Eigenwillige Vorgänge beim Halleschen FC? Das sagt Sportchef Daniel Meyer

Halle (Saale) - Der umstrittene Trainerwechsel, der heiß diskutierte Weggang von Kapitän Jonas Nietfeld (31), unverbindliche Vertragsangebote, eine offene Pokalprämie und negative Ansprachen. Es gibt eine ganz Reihe an eigenwilligen Vorgängen, die mit Daniel Meyer in Verbindung stehen. TAG24 ist den Ungereimtheiten beim Halleschen FC auf den Grund gegangen und hat mit dem 45-Jährigen gesprochen.

An Sportchef Daniel Meyer (45) scheiden sich in Halle die Geister.
An Sportchef Daniel Meyer (45) scheiden sich in Halle die Geister.  © Picture Point / Gabor Krieg

Die Enttäuschung von Daniel Meyer war groß am Abend des 24. Mai. Der Sportchef habe sich "leer" (O-Ton Meyer gegenüber TAG24) gefühlt - trotz des Sieges im Landespokal Sachsen-Anhalt gegen Lok Stendal, der in der 95. Minute erreicht wurde.

Nach einer halben Stunde verließ der Sportchef die Abschlussfeier des Teams in einem Restaurant. Nach eigenen Angaben, weil er an dem Abend seine minderjährigen Töchter betreuen musste.

Die Stimmung war gelöst und ausgelassen. Meyers Weggang fiel erst auf, als an seiner Stelle Mark Zimmermann (51) die Verabschiedungen der scheidenden Spieler übernahm.

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Der Ex-Trainer wurde von seinem Chef kurzerhand über die Planänderung informiert, soll sichtbar überrumpelt gewesen sein und musste improvisieren. Auch das Team war perplex, weil Meyer nicht mehr zugegen war.

Es war nicht die erste Aktion, die atmosphärische Störungen offenbarte. Am 6. Spieltag rannte Meyer zur Halbzeit in die HFC-Kabine und geigte der Mannschaft trotz 2:0-Führung die Meinung - Halle gab in der zweiten Hälfte gegen Underdog Eilenburg den sicher geglaubten Sieg aus der Hand.

Prämien-Zoff und Verabschiedungen sorgen für Verstimmung in der Sommerpause

Mark Zimmermann (51) feierte als Halle-Trainer Platz zwei in der Liga und den Pokalsieg. Gut zwei Wochen später musste er dennoch gehen.
Mark Zimmermann (51) feierte als Halle-Trainer Platz zwei in der Liga und den Pokalsieg. Gut zwei Wochen später musste er dennoch gehen.  © IMAGO / Köhn

Im Verlauf der Saison stürmte der Sportchef des Öfteren in der Halbzeit von der Tribüne runter. Noch an der Seitenlinie lederte er über das Auftreten des Teams und stellte dabei seinen Trainer in den Schatten.

Nach Wahrnehmung einiger Spieler hätten diese explosiven Eingriffe die Autorität Zimmermanns merklich untergraben. Viele Akteure fühlten sich angesichts der extremen Negativität in Mimik, Gestik und Rhetorik des 45-Jährigen unwohl.

Hinter vorgehaltener Hand äußerten einige der Abgänge, dass sie sich einen würdigeren Abschied oder wenigstens einen Anruf des Sportchefs gewünscht hätten. Meyer betont, er sei "nicht dazu gekommen" und führt "Eigendynamik und Hektik des Geschäftes, gerade in der Transferphase" an.

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Unter anderem verließ Eigengewächs Lucas Halangk (21) nach sechs Saisons den Klub. Auch die Anführer Jonas Nietfeld (31) und Berk Inaler (25) mussten gehen. Letzterer, vergangene Saison immerhin acht Mal HFC-Kapitän, wurde offiziell in einem Zweizeiler einer Randmeldung verabschiedet, andere Akteure bekamen nicht einmal das.

Auf die für den Pokalsieg ausgelobte Prämie warteten sie bis Ende Juni. Laut Meyer habe ihn der konkrete Vorschlag der Prämienverteilung erst kürzlich erreicht, woraufhin er "den Prämienschlüssel in die Buchhaltung gegeben habe".

Jonas Nietfeld bemängelt den Ablauf des Abschieds

Jonas Nietfeld (31) war über fünf Jahre HFC-Kapitän und hatte sich seinen Abschied deutlich anders vorgestellt.
Jonas Nietfeld (31) war über fünf Jahre HFC-Kapitän und hatte sich seinen Abschied deutlich anders vorgestellt.  © Robert Michael/dpa

TAG24 weiß: Vorausgegangen war eine lange und kontroverse Diskussion zwischen Sportchef und Team, welches sich die Zusage der Pokalprämie nicht schriftlich zusichern lassen hatte.

"Ich hätte mir vom HFC eher eine klare Ansage gewünscht", äußerte der langjährige HFC-Spielführer Nietfeld in der Mitteldeutschen Zeitung.

Der Satz, der auf seinen Abgang gemünzt war, könnte auch allgemeingültig für viele Verhandlungen Meyers herhalten.

Die Enttäuschung Nietfelds und anderer Akteure war umso größer, weil Meyer in Gesprächen gerne ein einseitiges Papier vorlegte, auf dem Konditionen wie Gehalt, Prämien und Laufzeit festgehalten waren. Nach Einschätzung Nietfelds fehlten nur "Details" - und eine rechtsverbindliche Unterschrift.

Die Nummer ist kein Einzelfall: Mehrere Spieler und Berater, die TAG24 befragte, fühlten sich getäuscht; interpretierten diese Papiere samt den Einladungen in die Stadionloge als Bekenntnis, einen Vertrag abschließen zu wollen. Zu einem Abschluss, einer klaren Absage oder einer Rückmeldung überhaupt kam es in vielen Fällen nicht.

Laut Meyer, der Volljurist ist, handele es sich um "unverbindliche Vertragsangebote", die als Verhandlungsgrundlage dienen. Ein Berater bezeichnet den Ablauf als "unseriös" und "Masche Meyers".

Viele Akteure der Agentur PM Sportmanagement beim Halleschen FC unter Vertrag

Halles neuer Co-Trainer Sascha Prüfer (38) wird wie zig Spieler von PM Sportmanagement betreut.
Halles neuer Co-Trainer Sascha Prüfer (38) wird wie zig Spieler von PM Sportmanagement betreut.  © Picture Point / Gabor Krieg

Im Fall Nietfeld habe die Position und das "fehlende Budget" den Ausschlag zur Trennung gegeben, obwohl private Gönner bereit gewesen wären, das Gehalt des Kapitäns zu tragen.

Im Mittelfeld soll stattdessen Fatlum Elezi die Fäden ziehen. Der 26-Jährige ist Klient bei PM Sportmanagement und der neunte Akteur der Agentur in dieser Transferperiode. Deren fünf stehen aktuell unter Vertrag.

Meyer begründet die auffällige Häufung mit den Marktanteilen der Agentur im Osten. Ausgerechnet Elezi und Malek Fakhro (27) kamen aber aus dem Westen. Burim Halili (27) und Robin Friedrich (22) habe er von früheren Stationen gekannt.

"Tendenziell sind das schon ein, zwei paar Akteure zu viel. Wir haben jetzt einen Umfang erreicht, wo wir darauf achten", so der Sportchef.

Was Meyer allerdings nicht erwähnt: In die besagte Berater-Firma reihen sich auch der neue Co-Trainer Sascha Prüfer (38) und die Abgänge von Manassé Eshele (26), Anthony Roczen (25) und Sören Acker (20) ein.

Klar ist: Daniel Meyer steht in seiner zweiten Saison als HFC-Sportchef unter verstärkter Beobachtung. Nicht nur, was den sportlichen Erfolg angeht.

Titelfoto: Picture Point / Gabor Krieg

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