"Der Geist vom Millerntor": FC St. Pauli kommt nach frustrierendem Nachmittag zurück

Hamburg - Was für eine Reaktion! Der FC St. Pauli ist zum zweiten Mal in Folge in Rückstand geraten, zum zweiten Mal in Folge schlug er zurück. Im Gegensatz zur Vorwoche, dem 2:2 beim SC Paderborn, gewannen die Kiezkicker die Partie gegen den Karlsruher SC allerdings durch einen Treffer von Philipp Treu (22) in der Nachspielzeit und behaupteten damit die Tabellenführung.

Kapitän Jackson Irvine (30, r.) und Eric Smith (26) hatten gegen den Karlsruher SC vor allem in der ersten Halbzeit einen schweren Stand.
Kapitän Jackson Irvine (30, r.) und Eric Smith (26) hatten gegen den Karlsruher SC vor allem in der ersten Halbzeit einen schweren Stand.  © Axel Heimken/dpa

Zuvor musste die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler (30) Schwerstarbeit verrichten und durfte nicht den Glauben in die eigene Stärke verlieren. Denn von den Rängen wurde es teilweise ungemütlich. Nach langer, langer Zeit waren erstmals wieder Pfiffe am nicht ausverkauften Millerntor zu hören.

Zum einen war St. Pauli selbst schuld daran, zum anderen aber auch die Gäste aus Karlsruhe. Die machten in der ersten Halbzeit geschickt das Zentrum eng, sodass die Kiezkicker ihr gefürchtetes Pass- und Positionsspiel nicht aufziehen konnten.

"Karlsruhe hat es sehr gut und uns schwer gemacht", lobte Kapitän Jackson Irvine (30) den Gegner, der wie sein Kompagnon Eric Smith (26) in den ersten 45 Minuten komplett abgemeldet war. "Es war stellenweise ein sehr frustrierender Nachmittag", gab der Australier sogar zu.

Erst Demo, dann Party: Besondere Abschlussfeier des FC St. Pauli
FC St. Pauli Erst Demo, dann Party: Besondere Abschlussfeier des FC St. Pauli

Die Aufgabe wurde unmittelbar schwerer, als ausgerechnet Igor Matanovic (20), der 13 Jahre lang das Trikot des FC St. Pauli trug, kurz vor der Halbzeit (43. Minute) zur nicht ganz unverdienten KSC-Führung traf.

Wie schon gegen Paderborn nahm Trainer Hürzeler in der Pause Veränderungen vor und wechselte. Das trug allerdings nur kurz Früchte. Elias Saad (23) sorgte zwar für Wirbel und vergab direkt eine Chance (49.), doch auch danach hielten die Gäste weiter gut mit.

Fans peitschen den FC St. Pauli zum Sieg: "Haben einen Push gebraucht"

Trainer Fabian Hürzeler (30) setzte im Spiel gegen den Karlsruher SC am Ende alles auf eine Karte.
Trainer Fabian Hürzeler (30) setzte im Spiel gegen den Karlsruher SC am Ende alles auf eine Karte.  © Axel Heimken/dpa

"Dann wurde es sehr wild und wir haben noch mal alles auf eine Karte gesetzt", erklärte Hürzeler, der seine beiden Außenverteidiger vom Platz holte und offensiv wechselte. Statt der Brechstange blieb die Mannschaft aber ihrem Stil treu.

"Wir sind geduldig geblieben und haben weiter an unsere Qualität geglaubt", sagte Irvine. Und die setzte sich am Ende auch durch.

Nach dem Ausgleich vom Torschützen vom Dienst, Johannes Eggestein (25), zehn Minuten vor dem Ende, kippte die Partie endgültig.

Für St. Paulis Hauke Wahl geht ersehnter Traum in Erfüllung: "Einfach extrem glücklich"
FC St. Pauli Für St. Paulis Hauke Wahl geht ersehnter Traum in Erfüllung: "Einfach extrem glücklich"

"Wir haben dann noch mehr Druck entwickelt, dazu kam der Geist vom Millerntor", lobte Irvine die Stimmung nach dem zwischenzeitlichen 1:1. Es war förmlich zu spüren, wie die Fans die Mannschaft zum Sieg tragen wollten. "Ich glaube, die Fans haben gemerkt, dass wir noch mal einen Push brauchen", sagte Marcel Hartel (27).

St. Pauli fuhr eine Welle nach der anderen auf das KSC-Tor vor, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das 2:1 fallen sollte. "Wir haben aber auch trotzdem clever gespielt und hatten eine gute Restabsicherung in der Abwehr", befand Hauke Wahl (29) und spielte damit auf den Paderborner Ausgleichstreffer an, wo eben diese fehlte.

So war es am Ende Philipp Treu (22) vorenthalten, in der Nachspielzeit mit einem Traumtor den Siegtreffer zu erzielen. "Es war ein überragendes Tor von ihm", lobte Hartel den Siegtorschützen und die eigenen Fans. "Es ist auch ein Verdienst der Fans."

Durch den Sieg zeigten die Kiezkicker einmal mehr, in welch eindrucksvoller Form sie derzeit sind und welches Selbstverständnis sie mittlerweile entwickelt haben. "Die Mannschaft glaubte daran, das spricht für den Charakter", urteilte Hürzeler.

FC St. Pauli rückt durch Last-Minute-Sieg noch enger zusammen

Für Kapitän Irvine war der Dreier nur die logische Konsequenz. "Ich glaube jeden Tag und jede Sekunde an dieses Team. Wir wissen, wie wir spielen. Wenn wir uns in die Augen sehen, wissen wir, dass wir bereit sind und wir im Spiel unsere Momente haben werden. Und dann werden wir da sein. Wir können aus dem Spiel viel mitnehmen und lernen."

Denn nicht nur deutliche Siege wie ein 5:1 über den 1. FC Nürnberg sind wichtig, sondern auch solche Erlebnisse. "Da rückt man als Mannschaft noch enger zusammen, weil du dann das Gefühl hast, auch solche Spiele gewinnen zu können", versicherte Wahl.

Gegen Schalke 04 im DFB-Pokal am Dienstag (18 Uhr) hoffen die Fans wieder auf ein Spektakel, dann allerdings mit ein bisschen weniger Dramatik.

Titelfoto: Axel Heimken/dpa

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