beanstandet, argumentierten sie - bis 2015, just in dem Jahr, als Platini sich um die Nachfolge Blatters bewerben wollte. Platini und sein Anwalt legten nahe, dass Platinis Chancen auf den Spitzenposten mit der Untersuchung zunichte gemacht werden sollten.

Statt Platini trat der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino (52) die Nachfolge von Blatter an. Er ist bis heute im Amt. Warum die Millionenzahlung 2015 ins Visier der Ermittler geriet, war aber nicht Gegenstand des Prozesses.

Titelfoto: Patrick B. Kraemer/epa/dpa

Mehr zum Thema Fußball: