Er wurde selbst überführt: Sprint-Legende sieht schlimmeres Doping als je zuvor!

Jamaika - Er sorgte einst für einen der größten Doping-Skandale der Geschichte: Bei den Olympischen Spielen 1988 holte Ben Johnson (62) in Weltrekordzeit die Goldmedaille über 100 Meter, wurde zwei Tage später jedoch des Dopings überführt. Er ist aber überzeugt davon: Heute sieht es in der Leichtathletik noch schlimmer aus!

Ben Johnson (heute 62) gewann 1988 Olympia-Gold über 100 Meter - allerdings mithilfe verbotener Substanzen. (Archivbild)
Ben Johnson (heute 62) gewann 1988 Olympia-Gold über 100 Meter - allerdings mithilfe verbotener Substanzen. (Archivbild)  © ROMEO GACAD / AFP

"Im Laufe der Jahre hat sich nicht viel verändert", sagte der einstige Weltklasse-Sprinter bei Radio Jamaica. Ganz im Gegenteil: "Ich glaube, es ist schlimmer geworden als zu meiner Zeit!"

Eine krasse Aussage, schließlich war Johnson 1988 am wohl schmutzigsten Rennen der Geschichte beteiligt: Bei seinem nachträglich aberkannten Gold-Sprint stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass sage und schreibe sechs von acht Finalläufern in ihrer Karriere verbotene Substanzen eingenommen hatten.

Doch der Kanadier, der in Jamaika geboren wurde, ist der Überzeugung, dass sich das nicht gebessert hat: "Weil die Leute jetzt die Chance sehen, dass sie es sehr gut machen können, dass sie ihren Lebensunterhalt damit verdienen können."

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Ganz von der Hand zu weisen ist Johnsons Vorwurf übrigens nicht: Derzeit sind Hunderte Leichtathleten wegen diverser Doping-Vergehen gesperrt, die Mehrheit davon aus Russland, auch Kenia spielt weit vorne mit.

Doch auch vor Deutschland machen Doping-Skandale keinen Halt: Erst in diesem Jahr wurden die beiden Langstreckenläuferinnen Sara (22) und Sofia Benfares (19) positiv getestet.

Ben Johnson gibt USA die Schuld an Dopingsumpf in der Leichtathletik

Nicht nur Ben Johnson (v.) wurde des Dopings überführt, sondern auch fünf weitere Läufer des 100-Meter-Sprints von 1988. (Archivbild)
Nicht nur Ben Johnson (v.) wurde des Dopings überführt, sondern auch fünf weitere Läufer des 100-Meter-Sprints von 1988. (Archivbild)  © dpa Seoul/dpa

Verantwortlich macht Johnson dafür vor allem die USA. Diese wiesen eine erhebliche Doppelmoral auf, klagt er an: "Wenn man Nicht-Amerikaner ist und Amerikaner schlägt, hat man etwas falsch gemacht. Die Amerikaner geben immer anderen die Schuld, aber auch sie machen das Gleiche, sogar noch schlimmer."

"Sie wollen nicht akzeptieren, dass es Menschen außerhalb des Landes gibt, die besser sind als sie, dabei muss man das respektieren", ist Johnson der Meinung, dass die USA von Doping verseucht sind, damit keine kleineren Nationen sie schlagen können.

Allzu viele US-Amerikaner sind derzeit allerdings nicht wegen der Einnahme verbotener Substanzen gesperrt - solange sie keine clevereren Wege als der Rest der Welt gefunden haben, um ihr Doping zu vertuschen, sind sie nicht allzu schmutzig unterwegs.

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Vielleicht hängt Johnson hier noch seinem eigenen Schicksal hinterher: Während er selbst Goldmedaille und Weltrekord aberkannt bekam und eine Sperre von drei Jahren für das Doping-Rennen von 1988 erhielt, rückte sein großer Konkurrent aus den USA, Carl Lewis (62), nach.

2003 wurde allerdings aufgedeckt, dass Lewis 1988 gar nicht hätte starten dürfen, weil er zuvor positive Proben gehabt hatte - dennoch durfte Lewis das Olympia-Gold behalten und ist mit neun Olympia-Goldmedaillen in Sprint und Weitsprung bis heute einer der erfolgreichsten Athleten aller Zeiten.

Titelfoto: ROMEO GACAD / AFP

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