Markus Anfang steht vor dem Aus und Dynamo vor einem Dilemma!

Dresden - Die Bilanz ist verheerend - und sie fand am gestrigen Sonntag auch spielerisch ihren Ausdruck. Nur der Vorletzte VfB Lübeck hat im Jahr 2024 in der 3. Liga einen Punkt weniger gesammelt als Dynamo Dresden. Nach dem 1:3 gegen den 1. FC Saarbrücken stellt sich nun endgültig die Trainerfrage.

Ratlos, fassungslos und vielleicht auch ein Stück weit hoffnungslos wirkten die Dynamos nach dem 1:3 gegen Saarbrücken.
Ratlos, fassungslos und vielleicht auch ein Stück weit hoffnungslos wirkten die Dynamos nach dem 1:3 gegen Saarbrücken.  © Lutz Hentschel

"Langfristig" und "ligaunabhängig" will Dynamos Aufsichtsrat mit Markus Anfang (49) zusammenarbeiten - hieß es in einem Statement vor etwas mehr als fünf Wochen. Doch die Frage, die sich stellt: Kann man das aktuell noch?

Denn gegen Saarbrücken wirkte die Mannschaft alles andere als sattelfest, offenbarte in neuer taktischer Ausrichtung ungewöhnlich viele Fehler und Unsicherheiten.

"Wir haben viel dazu beigetragen, dass wir das Spiel verloren haben", musste auch Anfang zugeben. "Du hast aber keinen Einfluss darauf. Ich kann nicht auf den Platz laufen und den Ball nach hinten zum Torwart spielen. Ich kann nicht auf den Platz laufen und den Ball ins Tor schießen."

Scholz schwört Dynamos ein: "Sind es Fans schuldig!"
Dynamo Dresden Scholz schwört Dynamos ein: "Sind es Fans schuldig!"

Er ist aber dafür verantwortlich, dass seine Spieler dazu in der Lage sind. Und der Eindruck verfestigt sich immer mehr, dass er das wohl nicht mehr kann. "Ich bin der Trainer, und ich verstehe auch, dass ich dafür den Kopf hinhalten muss", gab der 49-Jährige zu.

Seine lange Rede im Mannschaftskreis nach dem Schlusspfiff wirkte wie ein Abschied.

Markus Anfang (49) scheint mit seinem Latein am Ende zu sein. Es braucht neue Impulse.
Markus Anfang (49) scheint mit seinem Latein am Ende zu sein. Es braucht neue Impulse.  © Lutz Hentschel
Markus Anfang (49, nicht im Bild) hielt nach der zwölften Saisonpleite eine lange Rede im Mannschaftskreis.
Markus Anfang (49, nicht im Bild) hielt nach der zwölften Saisonpleite eine lange Rede im Mannschaftskreis.  © Lutz Hentschel

Dynamo Dresden hat den Aufstieg nicht mehr in der eigenen Hand

Das 0:1 durch Tim Civeja (22, l.) war der Anfang eines rabenschwarzen Sonntags.
Das 0:1 durch Tim Civeja (22, l.) war der Anfang eines rabenschwarzen Sonntags.  © Lutz Hentschel

Dynamos Aufsichtsrat steht vor einem Dilemma. Mit Anfang weitermachen und hoffen, dass es am Ende doch noch zum Aufstieg reicht, oder sich selbst ins Abseits stellen und die noch keine fünf Wochen alten Treueschwüre über Bord werfen?

Dann aber müssten auch sie zum Wohle des Vereins ihre Konsequenzen ziehen! "Ich weiß, wie das Geschäft ist. Ich muss letztendlich die Verantwortung dafür tragen, so wie ich auch die Verantwortung dafür getragen habe, dass wir so eine gute Hinrunde gespielt und so eine Ausgangslage geschaffen haben", weist der Coach noch einmal auf das erfolgreiche Jahr 2023 hin.

Doch jetzt im April herrscht die pure Verunsicherung. Zehn Punkte Vorsprung auf Platz drei zum Ende des Jahres sind mehr als aufgebraucht.

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Sechs Spieltage vor dem Saisonende hat die SGD nach der zwölften Saisonpleite den Aufstieg nun nicht mal mehr in der eigenen Hand.

Szenen wie bei einem Abstiegskandidaten: Kevin Broll (28, M.) und seine Hintermannschaft nach dem Tor zum 0:3.
Szenen wie bei einem Abstiegskandidaten: Kevin Broll (28, M.) und seine Hintermannschaft nach dem Tor zum 0:3.  © IMAGO/Oliver Mueller

Folgt Dirk Schuster auf Markus Anfang bei Dynamo Dresden?

Dirk Schuster (56) führte den FCK ohne viel Vorlauf in die 2. Bundesliga - damals in der Relegation gegen Dynamo Dresden.
Dirk Schuster (56) führte den FCK ohne viel Vorlauf in die 2. Bundesliga - damals in der Relegation gegen Dynamo Dresden.  © Picture Point / Gabor Krieg

Markus Kauczinski (54) vor drei Jahren wurde für deutlich weniger entlassen. Nachfolger Alexander Schmidt (55) fand die richtigen Worte und den richtigen Dreh, stieg mit Dynamo doch noch in die 2. Bundesliga auf.

Vergleichbares gelang auch Dirk Schuster (56) vor zwei Jahren mit dem 1. FC Kaiserslautern, den er im Endspurt übernahm und doch noch über die Relegation ins Unterhaus führte. Sein Name schwirrt nicht erst seit Sonntag durch die Landeshauptstadt.

Die Frage nach (s)einer Zukunft in Dresden hörte Anfang nach dem peinlichen Auftritt gegen Saarbrücken nicht zum ersten Mal: "Ich kann die Frage nicht beantworten. Ich bin immer wieder im Austausch mit den Verantwortlichen des Vereins. Die haben ihre Tendenz ganz klar bekannt gegeben."

"Ich kann aber nicht jedes Mal eine Wasserstandsmeldung abgeben."

Titelfoto: Lutz Hentschel

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