Letzte Chance für Deutschlands Autobauer? Chinesen auf dem Vormarsch
Von Christof Rührmair
München - Die chinesische Autoindustrie drängt nach Deutschland. Noch ist ihr Marktanteil klein, doch er steigt - und soll noch weiter gewaltig zulegen.
                                                                                                            
    
            Auf der Mobilitätsmesse IAA in München sind so viele chinesische Unternehmen wie noch nie - und sie haben ambitionierte Pläne.
116 Aussteller aus China zählt die IAA, die am Dienstag für das breite Publikum öffnet, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Basis vorläufiger Zahlen meldet. Abgesehen von Deutschland kommen aus keinem anderen Land auch nur annähernd so viele Unternehmen zu der weltweit beachteten Mobilitätsmesse.
In China haben die dortigen Hersteller den deutschen inzwischen den Rang abgelaufen, nun greifen sie nach dem deutschen Markt.
Noch dominieren hierzulande zwar die heimischen Platzhirsche, doch es gibt Bewegung, wie ein Blick in die Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt: Mehr als 35.000 chinesische Autos im engeren Sinne weist sie von Januar bis August aus. Das mag im Vergleich zum Gesamtmarkt von 1,87 Millionen Autos wenig sein - gerade einmal 1,9 Prozent - doch der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa verdoppelt.
Und zählt man auch die zum chinesischen Konzern Geely gehörenden Marken Volvo und Polestar mit, sind es sogar über 4 Prozent - mehr als etwa die bekannten Fabrikate Toyota und Tesla zusammen.
"Smartphone auf Rädern": Chinesische Hersteller drängen nach Europa
                                                                                                            
    
            Mit mehr als 15.600 Neuzulassungen in den ersten acht Monaten ist MG Roewe auch weiter die Nummer eins bei den chinesischen Marken in Deutschland. Doch inzwischen spielt auch Elektroschwergewicht BYD eine zunehmende Rolle und hat seine Neuzulassungen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 mehr als verfünffacht - auf gut 8500.
Und es sollen noch viel mehr werden: 50.000 verkündet Deutschlandchef Lars Bialkowski am Montag beim selbstbewussten Auftritt von BYD als Ziel für den Jahresabsatz in Deutschland, das er als Schlüssel in Europa sieht.
Auf Wachstum in Europa setzt auch der E-Auto-Bauer Xpeng, der in China Technologiepartner von VW ist: "Einer der wichtigsten Katalysatoren für unsere Dynamik ist die globale Expansion", sagt der fürs Auslandsgeschäft zuständige Vizechef Brian Gu in München. Und nirgendwo sieht er hierfür bessere Chancen als in Europa.
Auf der IAA feiert Xpeng den Europastart seines neuen Elektro-Modells P7 - und hat seinen Stand direkt gegenüber von VW aufgebaut. Die deutschen Marken halten durchaus dagegen - neue Fahrzeuge wie der iX3 von BMW, den die Münchner auf der IAA präsentieren, haben auch China im Blick. In Deutschland müsse man die chinesischen Hersteller ernst nehmen, sagt Vertriebschef Jochen Goller.
Doch einige ihrer Rezepte funktionierten in Deutschland schlechter - seien es die niedrigen Preise, die hierzulande nur bedingt darstellbar seien, sei es der Ansatz, ein Smartphone auf Rädern zu bauen, so Goller.
Titelfoto: XinHua/dpa

