Union-Berlin-Blog: Linz und Wien - Sieg und Remis

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Union Berlin: Ein Neuer, ein Abgang und ein Verletzter?
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Union Berlin: Geht jetzt alles ganz schnell mit neuem Abwehrspieler?
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Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

21. Juli: Linz und Wien - Sieg und Remis

Im Testspiel gegen Rapid Wien hat Union-Kapitän Christopher Trimmel (38) eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte gefeiert.
Im Testspiel gegen Rapid Wien hat Union-Kapitän Christopher Trimmel (38) eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte gefeiert.  © Matthias Koch/dpa

Unionfux: Nach den ersten beiden Testspielsiegen in Brandenburg und Ahrensfelde wartete am vergangenen Wochenende schon ein etwas anderes Kaliber auf uns. Zuerst waren wir am Samstag zu Gast beim LASK Linz, Vorjahressiebter der österreichischen Bundesliga, in dessen Aufgebot zwei Namen besonders ins Auge fallen: Zuerst einmal Florian Flecker, der in unserer ersten Bundesligasaison zwar in unserem Kader stand und auch sechsmal auf der Bank saß, aber dann doch keine Minute gespielt hat, bevor er nach Würzburg weiterzog und, immerhin, Deutschlands Fussballer des Jahres 2016, Jerome Boateng.

Vor sechseinhalbtausend Zuschauern gewinnen wir mit 2:0, nach Toren von Tousart, der eine Juranovic-Ecke über Umwege vor der Pause einköpft und Ansah, der nach einer guten Stunde den gegnerischen Keeper stresst, sodass der ihn schließlich anschießt und der Ball ins Tor prallt. Eigentlich ein typischer Sommerkick bei hohen Temperaturen ohne gravierende Höhepunkte, relativ effektiv. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass die Österreicher schon in einer Woche mit dem Punktspielbetrieb beginnen und unsere Jungs erst seit gut zwei Wochen im Training stehen. Das unbestritten Beste an diesem Spiel ist die Tatsache, dass Robert Skov nach langen fünf Monaten endlich wieder auf dem Platz steht, sicher noch nicht bei vollen hundert Prozent, aber mit ihm ist wieder zu rechnen - sehr erfreulich!

Am Folgetag waren wir dann bei Rapid Wien zu Gast, mit Sicherheit für Christopher Trimmel und Leo Querfeld kein Spiel wie jedes andere, haben doch beide erfolgreich beim österreichischen Rekordmeister (der letzte Titel liegt aber auch schon siebzehn Jahre zurück) gespielt und die beiden Heimkehrer stehen, gemeinsam mit dem Wiener Schlussmann Hedl, als einzige die vollen neunzig Minuten auf dem Feld.

Führungstreffer für Union Berlin gegen Rapid Wien: Für den Sieg reicht's trotzdem nicht
1. FC Union Berlin Führungstreffer für Union Berlin gegen Rapid Wien: Für den Sieg reicht's trotzdem nicht
Auftakt-Sieg: 1. FC Union Berlin gewinnt ersten Test in Österreich
1. FC Union Berlin Auftakt-Sieg: 1. FC Union Berlin gewinnt ersten Test in Österreich

Wieder gehen wir, vor diesmal knapp zwanzigtausend Fans, davon bestimmt anderthalb- bis zweitausend Unioner (nicht schlecht für ein so weit entferntes Vorbereitungsspiel!), kurz vor der Pause in Führung. Ilic setzt sich im Zusammenspiel mit Schäfer gut auf rechts durch, seine Flanke kann der Rapid-Torwart nicht festhalten und Skarke steht richtig und staubt aus spitzem Winkel ab.

In der zweiten Hälfte überlassen wir dann dem Gastgeber weitgehend das Spiel, erwähnenswert ist lediglich ein gekonnter Lupfer von Ansah auf Ali, dessen Volley aber der Wiener Keeper entschärfen kann. Nach siebzig Minuten gleicht Rapid aus, Mbuyi drückt eine Eingabe von Radulovic mit der Brust über die Linie. Außerdem rettet Trimmel noch nach einer Unsicherheit von Klaus auf der Linie und Radulovic schießt einen Freistoß an den linken Pfosten, aber es bleibt schlussendlich beim Unentschieden, wobei man sagen muss, dass die Stimmung im Stadion durchweg wesentlich besser als das Spiel ist. Insgesamt sind also die beiden Auswärtspartien nicht unbedingt großartig, aber auch nicht so schlecht. Was man jetzt davon ablesen kann - nun ja, nicht allzu viel. Es werden ein paar Sachen ausprobiert, wie etwa Tom Rothe in der Innenverteidigung. Auffällig ist vielleicht, dass nur Yannic Stein von allen Keepern keine Spielzeit bekommen hat, das könnte ein Fingerzeig auf seine Zukunft sein: Er wird wohl abermals verliehen werden. Und, besonders in Wien unübersehbar, unser Mittelfeld braucht unbedingt mehr Kreativität. Gebetsmühle, ick hör dir leiern …

Na, und sonst? Angeblich stehen wir unmittelbar vor der Ausleihe des Innenverteidigers (kann aber auch links spielen) Stanley Nsoki, der den Hoffenheimern vor drei Jahren noch stattliche zwölf Millionen Ablöse wert war. Dass uns der Mann in der vorletzten Saison mal ziemlich unangenehm aufgefallen ist (die Älteren unter uns werden sich erinnern) - geschenkt. Viel problematischer ist jedoch, dass die letzten drei Jahre eher durch Verletzungen und schwache Leistungen geprägt waren. Anscheinend trauen wir uns zu, den eigentlich talentierten Spieler, der einst bei PSG ausgebildet wurde, wieder in die Spur zu bringen, wohl deswegen ist dem Vernehmen nach auch eine Kaufoption vereinbart. Also bleibt das Risiko eher klein, aber ein mulmiges Gefühl kann man doch nicht ganz verhehlen. Doch letztlich ist es wie immer: Wir werden sehen.

