Nürnberg - Eigentlich wollte die deutsche Langläuferin Victoria Carl (30) bei den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo ihren Titel verteidigen. Ein Start im Februar scheint wegen ihres positiven Dopingtests aber ausgeschlossen, wie Bundestrainer Peter Schlickenrieder (55) jetzt eingestehen musste.
"Ich glaube, jedem ist klar, dass bei ihr keine Doping-Absicht dahintersteckt. Aber Fehler anderer oder Unwissenheit schützen nicht vor Strafen. Daher rechnen wir schon sehr deutlich damit, dass sie Olympia verpassen wird", sagte Schlickenrieder dem Sport-Informationsdienst zufolge bei der DSV-Einkleidung in Nürnberg.
Bei Carl, die in Peking 2022 überraschend gemeinsam mit Katharina Hennig-Dotzler (29) Gold im klassischen Teamsprint gewonnen und sich zudem mit der Staffel Silber gesichert hatte, war nach dem Ende der vergangenen Saison der verbotene Wirkstoff Clenbuterol festgestellt worden.
Während der Militärweltspiele im März litt die 30-Jährige unter Husten, dem behandelnden Truppenarzt war nach Angaben des DSV ein Fehler unterlaufen, weshalb Carl einen falschen Hustensaft verabreicht bekommen hatte - mitsamt dem Mittel, das auf der Dopingliste steht.
"Ich glaube, es zieht sich so lange, weil es kein einfacher Fall ist", betonte der Bundestrainer, räumte jedoch ein: "Aber am Ende des Tages gibt es Fakten, über die niemand hinwegspringen kann. Das ist tragisch für Victoria. Da platzt ein Kindheitstraum, so wie das ausschaut."
Skilanglauf: Victoria Carl hatte gute Chancen auf eine Olympia-Medaille
Nicht nur für die Thüringerin persönlich tut es Schlickenrieder leid, auch für den DSV ist ein Ausfall der Sportlerin bitter, die noch in der Vorsaison den zweiten Platz im Gesamtweltcup belegt hatte.
Mit Carl werde die Athletin fehlen, "die am ehesten eine Einzelmedaille hätte gewinnen können. Es tut mir natürlich leid für jemanden, der den Langlaufsport so liebt, so lebt wie sie", sagte der 55-Jährige.
Das Trainerteam gebe sein Bestes, um die 30-Jährige trotzdem zu motivieren, um nach dem bitteren Einschnitt in ihre Karriere diese nicht schon zu beenden, sondern den Blick nach vorne zu richten.
"Olympia 2030, das schafft man. Und da möchte ich dich dann als Olympiasiegerin vom Acker gehen sehen", plauderte Schlickenrieder aus dem Motivations-Nähkästchen. Ob Carl diese Perspektive in Betracht zieht, dürfte wohl erst nach dem Bekanntwerden ihrer Sperre klar werden.