Neue Details zur Kölner Transfersperre: Enthülltes CAS-Urteil wirft Fragen auf!

Köln - Die ganze Geschichte mutet an wie ein schlechter Wirtschaftskrimi. Neue Details rund um die Transfersperre gegen den 1. FC Köln werfen Fragen auf.

Anlass des Transferstreits zwischen den beiden Klubs ist das 18-jährige Sturm-Juwel Jaka Cuber Potocnik.
Anlass des Transferstreits zwischen den beiden Klubs ist das 18-jährige Sturm-Juwel Jaka Cuber Potocnik.  © Federico Gambarini/dpa

Dass sich der 1. FC Köln nach der Transferposse um Sturm-Juwel Jaka Cuber Potocnik (18) für zwei Transferperioden nicht mit neuen Spielern verstärken darf, ist bekannt. Dass das den finanziell angeschlagenen Klub in der derzeitigen sportlichen Lage arg trifft, ebenfalls. Nun hat der Kicker allerdings neue Details zum CAS-Urteil gegen den FC veröffentlicht.

Demnach habe der internationale Sportgerichtshof (CAS) insbesondere die extrem wenige Zeit zwischen Potocniks Kündigung bei seinem Ex-Arbeitgeber Olimpija Ljubljana und der Vertragsunterschrift in Köln moniert.

Zur Erinnerung: Der Youngster hatte seinen Arbeitsvertrag in Slowenien wegen Nicht-Erfüllung einiger Vertragsinhalte am 30. Januar 2022 einseitig aufgelöst, ehe er nur einen Tag später am Geisbockheim seinen neuen Kontrakt unterschrieb.

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Der Kern der Verhandlung dreht sich also um die Frage, ob der 1. FC Köln den Spieler zu der Vertragsauflösung in Ljubljana angestiftet hat oder nicht.

Während der FC darauf beharrt, die ganze Situation juristisch umfassend geprüft zu haben, halten die CAS-Richter im Urteilsspruch dagegen: "Köln war nicht in der Lage, Beweise für seine sogenannte umfassende Untersuchung vorzulegen."

Zentrale Frage: Reicht das Interesse an einem Spieler aus, um ihn zum Vertragsbruch anzustiften?

FC-Sportchef Christian Keller (47) steht nach der Transfer-Posse mächtig in der Kritik von Medien und Fans.
FC-Sportchef Christian Keller (47) steht nach der Transfer-Posse mächtig in der Kritik von Medien und Fans.  © Marius Becker/dpa

Weiter heißt es: "Durch sein starkes Interesse gab Köln dem Spieler ein 'Sicherheitsnetz', ohne das sich der Spieler mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht getraut hätte, seinen Trainingsklub zu verlassen."

Die Frage, die sich nun stellt: Reicht das Interesse an einem Spieler wirklich schon aus, um einem Verein "Anstiftung zum Vertragsbruch" vorzuwerfen und mit einer solch drakonischen Strafe zu belegen?

Zumal der CAS auch die Argumente der Spielerseite für die einseitige Kündigung nicht anerkannte. Potocnik behauptet, in seinem Vertrag mit Ljubljana habe es zahlreiche mündliche Nebenabsprachen gegeben - unter anderem, dass er am Profitraining teilnehmen und den Verein über eine Ausstiegsklausel über 100.000 Euro für ausländische Klubs verlassen könne. Dass es solche Vereinbarungen wirklich gegeben hat, bestätigte sogar Olimpija-Anwalt Janez Pejovnik.

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Für den CAS erwecken die Zeugenaussagen während der Verhandlung allerdings den Eindruck, dass es sich hierbei eher um persönliche Versprechungen als um verpflichtende Vertragsvereinbarungen handele.

Die Sportrichter begründen: "Beweis ist das Statement von Herrn Mandaric, der an unterschiedlichen Stellen auf seine 'Versprechungen' und sein 'Ehrenwort' verweist."

Mandaric war bis Mitte 2021 Eigner und Präsident des Klubs. Danach wurde er von den Münchner Investoren Adam Delius und Christian Dollinger abgelöst.

Lose-Lose-Situation für alle Beteiligten

Der Streitfall zwischen dem 1. FC Köln und Olimpija Ljubljana wurde vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne verhandelt.
Der Streitfall zwischen dem 1. FC Köln und Olimpija Ljubljana wurde vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne verhandelt.  © Dominic Favre/KEYSTONE/dpa

Dass Ljubljana nachträglich eine Summe von rund 2,5 Millionen Euro von den Kölnern als Schadensersatz forderte, lässt Beobachter der Transfer-Posse ebenfalls aufhorchen. Immerhin werden nur selten Jugendspieler für solch hohe Summen transferiert.

Der slowenische Klub rechtfertigt die Summe mit einem angeblichen Angebot von Dinamo Zagreb in eben dieser Höhe für den damals 16-Jährigen. Dem widerspricht Vlatka Peras, Vorsitzende der Geschäftsführung von Dinamo Zagreb, wiederum entschieden. Es habe kein Angebot Zagrebs für den Spieler gegeben, sagt sie.

Untermauert werden die Zweifel an der Echtheit des Angebots von Olimpijas Ex-Sportdirektor Mladen Rudonja. Der behauptet, dass "sein Nachfolger, Herr Barisic, ihn vergeblich gebeten habe, ein falsches undatiertes Angebot von Manchester City vorzubereiten." Damit liegt der Verdacht nahe, dass Ljubljana den Wert des Spielers künstlich nach oben treiben wollte.

Was bleibt am Ende? Eigentlich nur, dass alle Seiten bei dieser Geschichte verlieren. Olimpija Ljubljana, weil sie nicht die erhoffte Summe für ihren Nachwuchsspieler erhalten haben. Der 1. FC Köln, weil er mit einer drakonischen Strafe belegt wurde.

Und natürlich der Spieler selbst, der nun eine viermonatige Sperre absitzen muss.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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