Sexismus und Gewalt gegen Frauen: Schachspielerinnen schlagen Alarm

Frankreich - 2023 und das Schachspielen ist immer noch eine Männerdomäne. Zwischen den Spielern trieft es vor Arroganz und Ego-Machtkämpfen. Sexismus wird offen ausgelebt. Schachspielerinnen auf der ganzen Welt schlagen nun öffentlich Alarm.

Sexismus in der Schachwelt trägt einen großen Teil dazu bei, dass Frauen mit dem Sport aufhören. (Symbolfoto)
Sexismus in der Schachwelt trägt einen großen Teil dazu bei, dass Frauen mit dem Sport aufhören. (Symbolfoto)  © 123RF/vilkarimov

Die Netflixserie Damengambit hat einen fiktiven Einblick ins Leben einer Frau geworfen, die sich in der Männerdominierten Schachwelt an die Spitze kämpft. Die Serie spielt in den 1950ern. Doch die sexistische Denkweise der männlichen Spieler in Bezug auf Konkurrentinnen hat sich bis heute kaum geändert.

Deshalb erhoben 14 Spielerinnen aus Frankreich nun das Wort in einem öffentlichen Brief. Darin heißt es: "Wir [...] haben sexistische oder sexuelle Gewalt durch Schachspieler, Trainer, Schiedsrichter oder Manager erlebt."

Mittlerweile haben mehr als 80 Frauen den Brief "Wir Schachspielerinnen" unterzeichnet und drücken damit Solidarität und Betroffenheit aus.

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Unter ihnen befinden sich auch Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und Managerinnen, die bereits Opfer verbaler oder physischer Übergriffe waren. Sexismus sei einer der Hauptgründe, weshalb "Frauen und junge Mädchen, insbesondere im Teenageralter mit dem Schachspielen aufhören".

Ferner heißt es: "Angesichts dieser Gewalttaten haben wir zu lange geschwiegen. Schweigen bedeutet jedoch, die Last der Schande allein zu tragen." Die Frauen der Schwelt erhoben die Stimmen, damit "Angst und Scham die Seiten wechseln".

Das Tata Steel Chess Tournament 2023 ist kein reines Männerturnier, trotzdem traten kaum Frauen an.
Das Tata Steel Chess Tournament 2023 ist kein reines Männerturnier, trotzdem traten kaum Frauen an.  © Sylvia Lederer/XinHua/dpa

Frauen der Schachwelt wollen nicht länger schweigen

Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann (25) sprach bereits im November 2022 über den Sexismus in der Schachwelt.
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann (25) sprach bereits im November 2022 über den Sexismus in der Schachwelt.  © Screenshot: Instagram/ josefineheinemann

Viele Menschen seien sich des Ausmaßes der Problematik nicht bewusst und auch ohne es zu wissen, Teil davon. Täter sollen jedoch "nicht länger ungestraft" agieren dürfen.

Zu den prominentesten Vertreterinnen des Sexismus-anprangernden Briefes gehören:

  • die iranische Schiedsrichterin Shohreh Bayat (36), die aufgrund ihres Umgangs mit dem Kopftuch nicht in ihre Heimat zurückkehren darf
  • Frauengroßmeisterin und Kommentatorin Jovanka Houska (43)
  • die ehemalige US-Meisterin Jennifer Shahade (42)
  • die deutsche Nationalspielerin Annmarie Mütsch (21)
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Bereits im November 2022 sprach die deutsche Schach-Großmeisterin Josefine Heinemann (25) mit Zeit Campus über Sexismus in der Schachwelt. Unter anderem berichtet sie von einer deutlichen Gender-Pay-Gap.

"Weil mehr Menschen den Männern an der Weltspitze des Schachs zuschauen wollen, werden die auch viel besser bezahlt. Ich glaube, dass die Leute die Spitzenturniere der Frauen auch spannend finden würden. Aber wenn die Turniere nicht vermarktet werden, schaut auch niemand zu", erklärt sie.

Sexistische Sprüche gehören offenbar auch zu einer traurigen Tagesordnung: "Ein Gegner hat sich darüber aufgeregt, dass er gegen ein kleines Mädchen verloren hat. Mit dem kleinen Mädchen meinte er mich", erinnert sich Josefine.

Titelfoto: 123RF/vilkarimov

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