Stadt gibt fünf Millionen Euro aus, damit 30 Personen Hobby nachgehen können

Jyväskylä (Finnland) - Manches Hobby ist sehr, sehr teuer. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Fußball so beliebt ist. Man braucht Schuhe und einen Ball. Etwas komplexer wird es beim Skispringen. Eine Stadt in Finnland geht deshalb nun ungewöhnliche Wege.

Das liebe Geld sitzt in Finnland offenbar recht locker. (Symbolbild)
Das liebe Geld sitzt in Finnland offenbar recht locker. (Symbolbild)  © 123RF/tad5j

Die Stadt Jyväskylä (138.000 Einwohner) plant eine fünf Millionen Euro teure Renovierung ihrer Skisprungschanzen, die nur von 30 bis 40 Personen genutzt wird.

Bürgermeister Timo Koivisto erklärte gegenüber dem Blatt Iltalehti, warum.

"Bei Zustandsprüfungen stellte sich heraus, dass dort grundlegende Renovierungen notwendig sind", berichtet Koivisto, der aber gleichzeitig betont, dass noch nichts final beschlossen sei.

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Die Stadt verfügt über mehrere Schanzen. Es geht um die zwei größten: Eine 100-Meter-Schanze, die Matti-Nykänen-Schanze, und eine 64-Meter-Schanze, die Matti-Pulli-Schanze.

Die größere der beiden verschlingt allein drei Millionen Euro für eine Renovierung. Die kleinere die Hälfte. Zusätzlich müssten aber auch die Landehänge überholt werden, was auch eine halbe Million Euro kosten würde.

Laut Jouni Lappalainen, dem Vorsitzenden der Skisprungabteilung des Jyväskyläer Skiclubs, nutzen regelmäßig 5 bis 10 Springer die Matti-Nykänen-Schanze und 10 bis 15 die kleinere Matti-Pulli-Schanze.

Die Investition in die Schanzen bedeutet also Ausgaben von über 100.000 Euro pro Skispringer!

Das sind die Bauwerke, die eine Investition von fünf Millionen Euro für 30 bis 40 Sportler rechtfertigen.
Das sind die Bauwerke, die eine Investition von fünf Millionen Euro für 30 bis 40 Sportler rechtfertigen.  © Ilmari Repo
Der Bürgermeister der Stadt Jyväskylä, Timo Koivisto, wirbt für die Renovierung.
Der Bürgermeister der Stadt Jyväskylä, Timo Koivisto, wirbt für die Renovierung.  © Screenshot/X/tkoivisto_jkl

Die Schanze wurde nach einer der bekanntesten Söhne der Stadt benannt

Der vierfache Olympiasieger Matti Nykänen (†55) starb 2019. Er erkrankte an Diabetes, verzichtete aber nicht auf Alkohol und starb laut seiner Schwester an einer Bauchspeicheldrüsen- und Lungenentzündung.
Der vierfache Olympiasieger Matti Nykänen (†55) starb 2019. Er erkrankte an Diabetes, verzichtete aber nicht auf Alkohol und starb laut seiner Schwester an einer Bauchspeicheldrüsen- und Lungenentzündung.  © STAFF / AFP

"Es stimmt, dass Skispringen eine jener Sportarten ist, bei denen die Investitions- und Unterhaltskosten pro Benutzer sehr hoch sind", räumte Koivisto ein, aber verwies darauf, dass die Schanzen ein wichtiger Bestandteil der Skyline und Kulturgeschichte der Stadt seien.

Außerdem vergessen die Kritiker: Auch ein Abriss würde sehr viel Geld verschlingen. Höchstwahrscheinlich ebenfalls eine siebenstellige Summe.

Ein Abriss wurde Anfang der 2000er schon mal diskutiert.

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Koivisto erinnerte sich: "Damit kamen wir sogar in mittel-europäische Zeitungen. Dort wurde gefragt, wer so verrückt sein könnte, so etwas überhaupt zu denken."

Denn in der Wintersportnation Finnland sind Skisprungschanzen ein Teil der nationalen Identifikation.

Zudem ist die Großschanze nach einem der bekanntesten Söhne der Stadt benannt: Die Skisprunglegende Matti Nykänen (†55) gewann vier olympische Goldmedaillen und wurde sechsmal Weltmeister.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/tad5j, Screenshot/X/tkoivisto_jkl

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