Hertha am Abgrund: Alte Dame hat sich viel zu lange etwas vorgemacht

Berlin - Die Zukunft des Trainers ungewiss, der nächste Grusel-Auftritt beim Schlusslicht, eine nicht enden wollende Schwäche bei Standards, eine Wackel-Abwehr und der Absturz auf Platz 18 - elf Jahre nach dem letzten Abstieg wird der Gang in Liga zwei realistischer. Hertha BSC präsentierte sich auf Schalke wie ein Absteiger!

Ratlose Profis: Filip Uremovic (26, r.) und Lucas Tousart (25) sind mit Hertha auf Talfahrt.
Ratlose Profis: Filip Uremovic (26, r.) und Lucas Tousart (25) sind mit Hertha auf Talfahrt.  © David Inderlied/dpa

"Das war ein richtiger Schlag in die Fresse!", fand Sportdirektor Benjamin Weber (43) deutliche Worte. Eine Erklärung für die Horror-Vorstellung hatte Kapitän Marvin Plattenhardt (31) nicht, so eine Leistung können man aber auf keinen Fall nochmal bringen.

Sätze, die die Hertha-Fans schon häufig gehört haben. Und doch passieren sie immer wieder. Dabei hatte Kevin-Prince Boateng (36) noch versprochen, dass sich so ein Auftritt wie in Hoffenheim nicht mehr wiederholen wird.

Das Schalke-Debakel hat jedoch erschreckende Parallelen. Wieder ging es zum Schlusslicht. Wieder gab das auswärtschwächste Team der Liga bei der heimschwächsten Mannschaft der Liga den Aufbaugegner.

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Haben sich die Berliner in Hoffenheim durch zwei Elfmeter die Tore selbst eingeschenkt, haben sie auf Schalke das Verteidigen einfach eingestellt. Es war quasi nicht vorhanden.

Und so findet sich Hertha am Tabellenende wieder, auch - oder gerade - weil man sich viel zu lange etwas vorgemacht hat. Im Grunde stecken die Blau-Weißen die ganze Saison über im Abstiegskampf. Wirklich wahrhaben wollten es weder die Spieler, noch die Verantwortlichen. Die Stimmungslage war eine andere. Der Tenor war eindeutig: Hertha - vor der Winterpause auf Platz 15 - steht nicht da, wo sie hingehören.

Hertha BSC kriegt Standard-Schwäche nicht in den Griff

Hertha BSC ging auf Schalke unter. Es war schon die dritte Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten.
Hertha BSC ging auf Schalke unter. Es war schon die dritte Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten.  © David Inderlied/dpa

Die Schwarz-Elf wusste durchaus zu gefallen, ließ aber zu viele Punkte liegen. Der gute Eindruck täuschte aber auch über bereits vorhandene Mängel hinweg. Der Kader hat im Vergleich zur Vorjahres-Katastrophen-Saison nochmal an Qualität eingebüßt, wirkt unrund.

Hinzu kommen Neuzugänge wie Filip Uremovic (26), Ivan Sunjic (26), Agustin Rogel (25) oder Wilfried Kanga (25), die keine Verstärkungen sind oder die nicht enden wollende Standardschwäche.

Vergangene Saison noch eine der größten Waffen, lassen die Standards von Plattenhardt zu wünschen übrig. Noch immer wartet der Hauptstadtklub als einziges Team auf ein Tor nach einer Ecke. Hinten wiederum ist man fast schon gewohnt anfällig. Kein Team hat so viele Gegentore nach einem Standard schlucken müssen, wie Hertha (24).

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Auch wenn in Berlin nun wieder Untergangsstimmung herrscht, ist der Klub noch lange nicht abgestiegen. Vier Punkte sind es derzeit aufs rettende Ufer (Bochum spielt am heutigen Sonntag bei Union), zwei auf den Relegationsrang. Zudem hat die Alte Dame auf dem Papier das leichteste Restprogramm. Sie spielen unter anderem noch gegen Stuttgart, Köln und Bochum.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die letzten drei Duelle gegen direkte Konkurrenten (Bochum, Hoffenheim, Schalke) gingen allesamt verloren. Zum Glück aber müssen die Schwaben und die Bochumer ins Olympiastadion. Auswärts ist der Hauptstadtklub ein gern gesehener Gast. Gerade mal fünf Pünktchen konnte in der Fremde gesammelt werden. Zu wenig um die Klasse zu halten!

Titelfoto: David Inderlied/dpa

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