Genug der Toleranz: Studie zeigt deutlichen Meinungswandel im Südwesten

Von David Nau

Stuttgart - Die Menschen im Südwesten akzeptieren Vielfalt laut einer Untersuchung in bestimmten Bereichen weniger als noch vor einigen Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine in Stuttgart vorgestellte Studie der Robert Bosch Stiftung.

Viele Menschen gehen regelmäßig für mehr Toleranz und Vielfalt auf die Straße, doch der Anteil der Bevölkerung, der diese Veränderung nicht länger gutheißt, wächst allmählich an. (Symbolfoto)
Viele Menschen gehen regelmäßig für mehr Toleranz und Vielfalt auf die Straße, doch der Anteil der Bevölkerung, der diese Veränderung nicht länger gutheißt, wächst allmählich an. (Symbolfoto)  © Christoph Schmidt/dpa

Demnach ist der Grad der Akzeptanz von Vielfalt im Vergleich zu einer Erhebung im Jahr 2019 teils deutlich gesunken: Damals lag der Wert für die Akzeptanz von unterschiedlicher ethnischer Herkunft noch bei 74 von 100 Punkten - in diesem Jahr lag er bei 58 Punkten.

Deutlich gesunken ist demnach auch die Akzeptanz von Vielfalt bei der sexuellen Orientierung: von 76 Punkten im Jahr 2019 auf jetzt 66 Punkte. Etwas verbessert hat sich laut Studie die Akzeptanz für unterschiedliche Geschlechter.

Für die Studie ließ die Robert Bosch Stiftung von Anfang Mai bis Anfang Juni bundesweit 4761 Menschen ab 16 Jahren befragen, darunter 518 aus Baden-Württemberg. Die Ergebnisse sind laut Stiftung repräsentativ.

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Die Menschen im Südwesten werden der Studie zufolge aber nicht nur intoleranter, viele haben auch nur wenig Vertrauen in die Politik.

Aktuelle Bundesregierung verliert Zuspruch der Bevölkerung

Gut die Hälfte der Befragten fühlt sich durch die aktuelle Bundesregierung unter der Leitung von Bundeskanzler Friedrich Merz (69) nicht mehr repräsentiert.
Gut die Hälfte der Befragten fühlt sich durch die aktuelle Bundesregierung unter der Leitung von Bundeskanzler Friedrich Merz (69) nicht mehr repräsentiert.  © Annette Riedl/dpa

Die Hälfte aller Befragten gab an, nur ein geringes oder gar kein Vertrauen in die aktuelle Bundesregierung zu haben.

30 Prozent vertrauen der Regierung den Ergebnissen zufolge teilweise. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hat das Gefühl, in der Politik nicht angemessen repräsentiert zu sein. 55 Prozent gaben zudem an, man dürfe seine Meinung in Deutschland nicht mehr frei äußern.

Die Robert Bosch Stiftung sieht in den Ergebnissen ein Zeichen für eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft in Baden-Württemberg.

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"Die Positionen zwischen Bürgerinnen und Bürgern sind zunehmend verhärtet, der Raum für Verständigung wird kleiner", sagte Geschäftsführer Bernhard Straub. Die Stiftung rät deswegen, mehr Formate für Begegnung und Dialog zu schaffen.

"Denn die Ergebnisse des Vielfaltsbarometers zeigen auch: Menschen sind anderen Gruppen gegenüber deutlich offener eingestellt, wenn sie bereits persönliche Kontakte hatten", sagte Straub.

Titelfoto: Christoph Schmidt/dpa

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