Bayern-Patron Hoeneß setzt ein Zeichen: Für Kahn bedeutet das nichts Gutes

München - Die Sätze von Thomas Tuchel (49) bei seiner Vorstellung vor vier Wochen waren nicht neu - aber sie sind plötzlich aktueller denn je. "Der FC Bayern ist Uli Hoeneß. Uli Hoeneß ist der FC Bayern", sagte der neue Trainer des Rekordmeisters Ende März.

Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71, l.) und Chef-Trainer Thomas Tuchel (49) im Gespräch auf dem Trainingsplatz.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71, l.) und Chef-Trainer Thomas Tuchel (49) im Gespräch auf dem Trainingsplatz.  © Christian Kolbert/dpa

Mit seinem überraschenden Trainingsbesuch am Mittwoch setzt Hoeneß (71) ein deutliches und vor allem symbolträchtiges Zeichen. Seht her: Ich bin da, ich mische wieder intensiv mit!

Wobei: Einfluss nahm der Ehrenpräsident auch nach seinem Rückzug bei seinem Herzensklub. In den vergangenen Jahren hielt sich der 71-Jährige dabei aber meist im Hintergrund und zog lieber als graue Eminenz vom Tegernsee aus die Fäden, auch wenn er an der Säbener Straße noch ein Büro hat.

Doch jetzt in der Mega-Krise der Münchner sieht Hoeneß offenbar Bedarf, sich auch für die Öffentlichkeit wieder deutlich sichtbar bei "seinem" FC Bayern einzumischen. Schon nach dem Aus in der Champions League gegen Manchester City war Hoeneß erstmals seit langer Zeit wieder in die Kabine geeilt.

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Für Vorstandschef Oliver Kahn (53) dürfte Hoeneß' plötzlicher Aktionismus nichts Gutes bedeuten. Zumal dem "Titanen" unter anderem vorgeworfen wird, sich öffentlich, aber auch nach innen nicht genug einzubringen. Genüsslich schrieb die Bild nun, dass Kahn "noch nie mit Tuchel auf dem Rasen stand".

Wie auch immer. Fakt ist, dass Kahn als Bayern-Boss wackelt. Am 22. Mai tagt der mächtige Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Präsident Herbert Hainer (68) - vor allem aber mit Hoeneß. Der frühere Manager und Präsident, nach wie vor der einflussreichste Faktor im Klub, gilt nicht als Kahn-Befürworter.

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Oliver Kahn (53) steht nach der sportlichen Misere in der Kritik.
Oliver Kahn (53) steht nach der sportlichen Misere in der Kritik.  © Sven Hoppe/dpa

Dagegen wird Hoeneß, der Hainer als seinen Nachfolger ausgesucht hatte, viel Nähe zu dem ebenfalls in der Kritik stehenden Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) nachgesagt. Deshalb wird es spannend sein, zu sehen, wen der Bannstrahl des Aufsichtsrates trifft.

Schon jetzt wird munter über mögliche Nachfolge-Kandidaten spekuliert. Eine vorübergehende Rückholaktion von Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge (67) soll intern schon diskutiert worden sein. Auch bei Axel Hellmann (51), noch Vorstand bei Eintracht Frankfurt, sollen die Bayern vorgefühlt haben. Tendenz: unwahrscheinlich. Hellmann zieht es eher zur Deutschen Fußball Liga.

Zudem werden Namen wie Philipp Lahm (39), Oliver Bierhoff (54), Christian Seifert (53) oder Bastian Schweinsteiger (38) im aufgeregten Münchner Umfeld gespielt. Sogar Hoeneß-Sohn Florian wurde schon als Kandidat genannt.

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Bei Schweinsteiger hatte Hoeneß zuletzt schon den Teppich ausgerollt. Sollte er Interesse an einem Job in der Vereinsführung bekunden, dann würden die Türen "weit aufgehen". Schweinsteiger sei inzwischen ein "gestandenes Mannsbild und Weltmann".

Nach wie vor hat die Meinung von Hoeneß, der den FC Bayern über Jahrzehnte groß gemacht hat, starkes Gewicht. Deswegen war es auch für Tuchel vor der Vertragsunterschrift "ein hohes Anliegen, mit ihm darüber telefonisch zu sprechen".

Zu einem persönlichen Treffen der beiden war es kurz darauf gekommen. Da versprach Tuchel dem langjährigen Patron, "dass ich mein Bestes gebe, um gut auf seinen Klub aufzupassen" - im Zweifel aber kümmert sich Hoeneß noch immer am liebsten selbst.

Titelfoto: Christian Kolbert/dpa

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