Unions traumhaftes Fußballjahr von Katar gestoppt: XXL-Winterpause Fluch oder Segen?

Berlin - Was für ein traumhaftes Fußballjahr 2022 für den 1. FC Union Berlin. Pokal-Halbfinale, Einzug in die Europa League, wochenlang Spitzenreiter der Bundesliga, überwintern im DFB-Pokal sowie europäisch. Zuletzt kassierten die Eisernen zum Abschluss zwar ein 1:4 beim SC Freiburg, doch 27 Punkte und Platz fünf können sich mehr als sehen lassen.

Top-Torjäger Sheraldo Becker (27, l.) feierte mit Union 2022 einen Erfolg nach dem nächsten.
Top-Torjäger Sheraldo Becker (27, l.) feierte mit Union 2022 einen Erfolg nach dem nächsten.  © Matthias Koch/dpa

Auch wenn praktisch gesehen noch zwei Spiele in der Hinrunde zu absolvieren sind, lässt sich jetzt schon sagen: Union ist neben Freiburg die Überraschungsmannschaft der Hinrunde.

Aus Fansicht könnte man fast schon verzweifeln, dass das Fußballjahr 2022 bereits vorbei ist. Saisonübergreifend holte man 57 Punkte – genauso viele wie vergangene Spielzeit. Da zog man am Ende in die Europa League ein.

Für den Klub scheint die XXL-Winterpause aber genau zur richtigen Zeit zu kommen. Allmählich ging den Köpenickern die Luft aus. Aus den vergangenen fünf Spielen holte die Fischer-Truppe nur vier Punkte, darunter die beiden Klatschen in Leverkusen (0:5) und Freiburg (1:4).

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Bei dem straffen Programm ist es auch kein Wunder. Seit dem 1. Oktober absolvierte der Kult-Klub aus der Hauptstadt 13 Spiele. "Vielleicht war die Bereitschaft nicht mehr die gleiche, diese Basics auf den Platz zu bekommen", wollte Urs Fischer (56) die Schwächephase aber auch nicht zu hoch hängen. "Am Schluss war es ein überragendes 2022, was wir gespielt haben."

Seine Spieler haben jetzt die Möglichkeit zum Durchpusten. Sie befinden sich bereits im Urlaub, betreten am 5. Dezember wieder den Trainingsplatz, ehe das Team auch über Weihnachten runterfahren kann. In zwei Monaten dann rollt der Ball wieder in der Bundesliga. Genug Zeit, die Akkus aufzuladen.

1. FC Union Berlin: Pause kommt zur richtigen Zeit

Der Erfolgsgarant an der Seitenlinie: Urs Fischer (56) hat Union stetig nach oben geführt.
Der Erfolgsgarant an der Seitenlinie: Urs Fischer (56) hat Union stetig nach oben geführt.  © Matthias Koch/dpa

Die Frage ist nur: Ist die extrem lange Pause ein Fluch oder ein Segen? Mit Frederik Rönnow (30) hat Union nur einen WM-Teilnehmer. Das heißt: Der Großteil der Mannschaft bleibt in Berlin. Sie können in Ruhe daran arbeiten, was sie auszeichnet: die Automatismen.

"Du kannst regenerieren, fährst mal komplett herunter und baust neu auf. Das ist gerade für uns wichtig, da wir von unseren Abläufen leben", sieht auch Athletiktrainer Martin Krüger im Kicker nur Vorteile. Es klingt fast schon wie eine Drohung. Jeder weiß, wie Union spielt. Nur die wenigsten finden aber ein Mittel.

Auf der anderen Seite kennt jeder Fußballfan die Erfolgswelle, auf die der FCU schon länger reitet. Einmal im Flow ist so ein Team nur schwer zu stoppen. Die Befürchtung liegt nahe, dass nun irgendwo zwischen Katar und Winterpause die Eisernen von der Realität eingeholt werden. Überraschende Spitzenreiter gab es in der Bundesliga schon häufig genug, am Ende wurden sie aber doch noch durchgereicht.

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Letzteres müssen Unioner eher nicht befürchten. Dafür ist das Team unter Fischer viel zu stabil. Auch vergangene Saison dachte alle nach den Abgängen von Marvin Friedrich (26) und Max Kruse (34): "Jetzt stürzen sie ab", doch Union überwand die kurze Ergebniskrise und beendete die Saison am Ende auf Platz fünf.

Es ist wie immer: Alle warten auf den Einbruch, der einfach nicht kommen mag. Warum also sollte es sich ändern?

Titelfoto: Matthias Koch/dpa

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