18. Juli: Die neue Bundesliga-Saison wird spannender und enger

Horst Heldt (55) steht vor der schwierigen Aufgabe, einen schlagkräftigen Kader für die neue Saison zusammenzustellen.
Horst Heldt (55) steht vor der schwierigen Aufgabe, einen schlagkräftigen Kader für die neue Saison zusammenzustellen.  © David Inderlied/dpa

Icke: Mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln kommen zwei echte Traditions-Dinos wieder zurück in die 1. Bundesliga. Das heißt auch, die Bundesliga wird wieder attraktiver, spannender und es werden mehr Zuschauer kommen. Bei beiden Klubs ist die Hütte immer voll. Das wird aber wohl auch heißen, es wird enger. Vor allem in der Mitte und unten.

Besodners der HSV bastelt sich da gerade eine starke Mannschaft zusammen. Deren Zugänge Philippe und Remberg wollten wir wohl auch haben. Sie gingen zum HSV. Dazu der Ex-Berliner Torunarigha und natürlich Poulsen. Dazu noch der Argentinier Capaldo. Das sind schon gute Transfers.

Aber auch der 1. FC Köln holte mit Ache einen unserer Wunschspieler. Dazu den starken Johannesson. Und per Leihe Kaminski (Wolfsburg) und Krauß (Mainz). Von Bröndby kam das Zweikampfmonster Sebulonsen. Den hätten auch einige gern bei Union gesehen. So war es zu lesen. Mit Zieler holten sie zudem noch einen starken Torwart mit Länderspielerfahrung.

Neben Köln und dem HSV werden wir uns vor allem mit Bremen, Hoffenheim, Mainz, Gladbach und Augsburg duellieren. Heidenheim und St. Pauli - mit den bis dato kleinsten Marktwert-Volumina - gelten als am stärksten abstiegsgefährdet. Das sind mit uns insgesamt zehn Vereine, die als erstes Ziel den Nicht-Abstieg auf der Brust zu stehen haben. Auch wenn das einige nicht zugeben (wollen).

Bremen lieh den Ösi-Nationalspieler Wöber, Augsburg gab schon 14,7 Millionen für Zugänge aus. Mainz hat wegen dem Burkardt-Transfer für 21 Millionen eine prall gefüllte Kriegskasse. Sie konnten es sich daher locker leisten, uns Hollerbach für zehn Millionen abzuluchsen. Gladbach holte das Mega-Talent Castrop aus Nürnberg und die Rechtsverteidiger-Kante Diks aus Kopenhagen. Und Hoffenheim hat ja wie immer mal gar keine Finanz-Sorgen. Hat doch Milliardär Hopp gerade mal wieder 80 Millionen rüberwachsen lassen. Wollte er zwar nicht mehr machen, aber was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern. Für Avdullahu, Machida und Zeitler sind davon schon mal fast 14 Millionen weg. Dazu holten sie Bernardo, der ja auch einmal auf unserer Wunschliste stand. Und mit Lemperle nahmen sie den Kölnern einen ihrer Aufstiegsgaranten ab. Kein Wunder, wenn Geld keine Rolle spielt. St. Pauli und Heidenheim haben, so wie man es gewohnt ist, auch noch keine verrückten Transfers realisiert.

Trotzdem reihen wir uns (insgesamt) da noch ganz ordentlich ein. Für Ilic, Jeong, Raab und Ansah haben wir auch schon 14,4 Millionen für Neuzugänge in die Hand genommen. Dazu Burke den Bremern ohne Ablöse abgeluchst. Und trotzdem, nimmt man einmal die Leichtgewichte Heidenheim und St. Pauli beiseite und ebenso die Aufsteiger Köln und den HSV, haben wir mit knapp unter 120 Millionen den schwächsten Kaderwert in der Bundesliga. Die Frage, die sich dabei aber auch stellt: Haben wir uns wirklich in der Spitze verstärkt oder nur in der Breite? Bei Ilic dürfen wir hoffen, dass er auch weiter Tore kann. Und sicherlich ist Ansah ein großen (und technisch starkes) Talent. Aber auch er braucht, um uns relevant helfen zu können, eine weitere Leistungssteigerung. Ob die letzten fünf oder sechs guten Spiele von Burke reichen und er diese Form konservieren konnte? Wir werden es sehen. Leichte Zweifel habe ich. Gleiches gilt auch für Jeong. Über gute Ansätze und ein paar gute Szenen kam er nicht hinaus. Zwei oder drei wirklich starke Spiele hintereinander habe ich von ihm noch nicht beobachten können. Hoffen wir auf eine Stabilisierung bei ihm und das sich seine Verpflichtung als richtige Entscheidung herausstellt.

Wie beurteilen wir die bisherigen Investitionen der zweiten Tabellenhälfte der Bundesliga? Alle sind (wie auch in der Wirtschaft) zurückhaltend. Halten - wo es geht - ihr Geld zusammen. Kapriolen sieht man nirgendwo. Unvernünftiges auch nicht. Wenn man einige DFB-Entscheidungen in letzter Zeit kritisch anschaut, erkennt man schon Parallelen zur aktuellen Politik. Am interessantesten ist es noch Frank Schmidt in Heidenheim "bei der Arbeit" zu beobachten. Der hat bisher einen Spieler aus der Jugend von Bayern geliehen (Ibrahimovic) und zwei Talente aus seiner eigenen Jugend hochgezogen. Ähnlich hatte er voriges Jahr reagiert, als man ihm seine ganzen Stars (Beste, Kleindienst, Dinkci) wegkaufte. Da verpflichtete er fast nur Spieler ohne Namen (Scienza aus Ulm war wohl das Paradebeispiel) und schaffte den Klassenerhalt. Das hielten vorher viele für unmöglich. Es wird zu dieser aktuellen Saison noch einiges passieren. Bislang jedenfalls halten viele ihr Geld zusammen. Es liegt aber überall auch an den nervigen Poker-Spielen. Man kann ja, so man es realistisch betrachtet, Heldt kaum noch einen Vorwurf machen, dass er etliche Spieler bei uns nicht loswird, wenn alle ihre Portemonnaies geschlossen halten. Eisern.

16. Juli: Jetzt mal Butter bei die Fische

Diogo Leite (26, l.) und Danilho Doekhi (27, r.) bilden seit Jahren das Herzstück der Union-Abwehr.
Diogo Leite (26, l.) und Danilho Doekhi (27, r.) bilden seit Jahren das Herzstück der Union-Abwehr.  © Soeren Stache/dpa

Icke: Leite und Doekhi spielen (noch) bei uns. Beide sind die mit Abstand wertvollsten Spieler des 1. FC Union. Angeblich haben beide nur noch einen Vertrag bis 2026. Angeblich hat mindestens einer der zwei zusätzlich noch eine Ausstiegsklausel. Wahrscheinlich ist, dass beide eine Klausel im Vertrag haben. Angeblich sollen rund ein Dutzend Vereine aus ganz Europa hinter den beiden Spielern her sein. Darunter auch einige Elite-Top-Klubs. Die "wenns und abers" dieser Kriminal-Doku sind ellenlang. Und ganz ehrlich, dem geneigten Union-Fan und -Sympathisanten macht das (jährlich wiederkehrende) Theater um die beiden Spieler keinen Spaß mehr. Da dachte man, mit der Vertragsverlängerung von Doekhi im Jahr 2024 sei das Thema dann mal mittelfristig geklärt. Nö, ein Jahr später geht's wieder los, eben weil wahrscheinlich nur ein Zweijahresvertrag mit Doekhi geschlossen wurde.

Unsere Omas und Opas lehrten uns: "Lieber ein Schrecken mit Ende, als ein Schrecken ohne Ende". Für mich habe ich entschieden. Ich habe das Theater satt. Sollen die beiden Spieler sich äußern, wohin sie gehen wollen. Und dann können die wirklich interessierten Klubs zeitnah entscheiden, ob diese dann eine situationsbezogene faire Ablöse bezahlen wollen, oder auch nicht. Diese immer andauernden Pokerspiele nerven nur noch und sind - aus meiner Sicht - auch ein unwürdiges Verhalten aller Beteiligten. So sie wirkliche Union-Idole werden möchten - wie es ein Matthies, Sigusch oder Hendel sind - sollen sie den Kugelschreiber zur Hand nehmen und beide einen Fünfjahresvertrag unterschreiben. Gern auch mit Ausstiegsklauseln jenseits der 20 Millionen. Oder aber jetzt Farbe bekennen.

Gleiches gilt aber auch für unseren Verein. Wir glauben, es ist clever, die letzten zwei oder drei Millionen in diesem Pokerspiel noch herauszuquetschen. Das glauben aber auch nur wir. Ein oder zwei Last-Minute-Abgänge (dieser lebenswichtigen Qualität) könnten uns das Genick brechen. In Form einer nicht vorhandenen bundesligatauglichen Abwehr, die zudem dann auch noch nie zusammengespielt hat. Nicht einmal in einem Testspiel. Weil die ja dann vorbei wären. Zudem hält die Welt nicht den Atem an, nur weil der 1. FC Union Berlin eventuell noch zwei gute Verteidiger zum Ende der Wechselperiode bräuchte. Nee, das passiert nicht. Die richtig interessanten (teils ablösefreien) und sehr guten Verteidiger sind längst vom Markt. Die warten nicht auf vielleicht eintretende Veränderungen in unserem Pokerspiel. Lieber Verein, liebe Spieler - bitte jetzt mal Butter bei die Fische!

Haben wir denn überhaupt bezahlbare Alternativen für diese beiden Spieler? Das wird schwer, sehr schwer. Im Marktwertbereich zwischen 13 und 17 Millionen Euro, in dem sich beide Spieler befinden, können wir andere gleichwertige Spieler nicht bezahlen. Da brauchen wir nicht mal drüber nachzudenken. Aus der Bundesliga sowieso nicht. Schauen wir dabei ins Ausland, haben wir wieder das Risiko, ob diese Spieler dann auch im deutschen Oberhaus funktionieren. Bliebe nur noch, routinierte Spieler zu holen. Auf einen Kevin Schlotterbeck als Leite-Ersatz wies ich schon mal hin. Eben auch, weil dieser Transfer möglich erscheint. Für Doekhi kämen Pieper und/oder Marvin Friedrich in Frage. Beide sind nicht superglücklich in ihren Vereinen und haben nur noch ein Jahr Vertragsdauer. Wahrscheinlich würde es sogar Sinn ergeben - die entsprechenden Abgänge vorausgesetzt - alle drei zu verpflichten. Zusammen mit Querfeld hätten wir dann vier solide Verteidiger und ein Talent (Ogbemudia) zur Verfügung. Zur Not auch noch "Umschüler" Rothe. Es wäre schön, wenn wir hier bald Klarheit haben. Eisern.

14. Juli: Die ersten zwei Testspiele vom 1. FC Union taktisch betrachtet

Der Sturm-Neuzugang Marin Ljubicic (23) hatte keine Anpassungs-Probleme im Testspiel.
Der Sturm-Neuzugang Marin Ljubicic (23) hatte keine Anpassungs-Probleme im Testspiel.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Mit einem 9:1 Sieg startet der 1. FC Union am Samstag sein Testspielprogramm. Gewonnen wurde beim Brandenburger SC 05. Standesgemäß, wie man sagen würde. Kann man dem Spiel aber trotzdem Erkenntnisse abringen? Schauen wir uns die Formationen an.

Union startete im 3-4-3. Rönnow begann im Tor. Davor eine völlig neu zusammengewürfelte Dreierkette mit Ogbemudia-Kral-Rothe. Das Experiment mit Rothe in der Dreierkette wagte Baumgart schon einmal. Wenig erfolgreich. Auch diesmal war die Abwehrkette nicht immer sattelfest. In der 2. Halbzeit brachte Baume dann Jaeckel-Doekhi-Leite als Dreierkette und Klaus für Rönnow im Tor. Das war dann schon ein wenig gefestigter.Die rechte Außenbahn beackerte in HZ1 Skarke. Für ihn kann dann später Preu. Beide rissen keine Bäume aus. Auf links begann Markgraf, dann kam Juranovic.

Ex-Juniorenspieler Markgraf machte ein gutes Debüt. Aber es fällt schon auf, dass Baume anscheinend Rothe zum linken Innenverteidiger umschulen möchte. Juranovic soll anscheinend links auf der Außenbahn bleiben. Der Grund kann eigentlich nur sein, das Trimmel auf seiner angestammten rechten Seite zu stark für die Bank ist. Alle anderen Positionswechsel würden sonst keinen Sinn ergeben. Mit Khedira und Schäfer ließ Baume im Zentrum eine 6 und eine 8 auflaufen. Im zweiten Durchgang spielten dort Tousart und Sliskovic (A-Jugend). Alles ganz ordentlich, nur eben kein neues Personal. Und somit auch keine kreativ neuen Ideen in unserem Spiel. So jedenfalls wird es auch in der kommenden Saison sehr schwer, Steckpässe zu integrieren oder auch einmal länge Bälle, die wirklich im „Lauf“ landen. Im Dreirsturm begannen Burke-Ilic-Ali. Burke sah man kaum, aber der palästinensische Linksaußen aus unseren Junioren Ali zeigte uns ein starkes Debüt. Vier Einsätze für die U20 von Palästina hat der 17-jährige schon absolviert. Im zweiten Abschnitt spielten dann Ansah-Ljubicic-Burcu. Die Show stahl aber allen – Illic. Vier Tore steuerte er bei. Was fiel dabei auf? Ilic behielt – wie zum Schluss der letzten Saison – seine Fähigkeit, sehr oft genau richtig zu stehen. Dafür scheint er ein angeborenes Talent zu haben, weil lernen kann man das kaum.

Burcu konnte ebenfalls zeigen, dass er um einen Stammplatz kämpft. Zeigte gute Ansätze. Die hochgelobten Ansah und Burke konnten dagegen noch nicht überzeugen, blieben blass.Heute am Sonntag testeten wir gegen Grün-Weiss Ahrensfelde. Unsere ehemalige Sechs Schmiedebach ist hier der Trainer. Diesmal startete Raab im Tor. Davor begann mit Ogbemudia-Querfeld-Leite wieder die obligatorische Dreierkette. Nur in neuer Besetzung. Trotzdem kann man jetzt dezent vermuten, wenn Baumgart die ersten zwei Testspiele mit Dreierkette beginnt, dann sollte das auch so bleiben. Die rechte Außenbahn belegt wieder Trimmel. Die linke Außenbahn bespielte Preu. Und die wichtige 6 überließ man Sliskovic, der erst 16-jährige machte wieder ein gutes Spiel. Da kommt ein großes Talent bei Union nach. Diesmal war Union mit zweier 8er unterwegs. Burcu und Benes belegten sie. Und vorn stürmten mit Ilic und Ljubicic zwei Center. Das Spiel endete 5:0.Zur Halbzeit wechselte Baumgart wieder durch. Es spielten dann: Stein - Doekhi, Kral, Rothe - Skarke, Tousart, Markgraf - Haberer, Ali - Ansah, Burke. Bemerkenswert war wieder die starke Leistung von Markgraf (19 Jahre), als auch von Ali (17). Zusammen mit Sliskovic (16) machten gerade die jungen Spieler auf sich aufmerksam.

Wir fassen die ersten zwei Testspiele zusammen: Baumgart bleibt bei drei Innenverteidigern. Er besetzt beide Außenbahnen einfach und er experimentiert im Zentrum. Eine sechs spielte immer. Optional lässt er mit einer oder zwei Achten spielen. Das hat den Vorteil, dass Union das Zentrum verstärkt. Aber auch die Variante mit einer Acht und drei Spitzen wird geübt. Das wiederum würde das Flügelspiel verbessern. Bisher läuft alles ganz ordentlich. Es gibt allerdings keine großen Kader-Veränderungen und auch keine taktischen News. Auffällig, Baume versucht aus Rothe einen linken Innenverteidiger in der Dreierkette zu machen. Skarke dagegen soll die rechte Außenbahn bespielen. Dazu passt auch, dass Juranovic weiter auf der linken Außenbahn eingesetzt wird. Die Sturm-Neuzugänge Burke und Ansah haben noch Anpassungs-Probleme, Ilic und Ljubicic dagegen nicht. Mit Sliskovic wächst in der A-Jugend ein ernsthafter Konkurrent für Kemlein heran. Eisern.

12. Juli: Neu: himmelblau mit Hauptsponsor

Künftig in himmelblau und mit neuem Sponsor: Christopher Trimmel (38).
Künftig in himmelblau und mit neuem Sponsor: Christopher Trimmel (38).  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Auch wenn es nur das sogenannte "Dritte" ist, also das Ausweichtrikot: himmelblau/hellblau (die genaue RAL-Nummer weiß ich leider nicht) hatten wir schon mal ganz kurz, in der Zeit von 2006 bis 2008, auch wenn das irgendwie nicht so präsent ist, insgesamt ist das auf jeden Fall unerwartet wie ungewohnt, aber es gab in den letzten Jahren ja schon so einige, nun ja, erstaunliche Farben, wenn ich nur an das seltsame beigefarbene Shirt erinnere, das nur zweimal getragen wurde und aufgrund des schlechten Omens (zwei hohe Auswärtsniederlagen in Leverkusen und Freiburg) dann nie wieder. Schlecht sieht’s nicht aus und allzuoft werden wir die Mannschaft nicht drin sehen - und das Wichtigste ist ohnehin die Tatsache, wer drin steckt und wer darauf steht: Wir haben einen neuen Hauptsponsor!! Im Vorfeld war da (wieder mal) so gar nichts durchgesickert, es flogen kurzzeitig Namen wie Zalando und WISAG durch die Luft - oder sollte gar home to go doch weitermachen?

