WM 2022: Japans Sensation mit wenig Ballbesitz

Al-Rajjan - Als deutscher Fußballfan hatte man es am Donnerstagabend nicht leicht. Nicht nur, dass man erneut das eigene Spiel zwischenzeitlich aus der Hand gab, passierte auch im Parallelspiel Japan gegen Spanien Außergewöhnliches. Zum zweiten Mal drehte Japan einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg.

Großer Jubel bei Gruppensieger Japan.
Großer Jubel bei Gruppensieger Japan.  © Themba Hadebe/AP/dpa

Wer vor der WM darauf gewettet hätte, dass nach Abschluss der Gruppe E der Erste Japan heißt - und nicht Deutschland oder Spanien - dürfte jetzt ordentlich abkassieren! Der erste Platz der Asiaten dürfte zweifelsohne eine der größten Überraschungen der WM sein.

Für Japans Kapitän galt das nur bedingt. "Für Euch ist das eine Überraschung? Für mich nicht", so Maya Yoshida nach dem 2:1-Coup über die favorisierten Spanier am Donnerstag-Abend. Durch den Sieg sicherten sich die Japaner nicht nur das Weiterkommen, sondern überflügelten die bis dahin vor ihnen platzierten Kicker der Iberischen Halbinsel. Das Bemerkenswerte: Japan schlug nicht nur zum zweiten Mal in der Vorrunde eine Größe des Fußballs, sondern lag in beiden Partien 0:1 in Rückstand, bis sie im zweiten Durchgang dem Spiel ihre Note gaben.

Japans Erfolgsformel? Der Glaube an die eigene Stärke

Für die Japaner hingegen war der Überraschungssieg hingegen gar keine so große Sensation, wie Außenstehende meinen wollten: "Jeder spricht von einem Wunder, aber das sehe ich nicht so. Wir sind immer aggressiver geworden", äußerte Japans Siegtorschütze Ao Tanaka, der in Deutschland bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag steht. Der Erfolgstrainer Japans, Hajime Moriyasu, sprach währenddessen davon, dass er "den Sieg den Fans widmen" wolle.

Eine weitere bittere Beinote für alle deutschen Fans: Sämtliche WM-Tore der Japaner wurden von Akteuren erzielt, die bei deutschen Klubs unter Vertrag stehen. Neben Tanaka traf Freiburgs Ritsu Doan jeweils zum 1:1-Ausgleich gegen Deutschland und Spanien. Der vierte WM-Treffer wurde von Bochums Takuma Asano erzielt.

Umstrittenes Siegtor der Japaner

In Deutschland konzentrierten sich derweil die Diskussionen auf das umstrittene Siegtor der Japaner in der 54. Minute. Diverse Kamera-Einstellungen nährten den Verdacht, dass der in den Strafraum geschlagene Diagonalball bereits die Grundlinie passiert hatte, ehe er quergelegt und vollstreckt wurde. Ob im Aus oder nicht, die Entscheidung das VAR war unumstößlich und bescherte Japan das 2:1.

Darüber hinaus bewiesen die Japaner, dass Ballbesitz nicht die einzig wahre Strategie für Erfolg ist - mit nur 17,7 Prozent Ballbesitz wurde laut ESPN ein neuer historischer Tiefstwert bei einer WM aufgestellt. Solide Defensivarbeit und effektives Kontern waren bereits im Spiel gegen Deutschland (2:1) Japans Schlüssel zum Erfolg gewesen.

Für alle deutschen Fußballfans bedeutet der Sieg Japans - trotz der Aufholjagd gegen Costa Rica (3:2) - das WM-Aus und die vorzeitige Abreise.

Titelfoto: Themba Hadebe/AP/dpa

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