Berlin - Was für eine irre Szene! Es liefen bereits die letzten Sekunden der Nachspielzeit, Fürth warf noch einmal alles vorne, auch Keeper Nahuel Noll eilte für den letzten Eckball nach vorne. Er war es auch, der die Kugel per Kopf verlängerte und damit beinah das Tor des Jahres einleitete - für Herthas Jonjoe Kenny (28).
Die Fürther versuchten den Ball noch einmal scharfzumachen, Kenny aber fing den Pass ab, schaute kurz und zog ab - aus über 80 Metern. Der Ball wurde länger und länger, kam erst kurz vor dem Strafraum auf, tippelte noch ein wenig, verfehlte dann aber ganz knapp den verwaisten Kasten. Nur Zentimeter verhinderten das Tor des Jahres!
"Ich habe nur Fabi (Reese, Anm. d. Red.) starten sehen und gedacht, er spielt den Ball jetzt Fabi in den Lauf. Auf einmal schießt er. Gefühlt war er noch im Sechzehner. Ich dachte nur, auf was für eine Idee kommt er denn jetzt, den Ball von da zu schießen", so Keeper Tjark Ernst (21) über das wohl schönste Beinah-Tor der Hertha.
Er konnte kaum glauben, was er da sah. Selbst die Distanz von über 80 Meter war für den Briten kein Problem.
"Hut ab. Was auch immer sein englisches Essen ist, dass der Ball so weit fliegt. Das hätte auf jeden Fall ein Tor verdient gehabt", so Ernst. "Ich hätte es ihm gegönnt. Es war schon ein phänomenaler Schuss."
So aber blieb Fabian Reese (27) einmal mehr derjenige, der den Unterschied ausmacht. Florian Niederlechner (34) setzte in der 16. Minute gekonnt seinen Körper ein, schirmte den Ball ab, sodass der Torjäger Fahrt aufnehmen konnte. Mit Wucht und Präzision haute er die Kugel ins Netz.
Kann Hertha BSC Überflieger Fabian Reese in Berlin halten?
Schon sein zehntes Saisontor, allesamt erzielt in der Rückrunde. Damit hat der 27-Jährige schon jetzt ein Tor mehr, als in der vergangenen Super-Saison (neun Tore, 14 Vorlagen) - und das, obwohl nahezu die komplette Hinrunde verletzt fehlte. Er ist in dieser Form von nahezu keinem Gegner zu halten, aber kann ihn auch Hertha in Berlin halten?
"Da sind wir alle gefordert. Wir wissen, was wir an ihm haben. Er weiß, was er an uns hat", erklärte Benjamin Weber (45).
Jeder weiß, wie viel die Stadt und der Verein dem Fan-Liebling bedeuten. Aus dem großen Ziel Bundesliga hat er jedoch auch nie ein Geheimnis gemacht. Hertha muss ihm nun ein weiteres Jahr 2. Liga schmackhaft machen und eine Perspektive bieten, dann aber auch tatsächlich um den Aufstieg mitzuspielen.
Mit der Vertragsverlängerung von Michaël Cuisance (25) ist zumindest ein starkes Zeichen gelungen. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich der Hauptstadtklub für die kommende Saison was vorgenommen - mit Reese? "Diese Frage kann nur Fabi beantworten. Ich bin aber super happy, was Benny mit der Verlängerung von Micka gelungen ist. Ich glaube schon, dass es ein Zeichen ist - nicht nur nach innen, sondern auch nach außen", so Stefan Leitl (47).