Eigentlich verboten: Darum durfte Schalkes Mega-Talent zu später Stunde zaubern!

Hamburg - Das Auftaktspiel der 2. Bundesliga hätte zwar kaum unterhaltsamer, aus Sicht des FC Schalke 04 aber durchaus erfolgreicher laufen können. Allerdings es gab auch einen großen Lichtblick bei den Knappen: Assan Ouédraogo. Der Einsatz des erst 17-jährigen Mega-Talents machte jedoch einen gründlichen Blick ins Gesetzbuch vonnöten.

Assan Ouédraogo (17) begeisterte die Zuschauer am Freitagabend, auch wenn am Ende kein Sieg raussprang.
Assan Ouédraogo (17) begeisterte die Zuschauer am Freitagabend, auch wenn am Ende kein Sieg raussprang.  © Marcus Brandt/dpa

Im deutschen Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) steht nämlich, dass Minderjährige nach 20 Uhr nicht mehr arbeiten dürfen.

Die Partie am Freitagabend im Hamburger Volksparkstadion wurde aber erst 20.30 Uhr angepfiffen, also eigentlich zu spät für den blutjungen Edeltechniker.

Bei künstlerischen Veranstaltungen existiert schon immer eine Ausnahme, die das Schuften von Kindern und Jugendlichen bis 22 oder 23 Uhr - je nach Art des Events - erlaubt. Allerdings griff die Regelung im Sport lange Zeit nicht, wie Königsblau schon am eigenen Leib erfahren musste.

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Erst kürzlich wurde in Paragraph 14, Absatz 7, Satz 4 des JArbSchG nun auch eine Sondergenehmigung für Sportler verankert.

"Wir waren in den letzten Tagen mit den Behörden und der DFL im Austausch, haben das alles professionell geprüft und abgeklärt. Es gab eine Anpassung im Jugendarbeitsschutzgesetz, so dass Assan bis 23 Uhr spielen oder arbeiten darf", erklärte S04-Sportdirektor André Hechelmann (38) vor dem Spiel gegenüber der Bild.

Das sollte sich für Königsblau auszahlen. Zwar verlor der Bundesliga-Absteiger das Top-Duell letztendlich mit 3:5, doch Ouédraogo trumpfte dennoch auf.

Assan Ouédraogo soll behutsam aufgebaut werden

Was für eine Bude! Beim 1:1 ließ Assan Ouédraogo (17, vorn) sein Potenzial aufblitzen.
Was für eine Bude! Beim 1:1 ließ Assan Ouédraogo (17, vorn) sein Potenzial aufblitzen.  © Marcus Brandt/dpa

Den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erzielte der Rohdiamant nach Vorlage von Simon Terodde (35) sowie einer hervorragenden Körpertäuschung und einem überlegten Abschluss selbst, darüber hinaus war er beim 2:1 von Thomas Ouwejan (26) maßgeblich in der Entstehung beteiligt.

Folglich überschlugen sich die Lobeshymnen auf den Mittelfeld-Jungspund aus der Schalker Knappenschmiede, der als das größte Talent seit Leroy Sané (27) gilt.

"Er hat fiese Körper-Moves drauf. Das ist eine Riesenqualität. Er hat sich heute belohnt. Das ist natürlich eine schöne Geschichte", sagte sein Coach Thomas Reis (49) nach dem Abpfiff. "Wir wollen ihn weiter behutsam aufbauen und schauen, dass nicht zu viel auf ihn einprasselt. Er hat gezeigt, was er auch im Training zeigt."

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Die Gesetzesanpassung spielte den Gelsenkirchenern in die Karten, vor einigen Jahren musste sich der Pott-Klub hingegen noch eines Tricks bedienen.

2011 sollte der damals 17-jährige Julian Draxler (heute 29) im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Nürnberg auflaufen, die Begegnung war jedoch für einen Dienstagabend um 20.30 Uhr angesetzt.

Schalke hatte das Match von der Bezirksregierung Münster daraufhin kurzerhand zu einer künstlerischen Aufführung erklären lassen. Somit griff die zu der Zeit gültige Sonderregelung.

Der Rest ist Geschichte, denn Draxler schoss die Knappen in der 119. Minute mit einem Traumtor zum 3:2-Erfolg und damit ins Halbfinale. Später schnappte sich Königsblau im Endspiel gegen den MSV Duisburg den Pokal.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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