Aue-Coach Härtel nach Schlaffi-Auftritt bedient: "Charakter eines solchen Spiels unterschätzt"
Aue - Der Aue-Sportchef steht alleine oben bei den aufgestockten Containern, die die Gästekabine im "AKS" beherbergen, hat einen Fuß auf dem Geländer, das Kinn aufgestützt und blickt in die Ferne.
Alles in Kürze
- Aue verliert 0:2 gegen Chemie Leipzig
- Härtel: Charakter des Spiels unterschätzt
- Schwaches Attackieren und fehlende Körpersprache
- Hoffmann nutzt Aues Schwächen aus
- Härtel kritisiert Mika Clausens Auftritt

Etwas weiter unter ihm hat Jens Härtel (56) seine Mannschaft zusammengeholt, spricht ein paar Worte nach dem indiskutablen 0:2 bei Chemie Leipzig, ehe er zu TAG24 kommt und das, was er die vorigen 90 Spielminuten gesehen oder eben gerade nicht gesehen hat, bewertet.
Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. "Wir wollten uns Selbstvertrauen holen, unbedingt Tore machen, aber anscheinend haben wir den Charakter eines solchen Spiels unterschätzt", sagt Härtel.
Ihm kann man dieses "unterschätzt haben" eigentlich kaum ankreiden. Am Mittwoch noch hatten Härtel, Heidrich, Co-Trainer Jörg Emmerich (51) und Kommunikationsvorstand Robert Scholz die Chemiker bei ihrem Ligaspiel in Chemnitz gescoutet.
"Sie waren in einer ähnlichen Situation wie wir. Die Jungs, die bei ihnen zuletzt draußen gesessen hatten, waren bissig und da haben wir uns den Zahn ziehen lassen. Plötzlich liegst du 0:2 hinten", schüttelt Härtel den Kopf.

Besonders an der Körpersprache muss gearbeitet werden

Julius Hoffmann (4. Minute /19.) nutzte Aues schwaches, halbherziges Attackieren, die fehlende Körpersprache und das nicht vorhandene Zweikampfverhalten speziell vor dem Seitenwechsel schonungslos aus.
"Das Fazit fällt ernüchternd aus und ich hoffe, dass es die Sinne schärft, denn in der 3. Liga läuft es genauso. Du musst die 'Basics' auf den Platz bringen, was wir in der ersten Halbzeit nicht getan haben und dann wirst du bitter bestraft und kommst in so einem Spiel auch nicht mehr zurück", warnt Härtel.
Was ihm - und allen, die das Spiel aufmerksam verfolgt haben - überhaupt nicht gefallen konnte, war die Körpersprache, die mancher teilweise an den Tag legte. Da muss dann auch mal der Finger in die Wunde gelegt werden, wie bei Mika Clausen (23).
Härtel auf dessen Auftritt gegen Chemie angesprochen: "Er hat sich in Räumen gezeigt, in Zweikämpfe verwickeln lassen, wo für uns eigentlich nicht viel herauskommen kann, selbst wenn er den gewinnt. Dann verliert er ihn, ist unzufrieden über sich und dass es nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat. Da ist noch Luft nach oben. Wichtig war für ihn, auch mal 90 Minuten zu spielen. Ich glaube, auch er wird seine Erkenntnisse aus dem Spiel ziehen."
Titelfoto: PICTURE POINT / S. Sonntag