Am Samstagmorgen nun die etwas überraschende Auflösung, die keiner auf dem Zettel hatte: Es ist Raisin, ein Berliner Fintech-Unternehmen, eine Spar- und Anlageplattform, die einem eher was unter dem Namen „Weltsparen“ sagt, in Zukunft aber eben im Zeichen einer Rebranding-Kampagne als Raisin auftreten und bei uns als Trikotsponsor sowohl der Männer als auch der Frauen sein wird, sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Wie bei uns üblich gibt es natürlich keinerlei Laufzeit zu erfahren und erst recht keine weiteren Zahlen - wie dauerhaft dieses Bündnis angelegt ist, kann also nur die Zukunft zeigen, die letzten drei Hauptsponsoren waren ja jeweils nur ein Jahr oder gar weniger auf der Brust präsent. Und was dabei für Geld gezahlt wird, kann man auch nur schätzen - man kann von einer Summe irgendwo zwischen drei und sechs Millionen ausgehen, das wäre branchenüblich, wobei wir da immer noch zu den kleinen Fischen der Liga zählen dürften. Selbstverständlich sind beide Seiten wahnsinnig glücklich und passen wie die Faust aufs Auge zueinander, haben ähnliche Ziele und Werte - aber derlei warme Worte sind ja üblich und bekannt und gehören zum normalen Getöse. Interessant wäre vielmehr der Werdegang dieser Partnerschaft, wie und warum man zusammenfand, immerhin wird ja Präsident Dirk Zingler nicht müde zu betonen, dass man ziemlich wählerisch in der Frage des Hauptsponsors ist, andererseits waren die Mühen der Suche schon zu erahnen. Insofern gibt es wohl mehr ziemliche Erleichterung, denn überschwängliche Begeisterung. Hoffen wir mal, dass sich da etwas Langfristiges anbahnt und dass die Geschäfte so gut laufen, dass es sich für beide Seiten lohnt und dass natürlich die beiden anderen Trikotfarben etwas gewohnter ausfallen.

Bedeutsam ist dieses Wochenende auch, weil wieder gespielt wird: am Samstag treten wir beim Brandenburger SC Süd 05 an und am Sonntag bei Grün-Weiss Ahrensfelde, beides Sechstligisten, deswegen sehe ich uns in einer leichten Favoritenrolle - auf jeden Fall ist es gut, dass der Ball wieder rollt, diesmal in himmelblau mit rebrandneuem Trikotsponsor.

11. Juli: Kader-Langeweile und gute Gehälter bei Union

Union Berlin trainiert mit Neuzugang Oliver Burke (28).
Union Berlin trainiert mit Neuzugang Oliver Burke (28).  © Andreas Gora/dpa

Icke: Wir beschäftigen uns mit dem neuen Adidas-Schuh für 120 Euro, überlegen wer zu welchem Testspiel geht, und philosophieren über den Baubeginn in unserem Stadion. Dazu lesen wir Steffen Baumgart, der erklärt, wir sollen uns mal von seiner (neuen?) Taktik überraschen lassen und dass ihm die Diskussion darüber auf den Zünder geht. Alles super spannend, nur beim Kern der Sommerpause - dem neuen Kader passiert so richtig Neues mitnichten.

Anscheinend gehen wir wirklich mit den aktuell - 28 Spieler in die neue Saison beziehungsweise in deren Vorbereitung. Und es verdichten sich die Gerüchte, dass sehr zeitnah sogar noch ein vierter Torwart zu uns wechseln wird. Matheo Raab heißt er. Er ist 26 Jahre alt und mit 1,86 Meter - für einen Keeper - kein Riese. Es deutet einiges darauf hin, dass Baume in unbedingt haben möchte. Wozu bräuchten wir sonst vier Profi-Keeper plus den aktuellen DFB-U18-Torwart (aus unserer U19) in unseren Reihen. Fünf gute Torhüter zu haben … sicher ist sicher. Meine Meinung dazu habe ich schon geäußert, Vertrauen in unsere Talente (Stein, Wisbereit) sieht irgendwie anders aus.

Und urplötzlich, so absolut aus dem nichts, redet der Verein darüber, dass Ljubicic wieder eine echte Option bei uns sei. Der Ljubicic, der von Baumgart immer nur wenige Minuten bekam? Mich würde es ja persönlich freuen, nur passen diese Aussagen nicht zum Handeln der involvierten Personen. Ich vermute, wir holen uns auf der Suche nach einem Qualitäts-Mittelstürmer überall nur blaue Augen. Unser wohl Wunsch-Center Asllani hat nun gerade langfristig in Hoffenheim verlängert. Da geht anscheinen die Brieftasche vor der Heimatliebe. So es diese überhaupt gab.

