Der Fall Adi Hütter: Ein wenig Nachtreten wird doch wohl erlaubt sein?

Frankfurt am Main/Mönchengladbach - Wenn man sich als Fußballer auf dem Spielfeld dazu entscheidet, gegen einen Kontrahenten nachzutreten, muss dem in der Regel eine gewaltige oder mitunter sogar wiederholte Provokation vorangegangen sein. Und so ist es praktisch nur die logische Konsequenz nach all dem, was sich bislang angestaut hat, die verbale Blutgrätsche gegen Adi Hütter (51) auszupacken.

Während seine ehemaligen Schützlinge jubelten, war Borussia Mönchengladbachs Coach Adi Hütter (51) nach der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt ziemlich am Boden.
Während seine ehemaligen Schützlinge jubelten, war Borussia Mönchengladbachs Coach Adi Hütter (51) nach der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt ziemlich am Boden.  © Montage: DPA/Federico Gambarini

Schon im Vorfeld waren die Gemüter - vor allem aufseiten derer, die es mit Eintracht Frankfurt halten - äußerst erhitzt. Immerhin traf man am Mittwochabend auf den ehemaligen Übungsleiter, dessen Abgang aus der hessischen Mainmetropole alles andere als reibungslos vonstatten gegangen war.

Aus einem "Ich bleibe" wurde damals binnen kürzester Zeit ein definitiver Abschied in Richtung Borussia Mönchengladbach. Viel schlimmer waren aber die in den Folgewochen getätigten Aussagen des Österreichers, der von einer vermutlich überperformenden Frankfurter Mannschaft sprach und jegliche Verantwortung für das Verspielen der großen Chance Champions League von sich wies.

"An mir liegt's nicht", hörte man da von Spieltag zu Spieltag, während die Eintracht weiter Niederlage um Niederlage kassierte und zeitgleich von der Konkurrenz aus Dortmund ein- und schließlich überholt wurde.

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Und auch kurz vor dem brisanten Duell im Borussia-Park konnte der Fußballlehrer - wie es seine Art scheint - nicht mit ollen Kamellen an sich halten und beteuerte, zu seinem "Ich bleibe"-Statement seitens der Vereinsführung gedrängt worden zu sein, die ihrerseits ihm den Schwarzen Peter zugeschoben habe.

Ihren Ursprung finden derartige - und viele weitere gleichgeartete - Aussagen in der Tatsache, dass der Gladbacher Coach Karrierist durch und durch ist und trotz eindimensionaler und unflexibler Spielidee stets versucht, das für ihn persönlich Beste aus seinen limitierten trainerischen Möglichkeiten zu machen.

Eintracht-Frankfurt-Fans haben Adi Hütter seinen Abgang wohl noch immer nicht verziehen

TAG24-Redakteur Angelo Cali packt die Blutgrätsche aus - nun ja, zumindest verbal.
TAG24-Redakteur Angelo Cali packt die Blutgrätsche aus - nun ja, zumindest verbal.  © Montage: TAG24/Angelo Cali, 123RF/szirtesi

Dass die Eintracht in den vergangenen Jahren eventuell nicht wegen, sondern trotz ihres ehemaligen Übungsleiters mitunter so erfolgreich war, realisiert so mancher erst, nachdem die Krise bei den Fohlen mit voller Wucht zuschlägt.

Wie sehr es sich der 51-Jährige mit allen Parteien einer ansonsten nur wenig nachtragenden Fußball-Community verscherzt hat, zeigte sich nach dem - entgegen der Einschätzungen des Fußballlehrers - verdienten 3:2-Erfolgs der Hessen in aller Vehemenz.

Nicht nur, dass die rund 400 mitgereisten Eintracht-Fans lauthals "Hütter raus!" skandierten, so fanden sich auch im Netz zahlreiche Beiträge, die einen Sieg gegen die Borussia vielmehr als einen Erfolg gegen den Österreicher sahen.

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Den persönlich befriedigendsten Nachklang hatten übrigens die Aussagen von SGE-Super-Keeper Kevin Trapp (31), der das Wiedersehen mit seinem Ex-Trainer, der nach einer bitteren Pleite übrigens für den Fohlen-Fan auf verstörende Art und Weise über beide Ohren grinsend über den Platz schlenderte, als "sehr nett" bezeichnete. Und was das bedeutet, muss einem wohl kein Philosoph genauer erklären.

Und wenn Gladbachs Alassane Pléa (28) nach seinen wiederholten Tritten in den Rücken von Frankfurts Christopher Lenz (27) schon keine Sanktionen zu befürchten hatte, so dürfte meine geschriebene Blutgrätsche von hinten gegen den Ex-Eintracht-Coach - dessen Name hier nicht öfter als nötig genannt wurde - doch auch mit einem Augenzwinkern weggelächelt werden, oder?

Titelfoto: Montage: DPA/Federico Gambarini, TAG24/Angelo Cali

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