Snooker: 10 Chinesen gesperrt - haben sie Spiele manipuliert?

Bristol - Wie schmutzig ist der Snooker-Sport wirklich? Seit Monaten schon ermittelt der Weltverband wegen Manipulationsvorwürfen. Acht Spieler waren bereits suspendiert - nun folgen die nächsten. Pikant: Sie alle sind Chinesen.

Und noch ein Titel: Snooker-Superstar Ronnie O'Sullivan (47) nach seinem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Großbritannien im Mai 2022.
Und noch ein Titel: Snooker-Superstar Ronnie O'Sullivan (47) nach seinem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Großbritannien im Mai 2022.  © Zac Goodwin/PA Wire/dpa

Snooker-Superstar und Bad Boy Ronnie O’Sullivan (47) ist auch außerhalb der Szene vielen Leuten ein Begriff: Der Engländer ist mit sieben Weltmeisterschaftstiteln Rekordhalter in der modernen Ära des Sports, Weltranglisten-Erster und mit rund 12 Millionen Pfund hat keiner so viel Preisgeld erspielt wie O'Sullivan.

Was allerdings nur eingefleischte Fans wissen dürften: Nicht die Engländer, Schotten und Iren - traditionell führend in dem Sport - sind die Snooker-Zukunft, sondern der chinesische Markt.

Der aktuelle Manipulationsskandal dürfte dem Weltverband WPBSA auch deswegen gar nicht passen: Denn die mittlerweile mehr als ein halbes Dutzend der Manipulation verdächtigten Spieler kommen allesamt aus China.

Manipulation zu Wettzwecken? 10 Snooker-Spieler gesperrt - sie kommen alle aus China

Liang Wenbo (31, links) und Snooker-Superstar Ronnie O'Sullivan (47) bei einem Turnier 2017.
Liang Wenbo (31, links) und Snooker-Superstar Ronnie O'Sullivan (47) bei einem Turnier 2017.  © ADRIAN DENNIS / AFP

Der prominenteste unter ihnen heißt Liang Wenbo (31). Wenbo gewann mit den English Open 2016 ein Major-Turnier, erspielte sich in seiner Karriere bisher rund 1,3 Millionen Euro Preisgeld und schaffte es bis auf Platz 11 in der Weltrangliste.

Ihm und seinen fünf Landsmännern, die im Dezember 2022 durch die WPBSA ebenfalls gesperrt wurden. "Manipulation von Spielergebnissen zu Wettzwecken" heißt das offiziell.

Bis Anfang Januar 2023 ist die Zahl der durch den Weltverband gesperrten Spieler auf 10 angewachsen, berichtet Sport1. Darunter Yan Bingtao (22), ebenfalls Masters-Sieger, und Zhao Xintong (25), die Nummer 9 der Snooker-Weltrangliste. Alle Spieler kommen aus China.

Eurosport-Experte "Strukturen gebildet, die systematischen Betrug ermöglichen"

Snooker, so berichtete es unter anderem Sport 1, eigne sich wegen der Spielweise gut für Manipulationen. Denn gewettet werden kann nicht nur auf Endergebnisse einzelner Partien, sondern auch auf Spielzüge. Und genau darüber soll es Absprachen gegeben haben, vermutet die WPBSA.

Wie genau, bleibt nun zu klären. Zur Aufklärung beitragen könnte eventuell Chang Bingyu. Doch vorerst hat der 20-jährige seinen Social-Media-Post, in dem er Liang Wenbo stark belastete, wieder gelöscht.

"Offensichtlich haben sich Strukturen gebildet, die systematischen Betrug ermöglichen", bilanziert Rolf Kalb, der die Snooker-Spiele für Eurosport in Deutschland kommentiert, in seiner Kolumne für den Sender. Kalb tourt übrigens selten durch die Welt - er kommentiert die Snooker-Partien oft aus seinem Studio im heimischen Gütersloh heraus.

Titelfoto: ADRIAN DENNIS / AFP

Mehr zum Thema Sport: