Gladbach bremst den Bayern-Zug und entführt einen Punkt aus München!
München - Was für ein Spitzenspiel! Borussia Mönchengladbach hat sich beinahe schon wieder als Angstgegner für den FC Bayern München erwiesen und der gesamten 1. Bundesliga wenigstens etwas Hoffnung gemacht. Die Gäste um den lange gigantisch haltenden Torwart Yann Sommer erkämpften am Samstagabend ein 1:1 (1:0) in der Allianz Arena.
Marcus Thuram (43.) traf nach einem Blackout von FCB-Verteidiger Dayot Upamecano zur überraschenden Gladbacher Pausenführung.
Der zum Saisonstart so übermächtige Münchner Tor-und-Sieg-Express brauchte diesmal bis zur 83. Minute, ehe der starke Leroy Sané mit einem platzierten Linksschuss auf Vorlage von Jamal Musiala traf. Mit zehn Punkten behauptete der Rekordmeister die Tabellenführung vor dem 1. FC Union Berlin, der gleichauf liegt.
75.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena trauten lange ihren Augen nicht. Die Hausherren schienen sich selbst zu schlagen - hinten durch einen kapitalen Blackout von Upamecano beim Gegentor.
Und vorne stockte die 15-Tore-Maschine der ersten drei Spieltage, der Ball fand einfach nicht den Weg ins Tor - bis Sané zuschlug.
Ein Höhepunkt war die 61. Minute, als Stürmerstar Sadio Mané gleich zweimal freistehend am unbezwingbar wirkenden Sommer scheiterte. Vor der Pause waren dem Senegalesen zudem gleich zwei Abseitstore durch Videobeweis aberkannt worden (34./39. Minute).
Startelf des FC Bayern München für das Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach
Anfangsformation von Borussia Mönchengladbach für das Auswärtsmatch beim FC Bayern München
Leroy Sane rettet dem FC Bayern München einen Punkt
Es war fast surreal, wie Daniel Farkes herzhaft kämpfende Gladbacher den Sturmlauf der Bayern zunächst standhielten.
Vor dem Match wurde viel darüber gesprochen, ob die Fohlen wegen ihrer guten jüngsten Bilanz gegen den Rekordmeister inklusive der 5:0-Pokalgala des Vorjahres ein "Angstgegner" der Bayern seien.
"Die Antwort gibt es am Samstagabend", hatte FCB-Coach Julian Nagelsmann am Freitag gesagt und bekundet: "Unsere Spieler haben vor keinem Gegner Angst, auch nicht vor Gladbach."
So spielten sie auch - aber dann patzte Abwehrhüne Upamecano folgenschwer. Der 23 Jahre alte Franzose, dem Nagelsmann in der Viererkette den Vorzug vor Neuzugang Matthijs de Ligt gegeben hatte, hatte einen jener Aussetzer, die in der vergangenen Saison Zweifel an ihm gesät hatten.
Nach einem Einwurf schlug Borussias Christoph Kramer den Ball aus der eigenen Hälfte hoch und lang nach vorne. Upamecano wollte ihn locker klären, senste am Ball vorbei - und Thuram stürmte unwiderstehlich Richtung Bayern-Tor.
Der Franzose überwand auch den hilflosen Nationaltorhüter Manuel Neuer. "Katastrophaler Fehler", urteilte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus als Sky-Experte.
FC Bayern München mit zahlreichen Chancen, Yann Sommer überragend
Die Szene stellte das Spiel auf den Kopf und bedeutete den ersten Bayern-Rückstand der Saison. Dabei hätten sie längst führen müssen. Es gab eine Art Dauer-Belagerung der Gladbacher Hälfte. Doch Sommer hielt von der ersten Aktion bei einem Kopfball von Mané an prächtig.
Nach der Pause stürmten die Gastgeber in Richtung ihrer Fans, die sich zunächst mit einer sehenswerten Choreographie und später dann auch mit viel rauchender Pyrotechnik für "50 Jahre Südkurve" feierten.
Es gab Chance auf Chance und Schuss auf Schuss - und zig Sommer-Paraden. Nagelsmann zog alle Joker, brachte Serge Gnabry und den noch leicht angeschlagenen Musiala, der prompt das Sané-Tor vorbereitete.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa