Haris Tabakovic im Interview: "2. Liga war mir eigentlich egal"

La Manga - Auf ihm ruhen nach dem Ausfall von Fabian Reese (26) bei Hertha BSC die größten Hoffnungen. Zuletzt ist die Tormaschine Haris Tabakovic (29) aber ins Stocken geraten. TAG24 hat den Goalgetter am Rande des Trainingslagers in Spanien zum Interview getroffen.

Haris Tabakovic ist bei Hertha der Knipser vom Dienst. Mit neun Buden führt er die interne Torjägerliste an.
Haris Tabakovic ist bei Hertha der Knipser vom Dienst. Mit neun Buden führt er die interne Torjägerliste an.  © Soeren Stache/dpa
TAG24: Für dich ist es dein erstes Trainingslager mit Hertha. Wie sind die ersten Eindrücke? Bist du eher ein Fan von Winter- oder Sommertrainingslagern?

Tabakovic: Eher vom Wintertrainingslager, weil es in Deutschland schon extrem kalt ist. Die Bedingungen sind super: gutes Wetter, super Plätze, gutes Hotel und gutes Essen.

TAG24: Mit wem teilst du dir ein Zimmer? Und wer ist der Ordentlichere?

Tabakovic: Mit Smail (Prevljak, Anm. d. Red.). Wir sind eigentlich beide sehr ordentlich. Er hat seine Ecke, ich habe meine Ecke.

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TAG24: Nimm uns mal mit. Wie sieht denn so ein typischer Tag im Trainingslager aus?

Tabakovic: Wir haben von 7.30 Uhr bis 9 Uhr Frühstück. Ab 9.40 Uhr ist Abfahrt zum Training, das um 10 Uhr beginnt. Je nachdem, wie lange wir trainieren, kommen wir dann ins Hotel zurück. Einige gehen dann noch ins Gym und duschen. Um 13 Uhr ist dann Mittagessen, danach gibt es eventuell noch eine Videoanalyse. Ansonsten gehen die Spieler aufs Zimmer, ruhen sich aus, bevor um 15.40 Uhr die nächste Abfahrt zum zweiten Training um 16 Uhr ist.

Danach geht es wieder ins Hotel. Entweder nehmen manche noch ein Eisbad, gehen in die Sauna oder machen Krafttraining. Um 19 Uhr gibt es Abendessen und anschließend geht es irgendwann wieder ins Bett.

Fans können Haris Tabakovic offiziell Fluppe nennen

Zuletzt hatte er jedoch einen schweren Stand.
Zuletzt hatte er jedoch einen schweren Stand.  © Soeren Stache/dpa

TAG24: Du bist selber Nichtraucher und Anspielungen auf deinen Nachnamen sind wahrscheinlich eher nicht so dein Ding. Konntest du dich schon an deinen Spitznamen Fluppe gewöhnen?

Tabakovic: Ja, damit habe ich kein Problem.

TAG24: Die Fans haben dich gleich von Beginn an in ihr Herz geschlossen. Als du nach Berlin gekommen bist, hatte Hertha gerade das Lizenz-Drama hinter sich gelassen, war gerade abgestiegen und dann auch noch das erste Spiel verloren. Wie nimmst du jetzt die Stimmung rund um den Verein wahr?

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Tabakovic: Es ist sehr, sehr positiv derzeit. Wir sind auf einem aufsteigenden Ast. Wir sind sehr schlecht in die Saison gestartet und dennoch waren die Fans sehr positiv – auch, wenn wir verloren haben. Die Fans haben gemerkt: Da ist eine Mannschaft auf dem Platz, die kämpft wenigstens.

Das ist das Minimum im Fußball. Dass man immer kämpft, auch wenn man einen schlechten Tag erwischt. Das honorieren die Fans.

