Von Johannes Neudecker, Sabina Crisan
Hongkong - Nach dem tödlichen Großbrand in einem Hongkonger Wohnkomplex suchen die Ermittler weiter nach der Ursache für den Ausbruch der Flammen.
Wie die Behörden mitteilten, nahm die Polizei drei Menschen einer Baufirma mit Verdacht auf fahrlässige Tötung fest. Berichten der "South China Morning Post" zufolge durchsuchten Beamte auch Büroräume des Unternehmens.
Bei dem verheerendsten Brand in der chinesischen Sonderverwaltungsregion seit Jahrzehnten kamen mindestens 55 Menschen ums Leben.
Wie die Feuerwehr mitteilte, starben 51 davon vor Ort und 4 im Krankenhaus. Mittlerweile galten insgesamt 123 Menschen bei dem Inferno im Stadtteil Tai Po als verletzt. Offen blieb die Zahl der Vermissten. Diese hatten die Behörden zuvor mit fast 279 beziffert.
Unter den Toten war auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der am Einsatzort bewusstlos gefunden wurde und im Krankenhaus starb.
Feuerwehr rettet Haustiere
Medienberichten zufolge retten die Helfer weitere Überlebende aus den betroffenen Gebäuden. Die Feuerwehr brachte am Morgen (Ortszeit) zudem mehrere Katzen und Hunde, die überlebt hatten, aus den Gebäuden.
Über den Hochhausblöcken der Wohnanlage Wang Fuk Court zogen am Vormittag (Ortszeit) weiter dichte Rauchschwaden, während die Feuerwehr ihre Löscharbeiten von Drehleitern aus fortsetzte, wie Live-Übertragungen zeigten. Wegen der Verkehrsbehinderungen fiel an 13 Schulen der Unterricht aus.
Die dramatischen Bilder des Brandes der höchsten Kategorie fünf gingen um die Welt. Das Feuer war am Mittwoch aus bislang noch ungeklärter Ursache ausgebrochen und hatte sich rasch über mehrere eingerüstete Hochhäuser ausgebreitet.
Die Feuerwehr berichtete von extremen Temperaturen in den oberen Stockwerken und schwierigen Bedingungen bei der Brandbekämpfung.
Mittlerweile brachten die Einsatzkräfte die Feuer weiter unter Kontrolle, meldeten aber noch Flammen in drei Wohnblöcken.
Rettungsarbeiten könnten noch lange dauern
Die Wohnanlage stammt aus den 1980er-Jahren und war für Renovierungsarbeiten eingerüstet.
Ermittler fanden mit Polystyrolplatten – einem leicht entflammbaren Kunststoff, der häufig als Dämmmaterial verwendet wird – verbaute und teils blockierte Fenster sowie mutmaßlich minderwertige Baumaterialien. Beides könnte dazu beigetragen haben, dass sich das Feuer so schnell ausbreitete und auf sieben der acht Gebäude übergriff, die jeweils mehr als 30 Stockwerke haben. In der Anlage befinden sich fast 2000 Wohnungen.
Durch den Großbrand mussten rund 900 Menschen Unterschlupf in öffentlichen Schutzräumen suchen.
Berichten zufolge rechnen die Behörden damit, dass die Rettungsarbeiten mindestens bis zum Abend (Ortszeit) weitergehen werden.
Erstmeldung: 27. November, 7.34 Uhr; zuletzt aktualisiert: 8.38 Uhr