Bayern will in fünf Jahren mindestens zwei deutsche Quantencomputer entwickeln

München - Die Quantentechnologie gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Nun wollen führende Wissenschaftler und Hochschulen in Bayern die Quantenforschung vorantreiben und in den nächsten fünf Jahren mindestens zwei Quantencomputer entwickeln.

Ein IBM-Quantencomputer der Serie "Q System One" steht bei der CES 2020.
Ein IBM-Quantencomputer der Serie "Q System One" steht bei der CES 2020.  © IBM/dpa

Dazu bündeln die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die Technische Universität München (TUM), die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Max-Planck-Gesellschaft Forschungs-und Entwicklungskapazitäten im prestigeträchtigen Projekt "Munich Quantum Valley".

Bayern solle damit einen Spitzenplatz bei Forschung und Einsatz der Quantentechnologie in der Welt einnehmen, sagte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (50, CSU) am Donnerstag zum offiziellen Start des Projekts. Der Freistaat unterstützt das Vorhaben mit 300 Millionen Euro.

Die Initiative solle bei enger Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft die "Türe öffnen für die Zukunftstechnologie", sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (50, Freie Wähler) - "wenn nicht in Bayern, wo denn sonst?".

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Laut Projekt-Koordinator Rainer Blatt (69) von der Universität Innsbruck geht es konkret darum, in den nächsten fünf Projekt-Jahren mindestens zwei Quantencomputer zu entwickeln, aufbauend auf unterschiedlichen Technologien.

In fünf bis zehn Jahren sollen die Superrechner in verschiedenen Gebieten einsatzfähig sein, erläuterten die Wissenschaftler. Dies solle Deutschland und Europa in der Zukunftstechnologie international unabhängig machen.

"Munich Quantum Valley": Bayern will führender Standort für Quantenwissenschaften werden

Markus Söder (54, CSU), Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Unterzeichnung eines "Memorandum of Understanding" zur Gründung der Forschungsinitiative "Munich Quantum Valley" teil.
Markus Söder (54, CSU), Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Unterzeichnung eines "Memorandum of Understanding" zur Gründung der Forschungsinitiative "Munich Quantum Valley" teil.  © Peter Kneffel/dpa

Quantenphänomene ermöglichen beispielsweise abhörsichere Datenübertragung. Quantencomputer könnten die Entwicklung von Medikamenten durch die Simulationen und Analysen von für den Krankheitsmechanismus relevanten Molekülen beschleunigen.

Da sie extrem tiefe Temperaturen brauchen, werden sie aber zunächst nicht auf jedermanns Schreibtisch stehen. Bisher sei die Technologie auch fehleranfällig.

Das "Munich Quantum Valley" soll auch Spitzenforscher in den Freistaat locken, wie TUM-Präsident Thomas Hofmann (53) sagte. Laut LMU-Präsident Bernd Huber (61) soll mit der Initiative einer der führenden Standorte weltweit in den Quantenwissenschaften - und -technologien entstehen.

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Ein Quantencomputer speichert Informationen nicht in Form von Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Ein "Qubit" eines Quantencomputers kann stattdessen viele Zustände gleichzeitig einnehmen.

Damit können Quantencomputer theoretisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger sein als herkömmliche Rechner.

Vor kurzem hatte die Fraunhofer Gesellschaft einen Quantencomputer des US-Konzerns IBM in Betrieb genommen, den ersten Rechner dieser Art außerhalb der USA.

Titelfoto: IBM/dpa

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