Hamburg/Flachau - Als wäre es ein schlechtes Omen: wie immer hält sich St.-Pauli-Cheftrainer Alexander Blessin mit übertriebenem Lob zurück. Trotzdem zieht er ein durchaus positives Resümee des zehntägigen Trainingslagers und steigt recht zufrieden in den Flieger.
"Da muss schon noch was kommen, gerade im konditionellen Aspekt müssen wir eine Schippe drauflegen", so seine inzwischen schon traditionell zunächst kritische Betrachtung der Gesamtentwicklung des Teams in den vergangenen Tagen in Flachau.
"Die Jungs haben super mitgezogen. Wir haben vieles bearbeitet an Themen. [...] Wir sind auf einem guten Weg", betonte der 52-Jährige allerdings gleichzeitig.
Auf dem Weg ist die Mannschaft inzwischen auch zurück nach Hamburg. Zufälligerweise wurden Spieler und Co. am gestrigen Samstagabend ganz traditionell mit einem Umzug einer einheimischen Blaskapelle verabschiedet.
Bevor der Trainer seinem Team wieder den Marsch auf dem Trainingsgelände der Kollaustraße blasen wird, um weiter intensiv an offenen Stellschrauben zu drehen und sich nach viel Arbeit gegen den Ball mit "dem Umschaltspiel und dem letzten Drittel" zu beschäftigen, dürfen die Kiezkicker erstmal zweieinhalb Tage frei machen.
Auch Blessin, der häufig gefühlt 24/7 arbeitet, will sich mal ausruhen - wenn auch nur kurz. "Ich will dann mal versuchen, eine Stunde zu relaxen. Das war jetzt ein Termin auf dem nächsten. Das war schon ein hoher Anschlag."
Team macht Mannschaftsabend ohne Blessin: "Richtig geil!"
Zufrieden fährt auch Österreicher David Nemeth (24) aus dem Trainingslager in seiner Heimat zurück in seine Wahlheimat. "Es war sehr gut, wir haben uns alle näher kennengelernt, wir wissen jetzt auch voneinander die Stärken und wie wir die am besten einsetzen."
Um eine gute Teamchemie herzustellen, hätten die Boys in Brown während der Zeit südlich von Salzburg auch einen Teamabend gemacht, bei dem gezockt und gequatscht wurde. "Das fand ich richtig geil. Da muss auch nicht immer zwingend der Trainer dabei sein und seinen Senf dazugeben", berichtete Blessin, der viel Wert darauflegt, dass sein Team auch neben dem Fußballplatz als Einheit auftritt.
Gut integriert hätten sich demnach auch die zahlreichen Neuzugänge des Hamburger Klubs. Sportlich freut sich Blessin besonders über sein "Rundumpaket" Joel Chima Fujita (23).
"Das ist einer, der die Ruhe am Ball hat. Der den Ball auch sehr gut beschützt und Zweikämpfe gewinnt, der ein Balldieb ist und da schnell erkennt, wo gefährliche Brandherde sind. Er fordert überall den Ball und versteckt sich nicht", erkannte Blessin vor allem in den beiden Testspielen deutlich.
Verstecken wird sich der ein oder andere Kicker die nächsten zwei Tage sicherlich in seinem Hamburger Zuhause, um die sportliche und soziale Intensität der vergangenen zehn Tage auszukurieren, bevor sie am Mittwoch in ähnlicher Konstellation für das erste Training in der Hansestadt aufmarschieren.