Er war der einzige Profi-Weltmeister der DDR: Rad-Legende Michael Hübner ist tot

Chemnitz - Der Bahnradsport trauert um einen der Größten seiner Zunft! Michael Hübner ist Dienstagmittag im Klinikum Chemnitz (Flemmingstraße) verstorben. Der "Dicke" wurde nur 65 Jahre alt.

Michael Hübner 1995 nach dem deutschen Team-Triumph bei der Bahnrad-WM in Bogotá. (Archivfoto)
Michael Hübner 1995 nach dem deutschen Team-Triumph bei der Bahnrad-WM in Bogotá. (Archivfoto)  © Roberto SCHMIDT / AFP

Nach TAG24-Informationen war Organversagen im Zusammenhang mit einer Sepsis die Todesursache. Hübner, gebürtiger Karl-Marx-Städter, hinterlässt seine Lebensgefährtin Sandra sowie die beiden Söhne Alexander (42) und Sascha (36) aus der Ehe mit Ex-Frau Heidi.

"Ich stehe total unter Schock", meinte Jens Fiedler (54), der - wie auch Sandra - bis zuletzt am Krankenbett seines einstigen Rivalen gesessen hatte. "Ich habe Micha immer als großen Konkurrenten, tollen Menschen und echten Freund geschätzt. Er wird mir fehlen."

Zusammen mit Fiedler und dem heutigen Bundestrainer Jan van Eijden (48) hatte Hübner 1995 bei den Titelkämpfen in Bogota/Kolumbien im Teamsprint seinen siebten und letzten WM-Titel geholt.

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Das erste Regenbogentrikot durfte sich Sprinter Hübner 1986 in Colorado Springs/USA überstreifen. Nach einer Finalniederlage im Jahr zuvor gelang ihm die Revanche gegen seinen Cottbuser Dauerrivalen Lutz Heßlich (65).

"Mein wohl größter Sieg. 'Lutze' war der stärkste Widersacher, den ich ja hatte. Wir haben uns so viele spannende Duelle geliefert, immer fair, ohne Scharmützel", meinte Hübner noch Jahre später.

Michael Hübner war der einzige Profi-Weltmeister aus der DDR

Michael Hübner (r.), hier an der Seite von Jens Fiedler (54), war mit sieben WM-Titeln einer der erfolgreichsten deutschen Radsportler überhaupt. (Archivfoto)
Michael Hübner (r.), hier an der Seite von Jens Fiedler (54), war mit sieben WM-Titeln einer der erfolgreichsten deutschen Radsportler überhaupt. (Archivfoto)  © Roberto SCHMIDT / AFP

1987 hatte dann - wie in den meisten Duellen der beiden Protagonisten - wieder Heßlich die Nase vorn. Auch 1984 und 1988 im Kampf um den jeweils einzigen Startplatz bei den Olympischen Spielen.

Als Heßlich am Dienstag im Urlaub vom Tod seines langjährigen Freundes erfuhr, standen ihm Tränen in den Augen. "Nein, das darf nicht sein. Ich kann's nicht glauben, nicht der Micha", war der 65-Jährige bestürzt. "Wir haben uns in der letzten Zeit zwar nicht mehr so oft gesehen, aber regelmäßig telefoniert."

Während Heßlich seine Karriere 1988 aus gesundheitlichen Gründen beenden musste, nahm die von Hübner ab 1990 richtig Fahrt auf. Gleich bei seinem WM-Debüt als Profi triumphierte er im Sprint und Keirin. Zwei Monate später wurde die deutsche Wiedervereinigung vollzogen, Hübner bleibt somit für immer der Status des einzigen DDR-Profi-Weltmeisters überhaupt.

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1991 wurde Hübner Keirin-Champion, 1992 holte er erneut Doppel-Gold, bis 1996 folgten dann neben dem schon genannten Team-Titel 1995 noch weitere vier Silber- sowie eine Bronze-Plakette.

Nach dem Ende seiner Laufbahn 1997 wurde es ruhiger um Hübner, aber nicht ruhig in seinem Leben. Der "Dicke" versuchte sich in verschiedenen Bereichen (Gastronomie, Immobilien), leider zum Teil glücklos. Schließlich musste er sogar Privatinsolvenz anmelden.

2009 kehrte Hübner zurück in den Radsport - als Sportlicher Leiter des Teams Erdgas 2012. Damit kam auch der (sportliche) Erfolg zurück. Unter Hübners Ägide holte Kristina Vogel 2016 Olympia-Gold im Teamsprint, Maximilian Levy 2012 Silber im Keirin und Bronze mit dem Team.

Titelfoto: Bildmontage: ROBERTO SCHMIDT / AFP

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