23 Tore in 36 Spielen! Ex-St.-Pauli-Stürmer Thy spricht im TAG24-Interview über seine Traumsaison

Hamburg/Zwolle - Mit 23 Toren hatte der ehemalige St.-Pauli-Profi Lennart Thy (31) einen großen Anteil am Aufstieg des PEC Zwolle in die Eredivisie in den Niederlanden. Mit TAG24 sprach der 31-Jährige über seine Wahnsinnssaison, seinen Ex-Klub, seinen Rekord als treffsicherster Deutscher und seine Stammzellenspende.

Der ehemalige St.-Pauli-Profi Lennart Thy (31) schaffte in den Niederlanden mit dem PEC Zwolle den direkten Wiederaufstieg in die erste Liga.
Der ehemalige St.-Pauli-Profi Lennart Thy (31) schaffte in den Niederlanden mit dem PEC Zwolle den direkten Wiederaufstieg in die erste Liga.  © IMAGO / Pro Shots

TAG24: Lennart, am Montag habt ihr mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Wie hast du die Sommerpause verbracht?

Lennart Thy: Ich war zum ersten Mal mit meiner Familie auf Teneriffa. Urlaub ist immer schön, mal die fußballfreie Zeit genießen, ohne täglich zum Training zu gehen. Aber ich hatte mich schon darauf gefreut, dass es endlich wieder losging.

TAG24: Sportlich liegt hinter dir eine Wahnsinnssaison. Mit dem PEC Zwolle habt ihr den direkten Wiederaufstieg geschafft. Wie wurde der gefeiert?

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Thy: Wir waren mit der Mannschaft, so rund 20 Mann, geschlossen auf Ibiza unterwegs. Es war cool. Wir haben dort drei Tage die Saison abschließend und natürlich auch den Aufstieg gefeiert. Wie so eine Abschlussfahrt dann auch läuft.

TAG24: Zum Aufstieg hast du überragende 23 Tore und sechs Vorlagen beigesteuert und wurdest zweitbester Scorer der Liga. Wie blickst du persönlich auf die Saison zurück?

Thy: Es war von vorne bis hinten sehr positiv. Am Anfang war es ein bisschen schwierig für mich, weil ich zum ersten Spiel mit Corona flach lag, dann sind wir gut gestartet, sodass ich erstmal ein paar Spiele auf der Bank saß.

Dann bin ich aber immer besser reingekommen und glaube, dass die zweite Saisonhälfte auch für mich persönlich besser war.

Ansonsten war das Gefühl durchweg positiv, auch wenn wir hin und wieder mal Rückschläge mit Niederlagen oder so hatten. Wir hatten immer einen gewissen Abstand zu den Nicht-Aufstiegsplätzen. Von daher war es ein schönes Jahr und eine schöne Saison.

Lennart Thy freut sich auf die Top-Gegner Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven oder Feyenoord Rotterdam

Mit 23 Toren und sechs Vorlagen wurde er zweitbester Scorer der Liga und erhielt von Ex-Bondscoach Ronald Koeman (60, r) eine Auszeichnung überreicht.
Mit 23 Toren und sechs Vorlagen wurde er zweitbester Scorer der Liga und erhielt von Ex-Bondscoach Ronald Koeman (60, r) eine Auszeichnung überreicht.  © IMAGO / Pro Shots

TAG24: Du bist vor der Saison zurück nach Zwolle gewechselt. Was hat für dich den Ausschlag gegeben, zu einem Absteiger in die zweite Liga zu gehen?

Thy: Ich war ja schon einmal hier. Wir fanden mit der Familie Zwolle immer schön und auch das Leben dort. Sportlich haben der Trainer und der Sportdirektor das klare Ziel formuliert gehabt, direkt wieder hochzugehen.

Dazu waren auch ein paar Spieler, die ich noch kannte, da geblieben und wollten den direkten Wiederaufstieg mit schaffen.

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Von der Herangehensweise und gerade auch mental war es auch mal schön, die andere Seite kennenzulernen. Es ist was anderes, wenn du unbedingt aufsteigen willst und in jedes Spiel als Favorit gehst. Dass es direkt geklappt hat, war natürlich perfekt.

Bei St. Pauli oder auch anderen Vereinen stand immer der Nicht-Abstieg ganz oben.

TAG24: In der kommenden Saison dürfte das Ziel Klassenerhalt lauten. Wie groß ist aber die Vorfreude auf so Gegner wie Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven oder Feyenoord Rotterdam?

Thy: Ob zu Hause oder auswärts, die Stadion waren in der zweiten Liga schon anders. Wenn du gegen die Nachwuchsteams von Eindhoven oder Alkmaar gespielt hast, da hatte ich gedacht, ich wäre zurück in der U19. Manches Stadion sah danach aus.

Alleine von der Atmosphäre bin ich froh, dass wir wieder in der ersten Liga spielen und natürlich freue ich mich auf die Spiele und darauf, dass wir uns wieder mit den Besten aus dem Land messen können.

Fußball-Profi Lennart Thy kann sich Rückkehr nach Deutschland vorstellen

Der mittlerweile 31-Jährige absolvierte für den FC St. Pauli 127 Pflichtspiele. Für keinen anderen Verein lief er häufiger auf.
Der mittlerweile 31-Jährige absolvierte für den FC St. Pauli 127 Pflichtspiele. Für keinen anderen Verein lief er häufiger auf.  © Daniel Reinhardt/dpa

TAG24: Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung bist du seit 2017 in den Niederlanden. Was ist der Unterschied zwischen dem Fußball dort und hier in Deutschland?

Thy: Der spielerische Aspekt. Ein paar Mannschaften in der ersten und zweiten Liga verteidigen sehr weit hinten, wenn sie reingedrückt werden. Aber gerade mit Ball versuchen viele, spielerische Lösungen zu finden und nicht einfach blind lange Bälle zu schlagen.

Sie kommen viel über den eigenen Fußball, auch wenn es hinten mal schiefgeht.

TAG24: Kannst du dir eigentlich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen oder willst du deine Karriere in den Niederlanden beenden?

Thy: Ich fühle mich noch gut und bin topfit. Ich plane noch nicht aufzuhören. Ich kann mir alles vorstellen und will mich auf keinen Fall nur auf Holland festlegen.

Es hängt auch immer davon ab, wer will und wie es hier in Zwolle läuft. Aber generell stehe ich auch weiterhin für Deutschland offen.

Ex-St.-Pauli-Knipser Lennart Thy ist der erfolgreichste deutsche Torschütze in der niederländischen Eredivisie

Für Werder Bremen, hier in einem Testspiel gegen Dynamo Dresden, lief Thy sogar in der ersten Bundesliga auf (elf Einsätze, ein Tor).
Für Werder Bremen, hier in einem Testspiel gegen Dynamo Dresden, lief Thy sogar in der ersten Bundesliga auf (elf Einsätze, ein Tor).  © Thomas Eisenhuth/dpa

TAG24: Du bist der erfolgreichste deutsche Torschütze in der Eredivisie. Wie sehr erfüllt dich das mit Stolz?

Thy: Es war auch noch keiner so lange da wie ich. Trotzdem ist es mein erster Rekord, den ich habe. Mal gucken, wie lange der noch Bestand hat. Es ist auf jeden Fall ein schönes Gefühl, ich versuche, ihn in der nächsten Saison auszubauen.

Wenn ich es schaffe, dass er noch länger Bestand hat, wäre es auf jeden Fall toll.

TAG24: Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesteckt?

Thy: Zweistellig zu treffen, ist natürlich immer top. Wenn man zehn Tore als Aufsteiger in der ersten Liga hat, wäre das auch super.

Wir hoffen, weil es das auch für jeden einfacher machen würde, dass wir gut starten und nicht direkt mit einer Niederlagen-Serie starten und gleich von Beginn an ums pure Überleben kämpfen.

Lennart Thy erhält für seine Stammzellenspende den Fairplay-Preis der FIFA

2018 erhielt der Ex-St.-Pauli-Profi im Rahmen der FIFA-Gala für seine Stammzellenspende den Fairplay-Preis des Fußball-Weltverbandes.
2018 erhielt der Ex-St.-Pauli-Profi im Rahmen der FIFA-Gala für seine Stammzellenspende den Fairplay-Preis des Fußball-Weltverbandes.  © Tim Goode/Press Association/dpa

TAG24: Mit dem FC St. Pauli hat einer deiner Ex-Vereine eine grandiose Rückrunde gespielt. Wie sehr verfolgst du noch das Geschehen dort?

Thy: Die Spiele schaue ich einen Ticken weniger. Es sind jetzt so die Letzten, mit denen ich noch selber zusammen gespielt habe, alle weg. Die Tabelle und alles schaue ich mir natürlich noch an.

Es ist ärgerlich, dass es wieder knapp nicht gereicht hat. Ich würde es ihnen echt mal wieder wünschen, wenn sie von vorne bis hinten eine Saison konstant spielen, sodass der Aufstieg mal wieder drin ist.

Als ich das halbe Jahr wieder da war, haben wir die beste Rückrunde seit Langem gespielt, aber durch die schlechte Hinrunde hat es dann nicht gereicht. Der Verein hat es auch mal wieder verdient, oben zu spielen.

TAG24: 2018 bist du in die Öffentlichkeit geraten, weil du dich als Stammzellenspender zur Verfügung gestellt hast. Hast du zu dem Empfänger noch Kontakt und wie selbstverständlich war die Aktion für dich?

Thy: Kontakt haben wir immer mal wieder, aber eher kurz. Es ist schon so, dass man hören will, wie es ihm geht oder er es auch selbst sagt.

In dem Moment, als die Nachricht kam, dass ich ein Match bin, da war es für mich selbstverständlich, sonst wäre ich nicht in der Datenbank und hätte mir das sparen können.

Als die Möglichkeit da war, es zu machen, war es auch keine Frage irgendwie abzusagen. Es war nicht schlimm und ging schnell.

Titelfoto: Fotomontage: IMAGO / Pro Shots (2)

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