"Wie Hyänen im Busch": Nagelsmann holt nach DFB-Sieg zur Kritik an Fans und Gesellschaft aus

Köln - Mit zwei Einwechslungen bewies Julian Nagelsmann (38) am Sonntagabend ein goldenes Händchen im zweiten WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Nordirland (3:1). Da das Spiel rund eine Stunde lang aber eher trist verlief, hallten schon zur Halbzeit Pfiffe durch das Rheinenergiestadion in Köln.

Julian Nagelsmann (38) war nach dem ersten Sieg in der WM-Quali not amused über die Stimmung im Kölner Rheinenergiestadion.
Julian Nagelsmann (38) war nach dem ersten Sieg in der WM-Quali not amused über die Stimmung im Kölner Rheinenergiestadion.  © Federico Gambarini/dpa

Dafür hatte der DFB-Coach im Anschluss zwar Verständnis, holte aber gleichzeitig zu ordentlicher Kritik aus. Und die betraf nicht nur die Fans, sondern auch die deutsche Gesellschaft, deren Spiegelbild das Verhalten der Anhänger sei.

"Wenn wir alle im Land eine Energie haben, wird es einfach besser. Wenn wir alle wie Hyänen im Busch sitzen und warten, bis ich endlich wieder einen beißen kann und sagen kann, wie schlecht jemand ist, und dass er alles beschissen macht, ich glaube nicht, dass man sich dann so super entwickelt als Land", sprach er nach dem Sieg Klartext.

Bei den 43.169 Fans war die Unzufriedenheit mit der Leistung der DFB-Elf nach dem bereits enttäuschenden Auftakt in die Quali mit der 0:2-Niederlage in der Slowakei spürbar. Trotzdem wollte Nagelsmann die Unmutsbekundungen nicht einfach so hinnehmen.

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Er könne zwar verstehen, dass die Tickets teuer seien und die Anhänger dann mit einer gewissen Erwartungshaltung ins Stadion kommen, doch er gab auch zu bedenken: "Auf der anderen Seite schaue ich mir ein paar Spiele an und bin auch nicht immer super zufrieden, trotzdem pfeife ich nicht. Weil ich glaube, dass es den Menschen da unten nichts bringt."

Julian Nagelsmann wünscht sich mehr positive Stimmung - im Stadion und in der Gesellschaft

Der Nationaltrainer wünscht sich mehr positive Energie - im Stadion wie in der Gesellschaft.
Der Nationaltrainer wünscht sich mehr positive Energie - im Stadion wie in der Gesellschaft.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Nochmal bekräftigte er, dass er Unzufriedenheit verstehe und dass er nach der Auftakt-Niederlage in der Slowakei auch "fast in der Kabine gepfiffen" hätte, es "ist halt manchmal so".

Trotzdem sei er dann ein Typ, der versuche, die Negativstimmung aus den Köpfen zu bekommen, das wünscht sich Julian Nagelsmann auch für die deutsche Gesellschaft.

"Was ist jetzt passiert? Wir haben den Ausgleich gekriegt. Wow. Das passiert öfter im Fußball. Die Fans haben gepfiffen, auch wow. Wichtig ist jetzt, wie wir darauf reagieren", habe er in der Halbzeit zu seinem Team gesagt.

Mit Maximilian Beier (22) vom BVB und Nadiem Amiri (28) vom 1. FSV Mainz 05 wechselte der Bundestrainer sinnbildlich den Sieg ein. Beide belebten das Spiel enorm, Amiri schoss das 2:1 (69.) bevor Florian Wirtz (22) in der 72. Minute alles klarmachte.

Die Pfiffe waren der Jubelstimmung gewichen, bei Nagelsmann hallten sie aber nach. Er wünscht sich im weiteren Verlauf der WM-Quali die volle Unterstützung von den Rängen, auch, wenn es mal schlecht läuft.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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