FC St. Pauli fällt nach Sieg große Last ab: "Haben alles auf dem Platz gelassen"
Hamburg - Riesige Erleichterung! Fast auf den Tag genau drei Monate war es her, dass der FC St. Pauli letztmals in der Bundesliga eine Partie gewonnen hatte. Am Samstag durften die Kiezkicker wieder jubeln. Trotz 45-minütiger Unterzahl gewann St. Pauli gegen den 1. FC Heidenheim mit 2:1 (1:0) und kletterte auf den Relegationsrang.
Nach dem Abpfiff kannte Alexander Blessin (52) nur einen Weg. Schnurstracks lief er auf die Tribüne und fiel seiner Frau Charlotte und seinen Töchtern in die Arme. In diesem Moment dürfte sämtliche Last von dem Trainer abgefallen sein.
"Ich sehe ja auch, wie die Mannschaft sich gibt und es ist dann immer schade, wann man sich zu wenig belohnt", erklärte der 52-Jährige sichtlich erleichtert, auch wenn er zugab, dass sich sein Team in einigen Partien "nicht mit Ruhm bekleckert" habe.
Mit dem Punktgewinn in Köln am vergangenen Spieltag konnte die Niederlagenserie gestoppt werden, nun gelang auch endlich mal wieder ein Dreier.
"Du willst es wegschicken, aber sie ist trotzdem da, auch wenn du nicht drüber reden willst", blickte Blessin zurück, der sich letztlich mit den Kiezkicker darauf besann, was sie in der Vergangenheit stark gemacht hatte. "Ich finde, wir haben uns sukzessive stabilisiert und jetzt auch mal belohnt."
Gegen Heidenheim, das die letzten beiden Begegnungen in der Schlussphase für sich entscheiden konnte, kam St. Pauli schwer in die Partie und konnte sich erst nach einer guten Viertelstunde befreien. "Wir haben nicht viele Konter gefahren, hatten aber Spielkontrolle und haben Lösungen gefunden", urteilte Hauke Wahl (31).
Eine dieser Lösungen mündete im 1:0 durch Martijn Kaars (26), der mit seinem ersten Bundesliga-Treffer in der 35. Minute die Führung erzielen konnte. Ein Brustlöser, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Eric Smith (28) nach einer Notbremse vom Platz flog. "Das hat das Spiel verändert", so Wahl.
FC St. Pauli verteidigt mit Mann und Maus die Führung
Die Marschrichtung für die zweite Hälfte war somit klar: Defensiv sicher stehen und auf die Chance warten. Die kam auch und wurde erneut von Kaars eiskalt verwandelt (53.). "Das hat uns Selbstvertrauen gegeben und ab dann ging es einfach nur darum, die Zeit runterlaufen zu lassen",erklärte Wahl.
Beide Vorlagen lieferte Joel Chima Fujita (23), der ein überragendes Spiel ablieferte. "Ich kann mich an einige Situationen in den letzten Wochen erinnern, wo er vielleicht nicht dieses Feingefühl gehabt hat. Heute hat da vieles gepasst", zeigte sich Blessin glücklich.
Nicht ganz zufrieden dürfte er über den schnellen Anschlusstreffer der Gäste gewesen sein (64.). Anschließend drückte Heidenheim auf den Ausgleich und warf alles nach vorne, aber vergebens. St. Pauli brachte den Sieg dank einer starken Abwehrleistung und der Unterstützung der Fans über die Zeit.
"Das Glück haben wir am Ende auch gebraucht, weil sie viele Flanken reingebracht haben, die wir nicht unterbinden konnten", wusste Wahl. "Wir haben heute alles auf dem Platz gelassen und das war der Schlüssel des Erfolgs." Diese Leistung müssen die Kiezkicker nun im letzten Spiel des Jahres bei Mainz noch einmal bestätigen.
Titelfoto: IMAGO / Steinsiek.ch

