Eishockey-Zoff! Nach Gejammer der DEL-Klubs: Jetzt schießen die Zweitligisten zurück!

Neuss - Sind die Ab- und Aufstiegsregelungen zwischen der DEL und der DEL2 wirklich "ganz schlecht durchdacht", wie es der Sportmanager der Augsburg Panthers Duanne Moeser (59) behauptet?

Augsburgs Manager Duanne Moeser (59) behauptete, die Auf- und Abstiegsregelung zwischen DEL und DEL2 sei ganz schlecht durchdacht.
Augsburgs Manager Duanne Moeser (59) behauptete, die Auf- und Abstiegsregelung zwischen DEL und DEL2 sei ganz schlecht durchdacht.  © IMAGO / Beautiful Sports

"Wie stellt man ein Team zusammen, wenn man nicht mal weiß, in welcher Liga man spielt, wer will zu einem Team kommen, ohne zu wissen, wo man spielt? Das ist eine harte Situation", so beklagte sich sein Coach Kai Suikkanen (63).

Die Panthers sind derzeit 14. der DEL und stehen vor dem Abstieg in die DEL2 - aber nur, wenn die Kassel Huskies, die Krefeld Pinguins oder die Dresdner Eislöwen Meister in der DEL2 werden (nur sie erfüllen die Aufstiegs-Kriterien).

Vereine wie Ravensburg oder Kaufbeuren könnten dies noch verhindern, wenn sie starke Play-offs spielen und den eigentlichen Favoriten Kassel vor der Ziellinie stoppen.

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Ob sie dazu auf den letzten Drücker noch Spieler - zum Beispiel von DEL-Klubs aus Augsburg oder Bietigheim - verpflichten, wird sich zeigen.

Selbst wenn Ex-Augsburgs-Coach Peter Russell (48) wieder Ravensburg trainiert, muss er nicht automatisch seine alte Mannschaft holen. Zumal er mit ihnen ja keinen Erfolg hatte. Der Klub hat zudem dieses Gerücht dementiert.

DEL2-Boss René Rudorisch: "Vielleicht muss ein Umdenken in der DEL stattfinden!"

Am 12. September 2018 unterzeichneten René Rudorisch (44, Geschäftsführer der DEL 2, M.) und Gernot Tripcke (54, Geschäftsführer der DEL, r.) die Auf- und Abstiegsregel.
Am 12. September 2018 unterzeichneten René Rudorisch (44, Geschäftsführer der DEL 2, M.) und Gernot Tripcke (54, Geschäftsführer der DEL, r.) die Auf- und Abstiegsregel.  © IMAGO / Pressefoto Baumann

Aber grundsätzlich dürfen alle Vereine bis zum 15. Februar 23.59 Uhr nachverpflichten und ihre Teams stärken.

Man kann es als Wettbewerbs-Verzerrung bezeichnen, aber alle haben das gleiche Recht und jeder hat dieser Regelung zugestimmt. Kassel verfügte vor der Saison ohnehin über den stärksten und wohl mit Abstand teuersten Kader der DEL2, weil sie wieder aufsteigen wollen - so weit der Ist-Zustand.

DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch (44) hat einerseits Verständnis für die schwierige Situation der Augsburger, fügt aber an: "Unser Absteiger in die Oberliga hat auch erst frühestens Ende Juni wirklich Planungssicherheit. Weil dann feststeht, ob der Oberliga-Meister überhaupt die Lizenzprüfung für die DEL überstanden hat."

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Ergo: Der Zweitligist muss deshalb auch zweigleisig planen. "Deshalb muss vielleicht ein Umdenken in der DEL stattfinden und den Spielern auch Verträge für beide Ligen angeboten werden", so Rudorisch.

"Das Problem sind ja in erster Linie die guten deutschen Spieler." Davon gibt es nicht so viele auf dem Markt. Ob der Verein wie in der DEL neun oder in der DEL2 nur vier Ausländer einsetzen darf, ist kein Thema. "Da finden sich genügend Spieler", so der DEL2-Geschäftsführer.

DEL-Vereine stimmten selbst für die Auf- und Abstiegsregelung, jammern jetzt aber jedes Jahr

Die große Leere auf den Rängen: Wie hier in Ingolstadt im Oktober 2022 ist das bei sechs DEL-Klubs keine Seltenheit. Dennoch fordern die DEL-Statuten eine Mindestkapazität von 4500 Zuschauern.
Die große Leere auf den Rängen: Wie hier in Ingolstadt im Oktober 2022 ist das bei sechs DEL-Klubs keine Seltenheit. Dennoch fordern die DEL-Statuten eine Mindestkapazität von 4500 Zuschauern.  © Imago / Eibner

Ein weiterer Punkt: Die DEL-Vereine selbst haben die Aufstiegsregeln bestimmt - also Augsburg mit.

Dass es in der Corona-Saison 2020/21 keinen DEL-Absteiger gab, war ebenfalls Wunsch der Vereine. Damit müssen jetzt zwei runter und Bietigheim hat dieses Planungs-Problem nur nicht, weil sie 15. und Letzter sind und definitiv absteigen, da die Liga auf 14 Klubs wieder verkleinert wird.

Dass derzeit nur drei DEL2-Vereine die zwei härtesten DEL-Auflagen (Hinterlegung der 816.000-Euro-Bürgschaft vor Saisonbeginn, Arena für mehr als 4500 Fans) erfüllen, liegt in erster Linie an der Größe der Hallen.

Selbst die Dresdner Eislöwen (4412) müssten später aufstocken. Würde die DEL von dieser Forderung abrücken, wären alle potenziellen DEL2-Meister-Kandidaten mögliche Aufsteiger.

Rudorisch: "Wir können gern darüber reden, dass wir diese Kriterien abschaffen, um mehr Planungssicherheit zu haben." Und ein Blick in der DEL-Zuschauer-Statistik verrät: Sechs der derzeit 15 Klubs haben im Schnitt weniger als 4000 Zuschauer, Straubing springt mit 4018 gerade so über die Latte. Warum ist das Fassungsvermögen dann so wichtig? Nur eine Hürde, um den DEL-Aufstieg für viele Zweitligisten unmöglich zu machen?

Ob die DEL-Vereine wirklich eine Nachjustierung der Auf- und Abstiegsreglung wollen? Viele Vereine stimmten doch ohnehin nur zähneknirschend damals zu. Jetzt, wo es gelebt wird, meckern immer nur die potenziellen Absteiger.

Im Vorjahr hatten die Krefeld Pinguins sogar mit Klage gedroht. Am Ende sind sie abgestiegen und eine Bereicherung für die DEL2. So wie Aufsteiger Frankfurt, der in der DEL mitmischt und Chancen auf einen Pre-Play-off-Platz hat.

Titelfoto: Fotomontage: IMAGO / Beautiful Sports, Hartenfelser

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