Beckers zweiter Neuanfang bei Dynamo: Das glückliche Händchen muss zurück

Dresden - Die Entscheidung war kein Lohn für die geleistete Arbeit, sie war für die nahe Zukunft fast schon alternativlos. Ralf Becker ist auch mindestens die kommenden zwei Jahre Sportgeschäftsführer der SG Dynamo. Nun braucht er das glückliche Händchen, das er bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren bewies, aber in der abgelaufenen Spielzeit vermissen ließ.

Kritischer Blick von Kaderplaner Kristian Walter und Sportchef Ralf Becker (v.r.). Beide müssen aus den Fehlern der letzten Saison lernen.
Kritischer Blick von Kaderplaner Kristian Walter und Sportchef Ralf Becker (v.r.). Beide müssen aus den Fehlern der letzten Saison lernen.  © Lutz Hentschel

Wenn man Julius Kade mitzählt, der im Vorjahr erstmal zurück zu Union Berlin ging, um dann wieder gekauft zu werden, hatte Becker in der angelaufenen Spielzeit 14 Transfers getätigt - zehn im Sommer, vier im Winter. Zu absoluten Leistungsträgern wurden nur Michael Sollbauer und Michael Akoto.

Auf Morris Schröter, der in der Rückrunde kaum berücksichtigt wurde, und Guram Giorbelidze, traf das zum Teil zu.

Anton Mitryushkin machte sein Zeug in den fünf Spielen als Broll-Vertreter. Luca Herrmann konnte verletzungsbedingt (fast) nie zeigen, was er kann.

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Alle anderen - Antonis Aidonis, Brandon Borrello, auch Kade, Adrian Fein, Vaclav Drchal und Oliver Batista Meier - blieben Randerscheinungen. Fein war nicht einmal das.

Zu viel Masse statt Klasse also, die Dynamo im Laufe der Rückrunde mehr und mehr auf die Füße fiel.

Gleichzeitig verpasste es Becker, nach den Verletzungen von Tim Knipping und Panagiotis Vlachodimos gleichwertigen Ersatz zu suchen.

Dynamo-Verantwortliche ließen sich vom guten Tabellenstand im Winter täuschen

Mit den Trainern lief es bei Dynamo nicht wie gewünscht. Lange wurde an Alexander Schmidt festgehalten. Doch dessen Nachfolger Guerino Capretti (im Foto) konnte kein einziges Spiel gewinnen.
Mit den Trainern lief es bei Dynamo nicht wie gewünscht. Lange wurde an Alexander Schmidt festgehalten. Doch dessen Nachfolger Guerino Capretti (im Foto) konnte kein einziges Spiel gewinnen.  © Robert Michael/dpa

Gefunden hätte er, mit Toni Leistner und Ibrahima Traore standen gute, aber auch teure Alternativen parat. Im Winter ließ er sich vom guten Tabellenstand täuschen, setzte auf die Zukunft statt auf die Gegenwart. Im Nachhinein ein Fehler.

Der unterlief Becker auch bei den Trainern. Als Dynamo im Herbst von Niederlage zu Niederlage taumelte, hielt er an Alexander Schmidt fest.

Entweder hätte er da reagiert - zu dem Zeitpunkt wäre es zumindest nicht Guerino Capretti geworden - oder er hätte es die komplette Saison durchgezogen. Der 51-Jährige handelte erst nach dem 0:1 gegen Darmstadt am 26. Februar.

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Caprettis Bürde waren seine ersten fünf Spiele. Die musste der Zweitliga-Novize gegen die Aufstiegskandidaten anscheinend nicht gewinnen. Alles war auf Sandhausen ausgerichtet - und dort versagten alle. Spätestens nach dem 0:1 gegen Aue hätte Becker noch einmal reagieren müssen.

Hat er nicht, die Relegation entschied das Duell der Trainer.

Jetzt muss der Sportchef den nächsten Neuanfang starten. Man kann ihm dabei nur eins wünschen: Dass sein glückliches Händchen zurückkommt.

Titelfoto: Lutz Hentschel

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