Aue-Mitglieder erteilen Basta-Politik eine Absage! Neuanfang, aber ohne Leonhardts

Aue - Die Mitglieder des FC Erzgebirge Aue gaben ein klares Votum für einen kompletten Neuanfang in der Klubführung ab. Neuer Ehrenrat, neuer Aufsichtsrat, neuer Vorstand: In der sechsstündigen Mitgliederversammlung am Sonnabend blieb kein Stein auf dem anderen.

Roland Frötschner (69) ist der neue Aue-Boss.
Roland Frötschner (69) ist der neue Aue-Boss.  © picture point/Sven Sonntag

Die aktive Fanszene hatte vorab in einem offenen Brief eine Wahlempfehlung gegeben, die den Nerv der 695 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder traf. Der einhellige Tenor: Neuanfang jetzt. Die Gremien wurden entgegen der bisherigen Praxis nicht per Block-, sondern Einzelwahl besetzt. In den Ehrenrat zogen Michael Rüdiger (Vorsitzender), Karl Matko, Alexander Lindner, Ralph Kühn, Kay Werner, Jürgen Escher und Joachim Engelmann ein.

Dem Aufsichtsrat sitzt der Thalheimer Bürgermeister Nico Dittmann vor. Ihm zur Seite stehen Henry Sobieraj, Thorsten Jannaschk, Thomas Hagg, Lothar Lässig, André Leonhardt, Willi Hermann Watkowiak, Heinrich Kohl und Manfred Jahn. Interimspräsident Torsten Enders und Uwe Leonhardt (63) fielen durch.

Zum neuen Klubchef bestimmte der Aufsichtsrat Roland Frötschner (69). Der 69-jährige Unternehmer aus Schneeberg wird im Vorstand unterstützt von Roland Schlesinger, Volker Schmidt, Robert Scholz und Jörg Püschmann aus der aktiven Fanszene.

Aue-Sportchef Heidrich warnt vor taktisch sehr variabler Mannschaft!
FC Erzgebirge Aue Aue-Sportchef Heidrich warnt vor taktisch sehr variabler Mannschaft!

Damit wurde das Ende der Leonhardt-Ära besiegelt.

Ära Leonhardt geht zu Ende

Eine Ära geht zu Ende. Uwe Leonhardt (63) prägte zusammen mit seinem Bruder Helge (63) den Verein.
Eine Ära geht zu Ende. Uwe Leonhardt (63) prägte zusammen mit seinem Bruder Helge (63) den Verein.  © picture point/Sven Sonntag

Helge Leonhardt war bereits am 18. September als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten. Zwillingsbruder Uwe fungierte weiterhin als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und warb beim Vortrag des Berichts zum Geschäftsjahr 2021/22 für einen künftigen Aufsichtsratsposten.

Der gute Abschluss mit einem Gewinn in Höhe von 1,098 Mio. Euro - wesentlich war nach TAG24-Informationen die nicht zahlungswirksame Klassenerhalts-Prämie sowie Corona-Hilfen - konnte den Riss zwischen den Leonhardts und der Basis nicht übertünchen.

Spätestens als Uwe Leonhardt in seinem Redebeitrag in Richtung der internen Opposition den Satz fallen ließ: "Wir brauchen nicht den inneren Feind", war der Ofen aus. Die Stilblüte "der Kroate", als ihm der Name von Ex-Trainer Tomislav Stipic nicht sofort über die Lippen kam, sorgte auch mehr für Kopfschütteln.

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Dem Grundrauschen im Saal war zu entnehmen, dass der 12. November für eine Zeitenwende steht. Die "Führung von oben" ohne Einbeziehung der Basis wurde abgestraft. Ob dies auch geschehen wäre, wenn Aue noch 2. Liga spielte? Eine hypothetische Frage.

Kurz nachdem das Mitglieder-Votum verkündet wurde, verließen die geschassten Enders und Leonhardt die Versammlung und brausten vom Stadiongelände. Einen würdigeren Abgang hätten die beiden und Helge Leonhardt allemal verdient. Stattdessen reihte sich ihr Abgang in das Gebaren bei den Trainerentlassungen der jüngeren Vergangenheit ein: Sie wurden vom Hof geschickt.

Matthias Heidrich (44) rückt nicht in den Vorstand auf

Matthias Heidrich (44) bekommt im sportlichen Bereich mehr Kompetenzen.
Matthias Heidrich (44) bekommt im sportlichen Bereich mehr Kompetenzen.  © picture point/Sven Sonntag

Eine Strahlkraft wie die Leonhardts haben ihre Nachfolger noch nicht, die Tatkraft dagegen ließen sie anklingen. Die braucht es auch angesichts des Bergs voller Arbeit, den Frötschner & Co. zu bewältigen haben. Im laufenden Geschäftsjahr droht ein Minus von 1,4 Mio. Euro.

Ein KfW-Darlehen über 500.000 Euro wurde bereits aufgenommen.

"Wir müssen mit Sponsoren sprechen und Aktivitäten mit Fans sowie dem FCE-Förderkreis machen, um Geld aufzutreiben", erklärt Klubchef Frötschner.

Zugleich droht der Absturz in Liga 4. "Wir wollen eine Wende herbeiführen. Wir haben wenig Punkte und wenig Geld", so der neue Veilchen-Boss.

Eine erste Maßnahme soll am Montag vollzogen werden. Matthias Heidrich (44) erhält demnach im sportlichen Bereich mehr Kompetenzen, rückt aber nicht in den Vorstand auf.

Titelfoto: picture point/Sven Sonntag

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