Tabakovic wollte unbedingt zu Hertha BSC

Seit mittlerweile sechs Ligaspielen wartet Haris Tabakovic auf einen Treffer.
Seit mittlerweile sechs Ligaspielen wartet Haris Tabakovic auf einen Treffer.  © Soeren Stache/dpa

TAG24: Fabian Reese hat letztens noch einmal zugegeben, dass es bei ihm Liebe auf den zweiten Blick war. Wie war es dann bei dir? Musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Tabakovic: Definitiv nicht. Ich kann mich erinnern, dass es für mich riesig war, als ich das erste Mal von Herthas Interesse gehört habe. Auch wenn es die 2. Liga ist. Das war mir eigentlich egal. Das ist für mich ein Riesen-Klub. Nach den Gesprächen mit den Verantwortlich war für mich klar, dass ich hierhin kommen möchte.

Es hat sich dann ein bisschen gezogen, bis der Transfer fix war, aber ich wollte unbedingt herkommen.

TAG24: Fabian Reese hat ja vor wenigen Monaten auch Abseits des Platzes mit seinem Flohmarktbesuch für Schlagzeilen gesorgt. Hat er dich mal mitnehmen können oder auch dafür begeistern können?

Haris Tabakovic: An dem Tag habe ich ihn sogar besucht. Ich war mit meiner Verlobten dort, wir haben ein bisschen geredet. Da waren wir noch ganz neu in Berlin, deswegen war es ganz witzig, dass sie uns eingeladen haben, um mal vorbeizuschauen. Es war cool, ich bin jetzt aber nicht der Typ, der das regelmäßig macht. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich seitdem keinen Flohmarkt mehr besucht habe, aber man muss der Stadt gegenüber auch offen für Neues sein. Ich fand es definitiv cool.

Herthas Sturmtank muss sich in der 2. Liga gegen "Ochsen" durchsetzen

Die Fans haben den Stürmer von Beginn an ins Herz geschlossen.
Die Fans haben den Stürmer von Beginn an ins Herz geschlossen.  © Soeren Stache/dpa

TAG24: Vor deinem Wechsel warst du in Wien. Was ist für dich der größte Unterschied zwischen Wien und Berlin?

Tabakovic: Als ich nach Wien gekommen bin, dachte ich schon: 'Boah, wie groß das hier alles ist.' Aber Berlin ist ja nochmal unglaublich. Man muss im Verkehr definitiv viel Geduld mitbringen. Für fünf Kilometer fahre ich fast eine halbe Stunde. Berlin hat aber alles zu bieten. Man kann die Stadt genießen.

TAG24: Und fußballerisch? Wie ist der Niveauunterschied in der 2. Liga im Vergleich zu Österreich?

Tabakovic: Es ist viel physischer als in Österreich. Hier gibt es in der Verteidigung diese Ochsen. Diese Spieler sind Männer und keine Jugendspieler, sondern meistens schon um die 30. Du hast in Österreich auch Top-Mannschaften wie Salzburg, die in der Champions League spielen. Dort merkt man auch, dass sie auf die Jugend setzen und Spieler auch verkaufen.

TAG24: Zuletzt kam Hertha immer besser in Fahrt. Ihr seid in der Liga nun seit sieben Spielen ungeschlagen. Was macht euch derzeit so stark?

Tabakovic: Wir sind als Team einfach sehr, sehr stark. Natürlich haben wir auch Einzelspieler wie Fabi, der in vielen Spielen den Unterschied macht, aber dennoch hat man gemerkt, dass wir als Team gewachsen sind. Zum Ende hin habe ich nicht mehr getroffen, aber dann ist Flo da, der trifft.

Es ist wie so häufig im Fußball: Wenn du in einen Lauf kommst, dann fallen die Bälle auch vor die Füße. Dann hat man auch dieses Spielglück. Man hat in den letzten Spielen gemerkt, dass es auf unserer Seite war.

Im zweiten Teil des Interviews spricht der Stürmer über die Hinrunde, seinen Hang zum Doppelpack, den Ausfall seines Lieblingsvorlagengebers Fabian Reese und den Pokal-Kracher gegen Kaiserslautern.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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