Nun haben wir wohl nächste Woche wieder 29 Kader-Spieler und keiner will unseren Verein wohl mehr verlassen. Selbst die Spieler nicht, die kaum Einsatz-Chancen besitzen. Das kann eigentlich nur daran liegen, dass unsere Verträge zu gut dotiert sind. Denn normalerweise möchte ein Fußballspieler doch Fußball spielen. Jedenfalls war das zu meiner Zeit so. Mehr oder weniger betrifft das neun (!) Spieler: Klaus, Jaeckel, Tousart, Kral, Skarke, Ljubicic, Preu, Ogbemudia und Markgraf werden es schwer haben, auf Pflichtspieleinsätze zu kommen. Besonders für die jungen Spieler ist das eine Katastrophe. Wie sollen die sich den - ohne Einsätze - weiterentwickeln. Wenigstens bei Paul Jaeckel scheint sich etwas zu bewegen. Er möchte nach Braunschweig, Braunschweig möchte ihn und wir wollen ihn auch abgeben. Alles gut so weit? Ähm, verschenken wollten wir ihn aber auch nicht. Und dazu hat er bei uns einen Jahresverdienst von 700.000 Euro. Zuviel für Braunschweig. Wahrscheinlich bekommen wir keine Ablöse und müssen noch eine Abfindung dazugeben. Genauso wie bei Vogt.

Das System sollte so nicht weitergehen! Auch und gerade bei Kral und Tousart - sind das wohl die Hauptgründe, warum sich nichts bewegt. Unser Gehalts-System scheint - von außen betrachtet - in Teilen nicht zu funktionieren. Keiner weiß das natürlich belegbar, weil wir ja als Verein auch keine Zahlen an die Öffentlichkeit geben. Andersherum, wir liegen mit unseren Budgets zuletzt im Mittelfeld der Bundesliga. Bekommen aber kaum begehrte Spieler. Und Spieler mit wenig Einsatz-Möglichkeiten bleiben stoisch bei uns. Das könnte heißen, dass wir in der Breite zu viel bezahlen und in der Spitze zu wenig. Schauen wir mal, was die nächsten Tage passiert. Ich vermute allerdings (außer Raab) wenig. Eisern.

11. Juli: Eine neue Nr. 2

Der 1. FC Union Berlin verpflichtet Matheo Raab (26) vom HSV.
Der 1. FC Union Berlin verpflichtet Matheo Raab (26) vom HSV.  © David Inderlied/dpa

Unionfux: Nachdem das Torhütereigengewächs Yannic Stein, eigentlich an Babelsberg noch bis 2026 ausgeliehen, schon jetzt zurückgeholt wurde, vermuteten viele, dass er als Nachfolger von Alex Schwolow die neue Nr. 2 hinter Freddy Rönnow werden soll und Carl Klaus weiterhin die Nr. 3 gibt.

Doch nun verpflichten wir, etwas überraschend, Matheo Raab vom HSV, für kolportierte 400.000 Euro. Und das, obwohl seine bisherige Laufbahn nicht so wirklich aufregend verlaufen ist: mit sechsundzwanzig stehen lediglich achtzehn Spiele in Liga 2 und achtunddreißig Spiele in Liga 3 in der Vita, nicht gerade die Wucht in Tüten (zum Vergleich: Schwolow hatte, zusätzlich zu ähnlicher Zweit- und Drittligaerfahrung noch knapp 200 Bundesligaspiele aufzuweisen). Wieso gerät so jemand in unseren Fokus, noch dazu ein bisschen aus dem Nichts und relativ kurzfristig?

Erstens wird man Stein noch nicht die Rolle als Vize zutrauen und zweitens kennt und schätzt Baumgart den Spieler aus seiner Zeit beim ehemaligen Dino HSV, denn im Normalfall hätte Raab wohl kaum auf unserem Zettel gestanden. Dass uns Freddy Rönnow noch verlässt, will ich nicht so recht glauben und als Nummer eins sehe ich Raab nun gleich gar nicht. Wahrscheinlich wird Stein wieder verliehen, aber möglichst höher als in die Regionalliga, um die Anforderungen zu steigern und zu sehen, wie weit man mit ihm noch kommen könnte. Und es kann natürlich sein, dass Raab ein Wahnsinnstalent ist, das in der Vergangenheit einfach zuviel Pech gehabt hat. Warum er den Sprung zu Union macht? Gute Frage, denn als Nr. 2 hätte er auch in Hamburg Bundesligaluft schnuppern können.

Vielleicht geht es in erster Linie um einen einfachen Tapetenwechsel, einen Neustart, nur so lange Rönnow hier und bei Kräften ist, kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass er dem Dänen den Stammplatz streitig machen kann. Was man sich also mit diesem Transfer gedacht hat, nun, wir werden’s ja sehen, d. h. hoffentlich. Die ersten fünf konkreten Bundesligaansetzungen sind raus - und wir dürfen gleich dreimal am Sonntag ran, zweimal ist das ziemlich schlecht für die Auswärtsfahrer und auch das Heimspiel gegen den HSV am Sonntagabend um halb acht wird ein Problem für die Fans, die einen etwas weiteren Anfahrtsweg haben. Aber sowas kümmert die DFL traditionell wenig, schließlich sollen Sky und DAZN bedient werden und bis zu einem gewissen Grade stimmt das ja auch, denn irgendwo muss das berühmte Fernsehgeld ja herkommen, man kann das also leider nur beklagen und hinnehmen.

In Sachen Trikotsponsor gibt’s noch nichts Neues, am Mittwoch, beim öffentlichen Training, war die Brust jedenfalls blank. Dafür konnte man erfahren, dass Neuzugang Ilyas Ansah künftig die berühmte Nr. 10 tragen wird, Livan Burcu, der außerdem seinen Vertrag verlängert hat, die 9. Nun muss man solchen Dingen ja nicht über Gebühr Bedeutung beimessen - eine kleine Ansage ist es dann doch. Kevin Vogt und Lennart Grill waren erwartungsgemäß nicht mehr dabei, Grill geht nach Dresden (und zwar nicht per Leihe, sondern fest) und Vogt nach Bochum, ich finde es schade, aber wirklich werden wir erst nach Abschluss der Transferperiode (bzw. nach den ersten zehn Spieltagen) wissen, ob es richtig war, auf einen so ausgewiesenen Abwehrroutinier zu verzichten, nämlich dann, wenn unsere endgültige Defensive inklusive möglicher Alternativen steht. Die zu begrüßende Kehrseite ist allerdings: unser Kader, einer der ältesten der Liga, wird jünger - vier unserer Abgänge waren weit über 30, unser ältester Neuzugang ist hingegen 28.

