Für seinen Sohn: Wie Corona Ex-Dynamo-Zeugwart Hebenstreit zum Pfleger machte

Dresden - Corona machte ihn plötzlich unfreiwillig zum Krankenpfleger! Weil die Betreuungsstätte seines schwerbehinderten Sohnes nur noch im Notbetrieb läuft, muss sich Maik Hebenstreit (55) seit Monaten selbst um Robert (35) kümmern. Er fühlt sich vom Freistaat alleingelassen.

Wünscht sich Unterstützung bei der Pflege:! Maik Hebenstreit (55) kümmert sich bereits seit Monaten selbst um seinen Sohn Robert (35), da dessen Betreuungsstätte nur im Notbetrieb läuft.
Wünscht sich Unterstützung bei der Pflege:! Maik Hebenstreit (55) kümmert sich bereits seit Monaten selbst um seinen Sohn Robert (35), da dessen Betreuungsstätte nur im Notbetrieb läuft.  © Petra Hornig

Hebenstreit kümmerte sich als Zeugwart bis 2017 um die Fußballer der SG Dynamo Dresden, sortierte Schuhe in der Kabine, wusch Trikots. Jetzt kann der zweifache Familienvater nichts anderes mehr tun, als sich um seinen Sohn zu kümmern.

Wegen eines Problems mit dem Blutzuckerspiegel nach der Geburt ist Robert (35) zu 100 Prozent schwerstbehindert und blind. "Er braucht rund um die Uhr Betreuung, kann nicht alleine sein."

Robert besucht tagsüber (8 bis 15 Uhr) für gewöhnlich eine Betreuungsstätte. Doch läuft dort seit Dezember nur ein Notbetrieb. Laut der zuständigen Sozialpädagogin könne Robert, der im Elternhaus wohnt, derzeit nur betreut werden, wenn beide Eltern einer Arbeit nachgingen. Da Maik Hebenstreit aktuell keinen Job hat, "muss" er die Pflege zu Hause übernehmen.

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"Windeln, waschen, füttern. Ich mache das gerne für meinen Sohn", sagt Hebenstreit. "Aber ich kann nichts anderes mehr tun. Ich könnte nicht mal zu einem Vorstellungsgespräch. Und das geht vielleicht noch Monate so weiter."

Ministerin Petra Köpping macht Hoffnung auf Hilfe

Viele Jahre arbeitete er als Zeugwart bei Dynamo, kümmerte sich auch um die Trikots der Spieler.
Viele Jahre arbeitete er als Zeugwart bei Dynamo, kümmerte sich auch um die Trikots der Spieler.  © Lutz Hentschel

Sein Wunsch: "So lange die Pflege-Einrichtungen zu sind, sollte die Politik Leute in meiner Situation unterstützen. Es werden schließlich so viele Hilfsgelder gezahlt."

Er schilderte die Problematik während einer Internet-Fragerunde des Freistaates im Februar Sozialministerin Petra Köpping (62, SPD). Die sprach ihm "großen Respekt und Anerkennung" für seine Situation und Leistung aus.

Für mögliche Zuschüsse sei sie allerdings nicht zuständig, sondern der Bund.

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Köppings Ministerium macht jetzt aber anderweitig Hoffnung: Gerade aufgrund der nunmehr langen Dauer des Notbetriebs sollte es möglich sein, Robert wenigstens zeitweise wieder in seiner Einrichtung betreuen zu lassen, so eine Sprecherin.

TAG24 bleibt dran.

Titelfoto: Montage: Lutz Hentschel, Petra Hornig

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