Der Letzte seines Stammes: Mann lebte 26 Jahre lang völlig auf sich gestellt im Dschungel

Brasilia (Brasilien) - Fast 26 Jahre lang verweigerte er jeden Kontakt und lebte völlig allein im Amazonas-Dschungel Brasiliens: Am Samstag ist das letzte überlebende Mitglied eines bis dato nicht kontaktierten Stammes gestorben. Der Tanaru-Indianer grub tiefe Löcher und lebte bis zuletzt im Dorf seiner Vorfahren. Sein Stamm wurde bei einem blutigen Massaker getötet.

Eine der seltenen Aufnahmen, die den Tanaru-Indianer zeigen.
Eine der seltenen Aufnahmen, die den Tanaru-Indianer zeigen.  © FUNAI - Fundação Nacional do Índio

Am Samstag wurde der leblose Körper des schätzungsweise 60-jährigen Mannes in seiner Hängematte gefunden.

Das teilte die brasilianische Indianerbehörde FUNAI unlängst auf ihrem Internetauftritt mit.

"Der indigene Mann war der einzige Überlebende seiner Gemeinschaft, dessen ethnische Zugehörigkeit unbekannt ist."

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Völlig auf sich gestellt, lebte der Mann 26 Jahre lang in einem schwer zugänglichen Waldgebiet im Bundesstaat Rodonia in Nord-West-Brasilien. Die anderen Mitglieder seines Stammes wurden 1996 von Bauern, die es auf Farmland abgesehen hatten, in einem brutalen Massaker getötet. Die Bauern metzelten den ganzen Stamm nieder, etwa 100 Leute - Alte, Kinder, Frauen und Männer starben.

Der sogenannte Tanaru-Indianer wurde regelmäßig von den Behörden beobachtet. Auch Filmcrews konnten den Ureinwohner gelegentlich filmen.

Doch jegliche Kontaktaufnahmen wurden von dem Mann abgelehnt.

Fast 26 Jahre lang sprach er mit keinem Menschen und lebte in völliger Einsamkeit

Der Mann lebte bis zuletzt in seinem Dorf mitten im Regenwald. (Symbolbild)
Der Mann lebte bis zuletzt in seinem Dorf mitten im Regenwald. (Symbolbild)  © 123RF/strelkov73

"Kein Außenstehender kannte den Namen dieses Mannes oder auch nur viel über seinen Stamm - und mit seinem Tod ist der Völkermord an seinem Volk abgeschlossen", erklärte Fiona Watson, Mitarbeiterin von Survival, einer Organisation, die sich für den Schutz indigener Völker einsetzt.

Bis zuletzt lebte der Tanaru-Indianer im Dorf seines Stammes. Er versuchte, die 60 Hütten so gut wie es ging in Schuss zu halten. Um das Dorf herum legte der Mann zahlreiche tiefe Erdgruben an, um wilde Tiere zu fangen.

Aber auch, um sich vor Eindringlingen zu verstecken.

Der letzte Überlebende grub tiefe Löcher, auch, um sich zu verstecken

Experten sichern die kulturellen Zeugnisse des Tanaru-Indianers

Zunehmende Besiedlung und Zerstörung ihres Lebensraumes bedrohen viele der indigenen Völker Brasiliens. (Symbolbild)
Zunehmende Besiedlung und Zerstörung ihres Lebensraumes bedrohen viele der indigenen Völker Brasiliens. (Symbolbild)  © 123RF/opaidetheo

"Wir können uns kaum vorstellen, welche Schrecken er in seinem Leben erlebt hatte und wie einsam er war, nachdem der Rest seines Stammes getötet worden war, aber er widersetzte sich entschlossen allen Kontaktversuchen und machte deutlich, dass er nur in Ruhe gelassen werden wollte", sagte die Expertin.

Neben der Jagd auf wilde Tiere pflanzte der Verstorbene auch Mais und Papaya an.

Laut Behördenangaben starb der knapp 60-jährige Mann eines natürlichen Todes. Alle Habseligkeiten und Gegenstände waren offenbar an ihrem angestammten Platz. Mit ihm starb sein Stamm und seine Kultur endgültig aus.

Forscher dokumentieren nun mit Drohnen und 3D-Scanner die kulturellen Zeugnisse, die der Tanaru-Indianer hinterließ.

Titelfoto: FUNAI - Fundação Nacional do Índio

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