Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga-Vorschau: Erneut Königsklasse?

Mönchengladbach - Seltenheitswert! Borussia Mönchengladbach hat alle Leistungsträger gehalten und geht mit einer eingespielten Mannschaft in die neue Bundesliga-Saison. Doch reicht das für die erneute Champions-League-Qualifikation? Alles dazu in der TAG24-Vorschau.

Hannes Wolf und Valentino Lazaro sind die Top-Transfers von Borussia Mönchengladbach

Die Fohlen haben ihren Kader-Stall gleich zweimal klug verstärkt! Für das offensive Mittelfeld kam für die Leihgebühr von 1,5 Millionen Euro Hannes Wolf (21) von RB Leipzig. Wenn er 15 Einsätze schafft, gibt es für die Borussia eine Kaufpflicht in Höhe von kolportierten 9,5 Millionen Euro. 

Dass er diese Zahl erreichen wird, ist sehr wahrscheinlich. Denn der zwölffache österreichische Nationalspieler ist ein Schützling von Trainer Marco Rose (44). Die beiden arbeiteten schon äußerst erfolgreich beim FC Red Bull Salzburg zusammen. Unter dem damaligen U19-Coach avancierte Wolf zum besten Scorer (sieben Tore, fünf Vorlagen) der Youth-League-Saison 2016/17, die Salzburg überraschend gewann. Später wurden sie mit den Profis gemeinsam zweimal Meister.

Deshalb ist auch drei Jahre später zu erwarten, dass Wolf nach seinem enttäuschenden Jahr in Leipzig wieder zu alter Klasse zurückfindet und den Borussen-Kader mit seiner Torgefahr und Spielübersicht entscheidend verstärkt. 

Letzteres gilt auch für den schnellen und dynamischen Flügelspieler Valentino Lazaro (24), der mit einem Muskelbündelriss allerdings noch ausfällt. Der 28-fache österreichische Nationalspieler wurde für die Gebühr 1,2 Millionen Euro von Europa-League-Finalist Inter Mailand ausgeliehen, wo er sich nicht hatte durchsetzen können und für die Rückserie zeitweise in die Premier League an Newcastle United abgegeben worden war. Für ihn soll es eine Kaufoption in Höhe von 13,8 Millionen Euro geben.

Der frühere Spieler von Hertha BSC ist nach gut einem Jahr wieder in die Bundesliga zurückgekehrt, wo sein Stern einst aufging. Sobald er wieder fit ist, dürfte er die rechte Gladbacher Seite mit seinen Fähigkeiten bereichern. 

Hannes Wolf (M.), der schon in Salzburg unter Gladbachs Coach Marco Rose Erfolge feierte, verstärkt die Fohlen und durfte im DFB-Pokal gegen den FC Oberneuland (8:0) direkt von Beginn an spielen.
Hannes Wolf (M.), der schon in Salzburg unter Gladbachs Coach Marco Rose Erfolge feierte, verstärkt die Fohlen und durfte im DFB-Pokal gegen den FC Oberneuland (8:0) direkt von Beginn an spielen.  © Bernd Thissen/dpa

Joe Scally, Famana Quizera und Kaan Kurt sind die weiteren Neuzugänge von Borussia Mönchengladbach

Darüber hinaus hat sich Gladbach für 1,8 Millionen Euro Ablöse auch noch die Dienste von Rechtsverteidiger-Talent Joe Scally (17) vom New York City FC gesichert. Er kommt allerdings erst zur Rückrunde zu den Fohlen.

Außerdem wurden mit dem offensiven Mittelfeldspieler Famana Quizera (18), Rechtsverteidiger Kaan Kurt (18) und Torhüter Jan Olschowsky (18) drei Spieler aus der eigenen Jugend hochgezogen.

Zu guter Letzt kehrten Jordan Beyer (20; Hamburger SV), Michael Lang (29; SV Werder Bremen), Julio Villalba (21; SCR Altach) und Andreas Poulsen (20; FK Austria Wien) von ihren Leihen zurück. Ob sie alle an Bord bleiben, darf zumindest bezweifelt werden. Beyer ist als Alternative für die Position des rechten Verteidigers wohl fest eingeplant, fehlte beim 8:0-Erstrundensieg im DFB-Pokal gegen den FC Oberneuland aber angeschlagen. Daher wurde Lang für Stammspieler Stefan Lainer (28) eingewechselt. 

Davon abgesehen ranken sich einige Transfergerüchte um die Borussia, weshalb es bei einer günstigen Gelegenheit möglich ist, dass Sportdirektor Max Eberl (46) noch einmal zuschlägt.

Jordan Beyer kehrte nach seiner Leihe zum HSV wieder zu Borussia Mönchengladbach zurück und will sich hier im zweiten Anlauf zu einer echten Alternative entwickeln.
Jordan Beyer kehrte nach seiner Leihe zum HSV wieder zu Borussia Mönchengladbach zurück und will sich hier im zweiten Anlauf zu einer echten Alternative entwickeln.  © Marius Becker/dpa

Raffael, Tobias Strobl, Fabian Johnson und Moritz Nicolas sind die Abgänge der Fohlen

Eberl erklärte in der Rheinischen Post vielsagend, dass es für Gladbach "der wichtigste Transfer" gewesen sei, dass man "keinen Spieler" habe abgeben müssen. Stattdessen konnten alle (!) Leistungsträger der Vorsaison gehalten werden.

Dennoch trennte man sich von einigen Spielern, die keine oder nur geringe Chancen auf regelmäßige Einsätze gehabt hätten. Hier ist besonders der verdiente Angreifer Raffael (35) herauszuheben, der 201 Begegnungen für Gladbach bestritt, in denen er 71 Tore erzielte und 35 Vorlagen gab. In der vergangenen Saison kam er an der deutlich jüngeren Konkurrenz allerdings nicht mehr vorbei. Aktuell ist er noch auf der Suche nach einem neuen Klub.

Dasselbe gilt auch für Fabian Johnson (32). Der rechte offensive Flügelspieler, der 57 Länderspiele für die USA absolviert hat, und die Fohlen gingen nach sechs Jahren sowie 140 Einsätzen (15 Treffer, 19 Assists) getrennte Wege.

Des Weiteren verließ auch Tobias Strobl (30) den Klub. Der zentrale Mittelfeldmann schloss sich nach vier Jahren und 83 Partien (acht Vorlagen) Liga-Konkurrent FC Augsburg an. Außerdem wurde Keeper Moritz Nicolas (25) an Zweitligist VfL Osnabrück verliehen. 

Es ist davon auszugehen, dass sich auch auf der Abgangsseite noch etwas tun wird, weil der Kader mit 32 Mann etwas zu groß ist - auch, wenn man die Dreifachbelastung mit Bundesliga, Pokal und Königsklasse im Hinterkopf hat.

Raffaels Vertrag bei Borussia Mönchengladbach lief aus. Der Edeltechniker ist noch auf der Suche nach einem neuen Verein.
Raffaels Vertrag bei Borussia Mönchengladbach lief aus. Der Edeltechniker ist noch auf der Suche nach einem neuen Verein.  © Marius Becker/dpa

So tickt Gladbach-Trainer Marco Rose

Große Ehre für Rose: er wurde erst vor wenigen Wochen zum erotischsten Bundesliga-Coach der abgelaufenen Saison gewählt! Doch neben dieser Auszeichnung ist der akribische Arbeiter mit der ruhigen Ausstrahlung jemand, der sich von unten nach oben gearbeitet hat.

Über Jahre hinweg überzeugte er als ehrgeiziger Trainer so sehr, dass er immer eine Stufe höher steigen konnte. Bei Salzburg schaffte er nahtlos den Übergang vom Jugendcoach zum Übungsleiter einer Profimannschaft und führte diese auf Anhieb zu einigen Erfolgen. 

In Gladbach setzt sich der Weg des gebürtigen Leipzigers fort. Schließlich erreichte er bereits in seiner ersten Saison mit den Fohlen die Champions League - ein großer Erfolg für ihn und den ganzen Verein!

Diesen dürfte der frühere Bundesliga-Profi in seiner zweiten Spielzeit nun bestätigen wollen. Das wäre nämlich der nächste Entwicklungsschritt für ihn und Gladbach.

Der ehrgeizige Gladbach-Coach Marco Rose gibt seiner Mannschaft die Richtung vor.
Der ehrgeizige Gladbach-Coach Marco Rose gibt seiner Mannschaft die Richtung vor.  © Marius Becker/dpa

Vorbereitung und Form von Borussia Mönchengladbach

Die Borussia befindet sich in guter Verfassung. Vier der fünf Testspiele wurden zu null gewonnen. Los ging es mit einem 4:0-Sieg über Drittliga-Aufsteiger SC Verl, ehe auch der ambitionierte Drittligist MSV Duisburg mit demselben Ergebnis abgefertigt wurde.

Anschließend besiegte der VfL Zweitligist SC Paderborn 07 mit 2:0, ehe es eine 0:2-Niederlage gegen die SpVgg Greuther Fürth gab. Die Generalprobe wurde dann wieder gewonnen. Gladbach bezwang auch den niederländischen Erstligsten VVV-Venlo klar mit 4:0, obwohl Leistungsträger wie Lazaro, Marcus Thuram (23), Denis Zakaria (23), Breel Embolo (23) und Alassane Plea (27) noch angeschlagen fehlten.

Ersterer wurde im Pokal gegen den überforderten Bremer Regionalligisten FC Oberneuland immerhin wieder eingewechselt. Doch auch ohne diese fünf Stützen ist Gladbach exzellent besetzt, das bewies diese Partie, auch wenn der FCO natürlich kein Gradmesser war und schon nach 35 Minuten beim Stand von 0:5 befürchten musste, zweistellig aus dem Borussia-Park geschossen zu werden.

Gladbach hat die Vorbereitung auf jeden Fall sehr gut für sich nutzen können und befindet sich trotz mehrerer Ausfälle in exzellenter Frühform.

Borussia Mönchengladbach ließ dem FC Oberneuland beim 8:0-Pokalsieg nicht den Hauch einer Chance.
Borussia Mönchengladbach ließ dem FC Oberneuland beim 8:0-Pokalsieg nicht den Hauch einer Chance.  © Bernd Thissen/dpa

Saisonziel von Borussia Mönchengladbach

Ist eindeutig die erneute Qualifikation für Europa, auch wenn es hierzu keine offizielle Aussage gibt. Im Idealfall wieder die Champions League, doch vermutlich würde man bei den Fohlen auch nicht klagen, wenn es "nur" die Europa League werden sollte.

Borussia Mönchengladbach hat den Kader zusammengehalten und will wieder nach Europa.
Borussia Mönchengladbach hat den Kader zusammengehalten und will wieder nach Europa.  © Bernd Thissen/dpa

TAG24-Prognose zu Borussia Mönchengladbach

Der Kader wurde nicht nur zusammengehalten, sondern im Vergleich zur Vorsaison sogar noch verstärkt. Im Tor ist Yann Sommer (31), der nach den Nations-League-Einsätzen für die Schweiz im Pokal geschont wurde, weiterhin die unangefochtene Nummer eins. Hinter dem internationalen Spitzenkeeper reihen sich Tobias Sippel (32), Max Grün (33) und Olschowsky ein.

Als Rechtsverteidiger ist weiterhin "Kampfsau" Stefan Lainer (28) gesetzt. Beyer, der auch in der Abwehrzentrale zum Einsatz kommen kann, bleibt ebenso wie Lang und Kurt nur die Rolle des Herausforderers. Anders sieht die Sache aus, wenn Lazaro zurückkommt und im rechten offensiven Mittelfeld kein Platz mehr für ihn sein sollte, weil sich dort jemand festgespielt hat. Dann dürfte er sich mit Lainer einen sehr engen Kampf um den Platz in der Startelf liefern.

In der Innenverteidigung ist Matthias Ginter (26) als unumstrittener Führungsspieler und Leistungsträger mit herausragendem Erstliga-Niveau gesetzt. Neben ihm wird voraussichtlich Nico Elvedi (23) agieren. Tony Jantschke (30) ist ein zuverlässiger Back-up, Mamadou Doucouré (22) muss bei allem Talent erst einmal länger verletzungsfrei bleiben und seinen Rhythmus finden. 

Auf der linken Defensivseite hat Ramy Bensebaini (25) mittlerweile Oscar Wendt (34) den Rang abgelaufen, woran sich auch in der laufenden Saison nichts ändern dürfte, weil der algerische Nationalspieler zu stark erscheint und im Pokal sogar als Torschütze aus der Distanz glänzte. Poulsen ist hier nur dritte Wahl.

Im Mittelfeldzentrum ist der momentan am Knie verletzte Zakaria normalerweise erste Wahl. Neben ihm dürfte Florian Neuhaus (23) gesetzt sein, doch auch Christoph Kramer (29), Wolf, Lászlo Bénes (23) und Torben Müsel (21) können hier zum Einsatz kommen. Gerade der Weltmeister von 2014, Kramer, ist nahe dran an der Startformation. Quizera wird vermutlich ab und zu im Kader stehen und eingewechselt werden. Über das Training muss er sich mehr erkämpfen, was schwierig genug werden dürfte. 

Auf den offensiven Außenbahnen spricht viel für Patrick Herrmann (29) und Thuram. Kehrt Lazaro zurück, mischt auch er ordentlich im Rennen um den Platz auf der rechten Seite mit. Ibrahima Traoré (32), der endlich wieder fit ist und sich gegen Oberneuland in die Torschützenliste eintrug, und Jonas Hofmann (28), der auch in der Zentrale agieren könnte, sind weitere wertvolle Alternativen. Keanan Bennetts' (21) Chancen auf Spielanteile sind hingegen gering. 

Im Mittelsturm hat Rose ebenfalls die Qual der Wahl, wenn alle gesund sind. Kapitän Lars Stindl (32), Plea und Embolo streiten sich vornehmlich um die beiden Plätze. Dazu können hier auch Thuram und Wolf spielen. Villalba ist klar hinten dran. 

Wollen sich auch in der neuen Saison regelmäßig nach Toren abklatschen: Ramy Bensebaini (l.) und Florian Neuhaus.
Wollen sich auch in der neuen Saison regelmäßig nach Toren abklatschen: Ramy Bensebaini (l.) und Florian Neuhaus.  © Bernd Thissen/dpa

Dieser Kader belegt, wie gut Gladbach für die vollgepackte Saison mit der Dreifachbelastung gerüstet ist. Alle Positionen sind mindestens doppelt besetzt, das Team ausgewogen zusammengestellt, mit hoher individueller Klasse versehen und eingespielt. Deshalb muss mit den Fohlen im Kampf um die Champions-League-Plätze zu rechnen sein!

Läuft nicht alles schief, sollte die Europa-League-Qualifikation garantiert sein! 

Titelfoto: Bernd Thissen/ Marius Becker/dpa

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