1. FC Köln: Reise in die Vergangenheit mit dem "Erinnerungskoffer"

Köln - Der "Erinnerungskoffer" zum 1. FC Köln soll Menschen mit Demenz dabei helfen, die Leidenschaft zum Klub wiederzufinden. Derzeit ist die Nachfrage so groß, dass neue Ehrenamtliche gesucht werden.

Michael Tuchscherer, Vorstandsmitglied des FC Echo hilft e.V., stellt den "Erinnerungskoffer" vor. (Archivbild)
Michael Tuchscherer, Vorstandsmitglied des FC Echo hilft e.V., stellt den "Erinnerungskoffer" vor. (Archivbild)  © Imago/epd-bild/JoernxNeumann

Mehr als 30.000 Menschen sind in Köln an Demenz erkrankt. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto mehr verlieren die Betroffenen ihre einst erlernten Fähigkeiten. Daher ziehen sich viele zurück und geben ihre Hobbys auf.

2019 hat deshalb das "Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz" in Trägerschaft der Alexianer ein neues Projekt ins Leben gerufen.

Um bei Demenzkranken die Leidenschaft für den 1. FC Köln wiederzufinden, besuchen Fans des Klubs ehrenamtlich Altenheime. Im Gepäck immer dabei: der "Erinnerungskoffer" des FC.

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"Wir starten immer mit dem Singen der FC-Hymne. Musik und das Ansprechen der Gefühlsebene sind ein guter Zugang", beschreibt Nadine Diederich-Cujai (35), eine Ansprechpartnerin des Regionalbüros, das Vorgehen gegenüber dem Express.

Die 35-Jährige ist studierte Gerontolgin und Projektmitarbeiterin beim "Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz".

Bisher gibt es 28 FC-Fans, die einmal im Monat in zwölf Einrichtungen Stammtische abhalten. Dort wird an besondere Fußballmoment erinnert.

Ehrenamtliche und Fan-Utensilien gesucht

Aktuell befinden sich in Köln zwei Koffer im Umlauf

Ehrenamtliche FC-Fans unterstützen die Aktion des "Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz". (Symbolbild)
Ehrenamtliche FC-Fans unterstützen die Aktion des "Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz". (Symbolbild)  © Marius Becker/dpa

"Oft fließen auch Tränen, wenn die Ehrenamtlichen bei ihren Besuchen Schlüsselreize setzen", erzählt Diederich-Cujai. Mit Fan-Utensilien, die sich im "Erinnerungskoffer" befinden, werden Anekdoten ausgetauscht und alte Erlebnisse zurückgeholt. Aktuell befinden sich in Köln zwei Koffer im Umlauf, ein dritter soll hinzukommen, um der großen Nachfrage gerecht zu werden.

Aber auch weitere Fan-Utensilien aus den 60er und 70ern werden gesucht. Denn immer im roten Koffer dabei befinden sich viele Erinnerungsstücke an die früheren Jahre: eine Fahne, ein Ball, Trikots, Schals, Eintrittskarten, ein Plüsch-Hennes sowie eine alte Express-Ausgabe.

"Normalerweise werden Demenz-Angebote vor allem von Frauen wahrgenommen. Beim FC-Stammtisch fühlen sich besonders die Herren wohl. Da spürt man sofort, wie viel Begeisterung in den Menschen steckt, wenn sie ihre Geschichten erzählen", sagt Martina Romeike (54), die das Projekt gemeinsam mit Diederich-Cujai leitet.

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Da das Interesse am "Erinnerungskoffer" derart gestiegen ist, werden auch weitere ehrenamtliche FC-Fans gesucht. "Vorkenntnisse im Umgang mit Demenz sind nicht erforderlich", merkt Diederich-Cujai an. Wichtig sei, "dass das FC-Gefühl glaubhaft rübergebracht wird".

Kölner Kultband "Höhner" übernimmt die Schirmherrschaft

Die Kölner Kultband "Höhner" hat die Schirmherrschaft des Projekts übernommen. (Archivfoto)
Die Kölner Kultband "Höhner" hat die Schirmherrschaft des Projekts übernommen. (Archivfoto)  © Roberto Pfeil/dpa

Unterstützt wird das Projekt des "Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz" vom Fanclub "FC Echo hilft" sowie der Stiftung des 1. FC Köln. Zudem hat die Kölner Kultband "Höhner" die Schirmherrschaft übernommen.

"Wenn du nichts mehr hast im Leben und selbst die Erinnerung an schöne und gute Zeiten abhandengekommen ist, dann brauchst du etwas Hochemotionales, das dir hilft, ein ehemaliges Wohlbefinden wiederzufinden", erklärt die Band.

Und auch der Verein findet das Projekt großartig: "Wenn positive Erinnerungen an den FC helfen können, das Gedächtnis zu trainieren und Freude zu bereiten, dann freut uns das sehr."

Titelfoto: Imago/epd-bild/JoernxNeumann

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