7. Juli: Öffentliches Training, neuer Co und Mondablösen

Am 9. Juli geht die neue Saison des 1. FC Union Berlin wieder richtig los.
Am 9. Juli geht die neue Saison des 1. FC Union Berlin wieder richtig los.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Übermorgen, am 9. Juli um elf, lädt der Verein zum ersten öffentlichen Training 2025/26 ein, die Haupttribüne wird geöffnet sein, unsere Jungs werden demnach im Stadion trainieren, die Saison geht endlich richtig los. Mit dabei sein wird ein neuer Co-Trainer, nachdem uns ja Rene Wagner Richtung Köln verlassen hat (der nächste Karriereschritt…) - vom souveränen Premier League Aufsteiger Leeds United wechselt Danilo de Souza zu uns, der mit Steffen Baumgart schon vier Jahre in Paderborn (2017 bis 2021) zusammengearbeitet hat, das dürfte also funktionieren, und außerdem konnte der Brasilianer in den letzten beiden Jahren interessante Erfahrungen unter Daniel Farke bei Leeds sammeln, neuer Input, den man ja immer gebrauchen kann. Willkommen, Danilo - und viel Erfolg!

Dass unser Kader bis hierhin nicht komplett ist, sollte eigentlich kaum verwundern, das dürfte bei keiner Profimannschaft in Deutschland der Fall sein. Immerhin hat das Transferfenster erst seit letzten Dienstag begonnen und hat zwei Monate Zeit, bis zum 1. September, 20 Uhr, und so richtig ist bis dato keine Bewegung reingekommen - wie denn auch? Die Klub-WM verzögert in diesem Jahr das Karussell zusätzlich, gerade der englische Markt löst ja oft erst gewisse Wechselwellen per Dominoeffekt aus und da bewegt sich bis dato recht wenig. Man darf ja auch nicht vergessen, dass sicherlich einige Akteure unseres Kaders im Laufe der Trainingswochen das Gefühl beschleichen wird, nicht mehr so wirklich unter den Top 15 zu sein und dann wird man, vielleicht sogar von beiden Seiten, nach Lösungen suchen. Insofern ist es eigentlich ein Wunschtraum, den endgültigen Kader bei Trainingseinstieg zur neuen Saison beisammen zu haben.

Im Gegenteil: ich vermute eher, dass uns der eine oder andere Spieler bis zum ersten September beschäftigen wird, bei einem späten Neuzugang dann inklusive Eingewöhnung bis zur Winterpause, wir kennen das ja bereits. Die Frage dabei wird natürlich auch sein, wieviel wir an möglichen Ablösesummen aufbringen können. Und gerade da deuten sich beängstigende Entwicklungen an, die in der Premier League oder La Liga schon länger en vogue sind. Hundert Millionen Ablöse scheinen das neue Ziel der Bundesliga zu sein, na, oder wenigstens achtzig. Bei Stürmer Nick Woltemade jedenfalls genügt eine gute Bundesligasaison plus eine gelungene Nachwuchs-EM und schon schweben dem VfB Stuttgart mindestens achtzig Millionen an Ablösesumme vor, vor Jahresfrist kam der Stürmer ablösefrei von Werder Bremen.

Beim Mittelfeldtalent Paul Nebel orakelt jetzt sein Trainer Bo Henriksen, dass der Junge noch ein Jahr in Mainz bleiben sollte und dann für achtzig Millionen verkauft werden könnte. Auch hier reichte eine starke Spielzeit inkl. U21-EM. So schnell wird man also ein kaum bezahlbarer Weltstar. Zugegeben: gegenüber Florian Wirtz, für den ja der FC Liverpool unlängst schlanke hundertvierzig Millionen plus mögliche Boni auf den Leverkusener Tisch gelegt hat, sind die beiden geradezu ein Schnäppchen. Klar ist aber auch, dass es nicht lange dauern wird, bis wieder mal die weiter fortschreitende Explosion der Transfersummen lauthals bestaunt und beweint wird und in diesem Chor werden Verantwortliche aus Stuttgart und Mainz gewiss nicht fehlen. Das Problem dabei ist nicht etwa ein Transfer der Marke Wirtz, denn hier haben wir es mit einem außergewöhnlichen Fussballer zu tun, Spieler dieser Qualität sind weiterhin sehr selten - sondern dass Spieler, die etwas über dem Durchschnitt stehen, schon einen Hype auslösen und für die Ablöse und Gehalt gefordert werden, die jenseits von Gut und Böse sind - und die Spirale sich so immer weiterdreht, nicht angetrieben aus dem Nichts, sondern von Leuten, die angeblich den Sport lieben, aber noch mehr das Geld. Für unseren Verein sind solche Transfers, zumindest momentan, ohnehin nicht machbar, wir sind davon unfassbar weit weg, ja, selbst die dreizehn Millionen, die wir für Robin Gosens gezahlt haben, scheinen derzeit außerhalb unserer Möglichkeiten. Zum Glück?

Unberührt bleiben wir allerdings von all dem Wahnsinn leider nicht, denn die Spirale wirkt ja nicht nur nach oben, sondern, wenn auch in geringerem Maße, ebenso nach unten. Mal sehen, was bei uns noch so alles reinkommt, vielleicht können wir ja vom Hype wenigstens etwas profitieren. Ob wir für Lennart Grill, der wohl zum Zweitligaaufsteiger nach Dresden wechselt, eine Ablösesumme sehen werden, halte ich allerdings für fraglich. Nachdem der Keeper, seinerzeit aus Leverkusen gekommen und nach dem ersten Jahr mit acht Einsätzen nacheinander nach Osnabrück, Braunschweig und Fürth verliehen wurde, könnte das Kapitel möglicherweise endgültig geschlossen werden.

