"Hatten Angst, dass das passiert": Biathlon-Elite tobt wegen neuem System

Anif (Österreich) - Schon vor Wochen waren die Pläne der Internationalen Biathlon Union (IBU) durchgesickert, ab der kommenden Saison das Startgruppen-System zu revolutionieren. Der Aufschrei war besonders unter den Spitzenathleten riesig, doch das hindert die IBU nicht daran, ihr Vorhaben jetzt offiziell zu machen - zum erneuten Unmut der Biathlon-Elite.

Biathlon-Dauersieger Johannes Thingnes Bø (31) dürfte auch mit höherer Startnummer als haushoher Favorit ins Rennen gehen.
Biathlon-Dauersieger Johannes Thingnes Bø (31) dürfte auch mit höherer Startnummer als haushoher Favorit ins Rennen gehen.  © Jeff Mcintosh/The Canadian Press/AP/dpa

Wie die IBU am gestrigen Mittwoch mitteilte, wird nun ganz offiziell ein neues System eingeführt, in dem die besten Biathleten der Welt ihre Startgruppe nicht mehr selbst wählen dürfen, um für mehr Spannung unter den TV-Zuschauern zu sorgen.

Das bedeutet konkret: Die Top 15 des Gesamtweltcups sind in Sprint und Einzel erst zwischen Startnummer 46 und 74 zu finden! Bisher wählten sie aufgrund der besseren Schneebedingungen meist die erste Startgruppe und gingen entsprechend früh ins Rennen.

Zum ersten Mal wird das System Ende November beim Weltcup-Auftakt im finnischen Kontiolahti angewendet, dann werden die Startgruppen nach der Gesamtweltcup-Platzierung des Vorjahres zusammengestellt.

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Für Dauersieger Johannes Thingnes Bø (31) ist das ein Ärgernis: Er befürchtet, dass die IBU damit genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie bezweckt.

"Wir hatten alle Angst, dass so etwas passieren würde", sagte der Norweger bei TV2: "Wenn die Leute auf Biathlon umschalten und nichts von den Besten sehen, werden sie den Sender wechseln und man wird Zuschauer verlieren. Niemand will 40 Minuten vor dem Liegendschießen der Spitzenathleten zuschauen, das haben wir auch zum Ausdruck gebracht. Wir haben nicht so viel Zeit auf dieser Welt."

Bø sieht dadurch aber auch einen Vorteil für sich und seine Teamkollegen: "In dieser Hinsicht ist es positiv für mich und uns Norweger, weil wir besser ausgebildet sind. Aber die Veränderung könnte bedeuten, dass es Einzelkämpfer gibt, die früher gewonnen hätten, es aber jetzt nicht mehr tun."

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Bis Sturla Holm Lægreid (27) am Schießstand ankommt, dürfte in Zukunft einiges an Zeit verstreichen.
Bis Sturla Holm Lægreid (27) am Schießstand ankommt, dürfte in Zukunft einiges an Zeit verstreichen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Einer seiner ärgsten Rivalen aus dem eigenen Team, Sturla Holm Lægreid (27), sieht ein ganz anderes Problem mit der Regeländerung.

"Es ist schade, dass wir nicht früher einbezogen wurden. Denn ich denke, wir haben auch eine Menge guter Ideen. Wir haben es versucht, aber wir haben nicht das Gefühl, dass wir gehört werden", kritisierte der sechsmalige Weltmeister kurz vor der offiziellen Regeländerung bei TV2.

Denn in den vergangenen Wochen taten zahlreiche Top-Athleten wie auch der Deutsche Philipp Nawrath (31) ihren Ärger öffentlich kund, hinter den Kulissen liefen zahlreiche Gespräche, es gab Petitionen gegen das neue System.

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Immerhin: Die IBU lässt der jeweiligen Rennjury offen, bei schlechtem Wetter die Top-Athleten doch in die erste Startgruppe zu setzen. Vielleicht einer der Vorschläge, den die Sportler selbst gemacht haben?

Titelfoto: Jeff Mcintosh/The Canadian Press/AP/dpa

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