Hitlergrüße nach Paris: Deutsche Schwimm-Weltmeisterin als Nazi beschimpft

Berlin - Im Frühjahr 2024 krönte sich Angelina Köhler (24) sensationell zur ersten deutschen Schwimm-Weltmeisterin seit 15 Jahren, doch wenige Monate später folgte bei den Olympischen Spielen in Paris die Enttäuschung - und das nicht nur im Becken.

Angelina Köhler (24) nach ihrem WM-Sieg im Februar 2024.
Angelina Köhler (24) nach ihrem WM-Sieg im Februar 2024.  © OLI SCARFF / AFP

Unterm Eiffelturm verpasste die im Westerwald geborene Wahl-Berlinerin nur knapp das Treppchen über 100 Meter Schmetterling und landete hinter der Chinesin Zhang Yufei (27) auf Platz vier.

Anschließend sprach sich die 24-Jährige für einen sauberen Sport aus und beim Verpassen der Bronzemedaille von einem "bitteren Beigeschmack" - mit unschönen Konsequenzen im Netz.

"Ich wurde von chinesischen Bots auf Englisch und Deutsch angegangen. Ich wurde als Nazi beschimpft und bekam Fotos mit Hitlergrüßen zugeschickt", verriet die Sportlerin der SG Neukölln jetzt im Interview mit Sport Bild.

Konkurrentin Zhang war 2021 nämlich zusammen mit 22 anderen chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmern positiv auf das unerlaubte Herzmittel Trimetazidin getestet, daraufhin aber nicht von der Antidoping-Agentur des Landes gesperrt worden. Verunreinigtes Hotelessen sei schuld gewesen.

Auch die WADA reagierte damals nicht.

"Wegen meiner ADHS-Diagnose wurde behauptet, ich sei vollgepumpt mit Medikamenten wie Ritalin. Dabei nehme ich gar keine Medikamente!", ärgerte sich Köhler nun.

Angelina Köhler hatte bei Olympia Angst auf der Straße

Während der Olympischen Spiele in Paris prasselte ein Shitstorm aus China auf Angelina Köhler (24) ein.
Während der Olympischen Spiele in Paris prasselte ein Shitstorm aus China auf Angelina Köhler (24) ein.  © MANAN VATSYAYANA / AFP

Daneben sei sie von den Nutzern im Internet auch als "ewige Vierte" verunglimpft worden. "Das alles war schon extrem krass", erinnerte sich die Weltmeisterin.

Sie habe während Olympia sogar Angst gehabt, allein auf die Straße zu gehen und trinke immer noch aus keiner Flasche, die bereits geöffnet wurde. Sie befürchtet, dass ihr aus Rache jemand eine verbotene Substanz ins Getränk mogeln könnte. "Es ist wie ein Verfolgungswahn", so Köhler.

Immerhin habe der Shitstorm unter ihren Posts abgenommen. "Die schlimmste Zeit war bei Olympia und danach", offenbarte die Sportlerin. Dafür habe die Erfahrung ihre Spuren hinterlassen.

"Ich gehe jetzt mit einem anderen Gefühl in die nächsten Wettkämpfe wie die WM in Singapur. Ich weiß nicht, wie es sein wird, auf die chinesische Mannschaft zu treffen", blickte Köhler auf die anstehende Weltmeisterschaft vom 11. Juli bis 3. August 2025 voraus.

Titelfoto: OLI SCARFF / AFP

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