6. Juli: Vom Schmuddelkind zum Aushängeschild - Union baut weiteres kleines Stadion und Sporthalle

Union Berlin hat sich vom "Staatsfeind" der DDR zum Vorzeigeklub im Osten Deutschlands entwickelt.
Union Berlin hat sich vom "Staatsfeind" der DDR zum Vorzeigeklub im Osten Deutschlands entwickelt.  © Hannes P Albert/dpa

Icke: Ist es Lutz Munack nur so rausgerutscht? Oder ist das die neue Art, wichtige Neuigkeiten beim 1. FC Union zu verbreiten? Die Planungen laufen wohl schon länger, ein weiteres kleines Fußballstadion und eine Sporthalle an der Wuhlheide zu bauen. So man ihn richtig verstanden hat, sollen wohl vorrangig die A- und B-Jugend dort spielen. Das ist keine schlechte Idee, warum aber immer und immer wieder diese Geheimniskrämerei in unserem Verein?

Wir sind ein Klub mit inzwischen über 70.000 Mitgliedern. Unter offenen Diskussionen verstehe ich etwas anderes. Was geschieht dann mit der Hämmerlinghalle? Bleibt die stehen? Und im Eigentum des Bezirks? Wir bereiten wirklich alles vor, um in ein paar Jahren wirklich exzellente Voraussetzungen für unseren Verein zu haben und an die kommenden Generationen zu übergeben. Wer hätte denn an so etwas gedacht, als wir Mitte der Siebziger Jahre zu Union pilgerten?

Voll, laut und leidenschaftlich war es da auch schon. Aber eben simpel und investitionslos. Geld war für uns sowieso nicht da, denn wir waren ja das Schmuddelkind der DDR-Oberliga. Leute wie Geheimdienst-Chef Mielke und Konsorten hätten uns am liebsten ausradiert. Staatsfeinde, Asoziale, Krawallbrüder, Rowdys und subversive Elemente tummeln sich dort … so war deren Einschätzung.

Und jetzt? Haben wir wohl gewonnen. Wir haben ein Stadion, das uns - dem Verein - gehört. Das wird in Kürze auch noch auf 40.000 Plätze nigelnagelneu ausgebaut. Wie haben das wahrscheinlich modernste Nachwuchs-Zentrum Europas, wir haben über 70.000 Mitglieder und besitzen als Verein weitere Grundstücke in Berlin-Köpenick. Dazu die neuen (noch nicht ganz fertigen) Trainings-Möglichkeiten für die Profis.

In Planung befinden sich des Weiteren ein Klubhaus mit Fankneipe, ein eigenes Parkhaus und eben neuerdings auch ein weiteres kleines Stadion, nebst Sporthalle. Dazu spielen Frauen und Männer jetzt beide in der 1. Bundesliga. Vom Schmuddelkind zum Aushängeschild des "Ostens" … möchte man meinen. Lieber Dirk Zingler, ja auch Du darfst irgendwann in Rente gehen. Aber erst, wenn alles fertig gebaut ist und die Finanzierungen auf festen und kalkulierbaren Füßen stehen. Dann trinken wir auf der Tribüne ein kühles Pils und freuen uns, was wir geschaffen haben! Eisern.

4. Juli: Stillstand bei der Kaderplanung?

Bei Union Berlin hat das Training für die neue Saison begonnen, beim Kader könnten sich jedoch noch kurzfristige Veränderungen ergeben..
Bei Union Berlin hat das Training für die neue Saison begonnen, beim Kader könnten sich jedoch noch kurzfristige Veränderungen ergeben..  © Soeren Stache/dpa

Icke: Am 11. Juni 2025 gab Union den Abgang von Prtajin (Kaiserslautern) bekannt, den letzten externen Neuzugang mit Ansah gar am 6. Juni. Ja okay, dazwischen wurde noch Leih-Keeper Stein zurückbeordert. Das war es dann aber auch schon mit den letzten Kader-Veränderungen. Seit etwa einem Monat passiert so gut wie nichts mehr.

Und wir hätten enormen Bedarf, vor allem Lösungen für Tousart, Grill, Jaeckel, Vogt und Kral zu finden. Aber auch Ljubicic, Benes und Skarke haben bei Baumgart wohl kaum Chancen auf Einsätze. Auch um die Zugangsgerüchte Asllani, Selke, Machino, Geubbels und viele andere … ist es sehr ruhig geworden. Die Personalien Leite und Doekhi sind ebenso noch nicht sicher.

Gestern - am 3. Juli - begann das Training zur neuen Saison. Und ein weiteres Mal steht der Kader nicht zur neuen Saison - zum Trainingsbeginn - bereit. Sollte noch etwas bei Doekhi und/oder Leite passieren, so müssen wir große Teile der Defensive umbauen. Eine richtige Persönlichkeit für die Offensive scheint ebenso noch vakant zu sein. So eine wäre wohl Neuhaus aus Gladbach. Dort wurde dieser (in die U23) strafversetzt. Wohl das letzte Fohlen-Mittel, um ihn loszuwerden. Damit will ich auch sagen, Neuhaus war noch nie so preiswert – wie jetzt. Und er wäre wohl diese gestandene Persönlichkeit, die wir nach vorn benötigen.

Zusätzlich wird auch noch eine zweite Garnitur für die Abwehr gesucht. Das sind fast endlose Aufgaben, die es noch zu lösen gilt. Vier Wochen Stillstand verschärfen die Situation beim 1. FC Union nur noch. Wir hoffen mal sehr, dass sich nun endlich etwas bewegt. Not-Transfers, wie zuletzt im Januar, sind dann nur noch ein Pokerspiel. Und mitnichten wohl durchdacht und geplant. Das wir mit dieser Problematik aktuell in der Bundesliga nicht allein dastehen, tröstet wenig. Eisern.

Titelfoto: Matthias Koch/dpa

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